Casting-Shows sind beliebt. Gleichgültig ob es um die Suche nach Laufstegschönheiten, Gesangstalenten oder Löffelverbiegern handelt, oder vielmehr um solche, die sich dafür halten: Die Branche boomt – auch Dank einiger abgefahrener Sprüche von mehr oder weniger kompetenten Juroren. Mit deutlich weniger Medienaufwand setzt die Reifenindustrie derzeit ihre neuen Kandidaten für die Sommersaison in Szene. Keine leichte Aufgabe, da sich das Wetter nicht immer an die jahreszeitlich üblichen Temperaturvorgaben hält. Zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken, zu windig oder am liebsten von allem etwas in unsortierter Reihenfolge. Welcher Reifen ist nun der Richtige für die Saison und gewinnt die Gunst der Kunden? Die Industrie hat sich für die Sommermonate wieder für das klassische Repertoire entschieden und bietet von allem etwas an. So stehen Reifen für schnelle Sportwagen einträchtig neben Spritspar-Pneus und Reifen für Kleinwagen neben SUV-Schlappen im Regal. Nur abgefahren ist noch keiner von ihnen. Ganz im Gegenteil: Neue Techniken wie beispielsweise der Einsatz von Kevlar oder Nano-Partikeln sollen die Reifen noch effizienter machen.
Dunlop startet in die frostfreie Jahreszeit mit einem neuen Hochleistungsreifen. Bei der Konstruktion des SP Sport Maxx TT griffen die Ingenieure auf ihre Erfahrungen im Motorsport zurück und verwendeten zum Beispiel Kevlar. Dadurch gelingt es, eine hohe Festigkeit zwischen Reifen und Felge zu konstruieren, was zu sehr guter Fahrpräzision besonders auch bei schnellen Kurvenfahrten führen soll. Auch die Komponenten im Bereich der Seitenwand wurden mit Fasern aus Kevlar für mehr Lenkpräzision und Fahrgefühl verstärkt. Statt wie in der Vergangenheit besteht die Kontur des Hochleistungsreifens nicht mehr aus drei, sondern aus zehn unterschiedlichen Radien. Damit kann sich unter allen Fahrbedingungen noch mehr Profilgummi mit der Fahrbahn verzahnen. Die Gummimischung für den neuen SP Sport Maxx TT wurde mit speziellen Nano-Partikeln angereichert. Die dadurch ermöglichte optimale Verbindung zwischen Füllstoffen und Gummi sorgt für eine größere Gesamtoberfläche. Bremseigenschaften und Grip sowohl auf nasser wie auf trockener Fahrbahn werden deutlich verbessert und das bei gleichzeitiger Erhöhung der Laufleistung. Ab der Größe 225/55 R 17 steht der Neue bei den Händlern. Die Reifen sind bis zu einer Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h (Y) freigegeben.
Bei der Bridgestone Tochter Firestone heißt der neue Sommerpneu Firehawk SZ 90µ. Dieser ersetzt sukzessive den UHP-Reifen Firehawk SZ 80, der bereits seit 2003 auf dem Markt ist. Das Symbol μ (sprich Mü) steht für Reibung und bezeichnet die gute Haftung des Reifens. Durch sein Laufflächendesign mit einem neuartigen asymmetrischen Profil will der Reifen eine gute Balance zwischen Nass- und Trockenleistung garantieren. Der innere Bereich der Reifenlauffläche ist für gutes Handling bei Nässe zuständig, während der äußere Bereich das Trockenhandling positiv beeinflusst. Das Laufflächenprofil wurde insgesamt optimiert, es bietet effizienten Wasserabfluss sowie eine gleichmäßige Druckverteilung im Bereich der Aufstandsfläche. Dadurch ergibt sich verbesserte Stabilität und Kontrolle bei nasser Fahrbahn sowie Resistenz gegen lineares Aquaplaning. Das 3D-Profildesign ermöglicht gute Kontrolle und Traktion in Kurven bei Nässe. Die neu konzipierten, extrasteifen Profilblöcke an der Außenschulter des Reifens sorgen für Kurvenstabilität bei trockenen Straßenverhältnissen. Der Firehawk SZ90µ kommt zunächst mit zwölf Dimensionen für 16 bis 18-Zoll-Felgen der Serien 40 bis 55 auf den Markt. Er ist bis V (240 km/h), W (270 km/h) und Y (300 km/h) freigegeben.
