Elektrofahrräder sind gefragt: 2008 wurden in Deutschland bereits 100.000 Modelle verkauft. Im laufenden Jahr erwarten Hersteller und Handel nochmals eine deutliche Steigerung. Für die Deutsche Post sind gegenwärtig rund 7.000 Briefträger auf Fahrrädern mit eingebautem Rückenwind unterwegs. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich der Konzern mit der Beschaffung von E-Bikes.
Aber Vorsicht, die Briefträger rollen nicht mit normalen, handelsüblichen Modellen. Diese E-Bikes gibt es so nicht im Handel. Sie sind vielmehr speziell für die hohen Belastungen im Zustellalltag ausgestattet. Denn, je nach Tour stoppt der Briefträger bis zu 200-mal und fährt wieder an. In vielen Regionen geht das oft auch voll beladen bergauf. Akkus, Motoren und Elektronik sind eigens dafür ausgelegt. Zudem erhält der Postbote auch beim Schieben des E-Bikes Unterstützung vom Motor. Das ist für ihn bequemer, als immer wieder aufzusteigen oder das Rad mit der Zuladung von bis zu 50 Kilo nur von Hand zu schieben.
Die Post-Räder weisen aber noch eine Besonderheit auf: Sämtliche E-Bikes sind aus Sicherheitsgründen mit Scheibenbremsen ausgestattet, die auch bei Nässe ohne Verluste zupacken. Diese Technik bewährt sich im Alltag bestens. Dennoch treten ähnliche Probleme wie bei anderen Nutzern von Elektrofahrrädern auf: Die Akkus sind teuer und halten bisher auch bei guter Pflege nur 300 bis 350 Ladezyklen durch. Räder und Motoren sind bei der Post bis zu sechs Jahre werktäglich im Einsatz; in dieser Periode werden für jedes E-Bike fünf bis sechs neue Akkus angeschafft. Das ist auf Dauer ein teures Vergnügen. Hinzu kommt, dass an besonders heißen und kalten Tagen die Leistung des Akkus nachlässt – die Reichweite sinkt. Zudem setzten die Motoren bei voller Beladung und über 30 Grad Celsius Außentemperatur bergauf manchmal schon nach einigen Minuten wegen Überhitzung aus.
Permanent werden neue Modelle getestet. Bis zu 20 Postboten in ganz Deutschland prüfen diese E-Bikes sowie Komponenten im Alltag auf Herz und Nieren. Erst nach dem fachkundigen Urteil der Profis entscheidet das Unternehmen über deren Anschaffung. Die Post-Elektrofahrräder sind für eine Zuladung von 50 Kilogramm konstruiert. Der Antrieb der aktuellen Generation sitzt in der Nabe des Vorderrades. Zwei Akkus am Gepäckträger lassen sich bei Bedarf leicht austauschen. Gebremst wird mit Scheibenbremsen. Mit Zuladung und Fahrer bringt das Rad bis zu 210 Kilogramm auf die Waage. Auf rund 500 Zustellrouten mit einem sehr hohen Sendungsaufkommen kann die Nutzlast der Elektrofahrräder durch den Einsatz eines Anhängers verdoppelt werden.
Text: Erwin Halentz, Foto: Deutsche Post