Fulda bringt neue Dimensionen für den Eco Control und den Carat Progresso. Ersterer spricht die preisbewussten Käuferschaft an, die neben Sicherheit auch auf Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit großen Wert legen. In den neuen Größen passt der Reifen nun auch für Fahrzeuge wie den Renault Modus, BMW Mini oder Opel Agila. Er ist ab 155/80 R13 lieferbar und darf bis zu 190 km/h schnell gefahren werden. Der Carat Progresso deckt mit seinen Größen die gängigsten Flottenfahrzeuge wie VW Passat, Audi A4 oder Ford Mondeo und passt außerdem auf viele Großraumlimousinen wie beispielsweise auf den Ford Galaxy. Ab 175/70 R13 steht der Pneu beim Händler.
Goodyear stellt in diesem Sommer ebenfalls neue Größen in die Regale seiner Händler. Der Dura Grip ist in 14- und 15-Zoll-Größen erhältlich. Die Erweiterung umfasst insgesamt 13 Dimensionen, alle mit dem Speed-Index H für eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 210 Stundenkilometern. Entwickelt wurde der DuraGrip speziell für die Bedürfnisse von Fahrzeugen im Stadtverkehr, wobei die Faktoren Rollwiderstandsoptimierung und Langlebigkeit im Vordergrund standen. Der Pneu ist ab der Dimension 165/80 R 13 erhältlich. Um sieben neue Größen erweitert Goodyear das Angebot des Eagle F1 Asymmetric. Damit ist der Ultra-High-Performance-Reifen in 32 Größen von 17 bis 20 Zoll und in Querschnittsverhältnissen von 50 bis 25 erhältlich.
Treibstoff-Sparen verspricht Michelin. Die vierte Generation der Energy-Reifen, der Energy Saver, soll 0,2 Liter weniger Treibstoff bei einer Wegstrecke von 100 Kilometern benötigen und damit gleichzeitig die CO2-Emissionen verringern helfen. Die Zauberformel dabei heißt: weniger Rollwiderstand, geringerer Verbrauch. Als Rollwiderstand bezeichnet man den Energieverlust des Reifens durch Reibung und Verformung beim Fahren. Die Verbesserung des Rollwiderstands um sieben Prozent wurde unter anderem durch die Verwendung einer speziellen Gummimischung ermöglicht, die überwiegend Silicia der neuesten Generation beinhaltet. Zudem haben die Ingenieure den Reifen leichter gemacht. Gleichzeitig will der Energy Saver aber auch durch gute Eigenschaften beim Bremsen, Handling bei Nässe und vor allen Dingen bei der Laufleistung punkten. Der Reifen ist in den gängigen Größen zwischen 165/70 R14 und 205/55 R16 erhältlich. Der Geschwindigkeitsindex reicht von 190 bis 240 km/h.
Das finnische Unternehmen Nokian offeriert mit dem Z G2 einen neuen Hochgeschwindigkeitsreifen. Ein besonderes Augenmerk bei der Entwicklung lag auf gutem Grip bei Nässe und gutem Aquaplaningschutz. Eine Multilagenstruktur, eine Gummimischung aus Nanosilica und eine neue Profilgeometrie sind die wichtigsten Zutaten für die versprochenen Fähigkeiten. Eine elastische Nano-Silicamischung soll sensibler als herkömmliche Gummimischungen auf Lenkbewegungen reagieren und den Reifen weich und präzise auf der Fahrbahn liegen lassen. Durch eine neue Profilgeometrie wird besonders bei hohen Geschwindigkeiten eine niedrigere Wärmeentwicklung erreicht. Eine Aquaplaninganzeige warnt mit einem Tropfensymbol in der Profilabnutzungsanzeige vor Aquaplaninggefahr. Bei nur noch vier Millimetern Restprofil verschwindet es und weist so auf ein erhöhtes Risiko hin. Der Nokian Z G2 ist in 23 Größen für die Geschwindigkeitskategorien W (270 km/h) und Y (300 km/h), von 16 bis 20 Zoll erhältlich.
Pirelli macht es Fiat nach und setzt in dieser Saison auf Retro. Was beim Fiat 500 prima funktioniert hat, kann ja bei einem Reifen nicht schiefgehen. So haben die Italiener ihren neuen Produkten mit P4 und P6 nicht nur eine einfache Buchstaben-Ziffer-Kombination gegeben, sondern einen Zusatz aus alten Reifenzeiten: Cinturato. Das klingt gut, heißt aber nichts anderes als Gürtelreifen. Tatsächlich will sich Pirelli natürlich nicht auf den technischen Errungenschaften der 60er Jahre ausruhen. Die neuen Pneus sollen dazu beitragen, umwelt- und gesundheitsschädliche Emissionen zu verringern. Die Italiener versprechen einen um 20 Prozent geringeren Rollwiderstand und damit eine Kraftstoffeinsparung und einen Rückgang der Schadstoffemissionen um bis zu vier Prozent. Das Reifengemisch der Cinturato-Serie wurde durch einige Elemente wie Siliciumoxid verstärkt, das die Laufleistung des Reifens erhöht. Außerdem wurde die gesamte Geometrie des Reifens von der Seitenwand bis zur Lauffläche überarbeitet, um den Rollwiderstand auszugleichen sowie die Kilometerleistung und die Sicherheit zu erhöhen. Die Reifen haben ein asymmetrisches Reifenprofil für höhere Fahrsicherheit in Kurven bei allen Wetterbedingungen. So soll ein optimales Fahrverhalten auf nasser Fahrbahn, vor allem in Hinsicht auf die Bremseigenschaften garantiert werden. Der P4 ist für Kleinwagen ab 165/65 R13 gedacht. Der P6 zielt auf Mittelklassefahrzeuge und ist ab 185/60 R14 geeignet und bis zu einer Geschwindigkeit von 240 km/h zugelassen.
Zum Continental-Konzern gehört die Traditionsmarke Semperit, die für den Sommer den Speed-Life präsentieren. Der Pneu zielt auf die Kundschaft, die im mittleren Preis-und Leistungssegment fündig werden möchten. Der Speed-Life verfügt über ein symmetrisches, laufrichtungsgebundenes Profil mit vier umlaufenden Profilrillen, die für sichere Fahrstabilität, gute Lenkansprache und ein Plus an Handling sorgen sollen. Außerdem ermöglichen die breiten Profilrillen eine schnelle Ableitung von Wasser und vermindert so die Aquaplaninggefahr. Zusätzliche Sicherheit beim Bremsen auf nassen Straßen bringt die Vollsilica-Mischung der Lauffläche. Ein weiterer Vorteil der Laufflächenmischung ist der niedrige Rollwiderstand, der Kraftstoff sparen hilft. Der Speed-Life geht in insgesamt 34 Dimensionen zwischen 15 und 19 Zoll an den Start. Die Freigaben sind zwischen 240 und 270 km/h angegeben.
Ebenfalls beim Continental-Konzern angegliedert ist Uniroyal. Der neue RainSport 2 knüpft an die erfolgreiche Serie der Regen-Sportreifen an. Bei der Konzeption des neuen Pneus der Regenreifenmarke wurde sowohl bei der Profilrillenflanke als auch im Profilrillengrund neue Strukturen angebracht, die die Wasserableitung so unterstützen, dass das Wasser zur Seite hin abgeleitet wird, noch bevor die Profilelemente des Reifens auf den Boden treffen. Dazu ist eine 3-D-Struktur in Rillenflanke und Rillengrund des V-Profils angebracht. Das beschleunigt die Ableitung von Wasser. Weiteren Schutz vor dem Aufschwimmen liefert die neuartige gewölbte Rippe des V-Profils. Sie sorgt dafür, dass sich der Bodendruck von der Mitte zu den Seiten des Profils hin aufbaut. Die neu entwickelte Laufflächenmischung macht das Fahrverhalten auf nasser Straße noch sicherer. Silica-Füllstoffteilchen ermöglichen bei dieser Mischung eine hohe Anpassung des Profils an die Fahrbahnrauhigkeit. Damit vergrößert sich die Kontaktfläche zwischen Reifen und Fahrbahn, so dass die Haftung auf trockenen und nassen Straßen angehoben wird. Der neue RainSport 2 ist mit 51 Größen zwischen 14 und 19 Zoll Felgendurchmesser im Reifenhandel verfügbar. Die Freigaben gehen bis zu einer Geschwindigkeit von 300 km/h.
Der japanische Reifenhersteller Toyo erweitert seine Größenvielfalt. Neue Dimensionen für die High-Performance Reifen Proxes 4 und Proxes T1-R sprechen noch mehr Fahrzeughalter von Sportwagen und Tuningliebhaber an. Der Proxes 4 nun von 15 bis 20 Zoll Größen und für Geschwindigkeiten bis 270 km/h erhältlich. Von 14 bis 22-Zoll-Felgen, insgesamt über 90 Dimensionen hält der Proxes T1-R bereit. Eine ganz andere Zielgruppe hat der TOYO 350. Er ist für Klein- und Kompaktwagen gedacht. Der Reifen ist nun in 13 bis 15 Zoll-Größen erhältlich und bis zu 210 km/h freigegeben.
Auch Vredestein ergänzt seine Produktpalette um weitere Größen. Der Hochleistungsreifen Ultrac Sessanta kann nun zwischen 17 und 22 Zoll bestellt werden, der Ultrac SUV Sessanta passt sogar bis 24 Zoll. Etwas bescheidener gibt sich der Sportrac 3, der für Mittelklasse-Fahrzeuge gedacht ist. Dieser ist auch als 195/45 R 16, 215/50 R 17 oder 215/65 R 16 verfügbar.
In Gestalt des SUV ist der Geländewagen längst in der Großstadt und auf der Autobahn heimisch geworden. Für den imposanten Auftritt sorgt dabei der Yokohama Parada Spec-X. Er ist in den Größen von 20 bis 24 Zoll lieferbar, sein markantes Profil-Design zieht die Blicke auf sich. Natürlich will der Reifen kein bloßer Schönling sein. Vielmehr verbessert das asymmetrische Design die Brems- und Beschleunigungsleistung. Es sorgt aber auch im Zusammenspiel mit der umlaufenden Entwässerungsrinne für sicheres Aquaplaningverhalten, was besonders bei großen Reifen-Dimensionen sonst oft ein Problem ist. Da leistungsstarke SUV gern schnell bewegt werden, gaben die Yokohama-Techniker dem Reifen verstärkte Schulterblöcke mit auf den Weg. Sie gewährleisten eine möglichst geringe Verwindung des Profils und perfektionieren so das Kurvenverhalten. Damit geht ein gleichmäßigeres und geringeres Verschleißverhalten daher. Der Pneu ist bis zu einer Geschwindigkeitsfreigabe V (bis 240 km/h) zugelassen und passt zu vielen PS-starken und getunter SUV.
Text: Elfriede Munsch