Erste Erfahrungen: Audi RS 6 Avant

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580 PS in einem Kombi, da denkt wohl mancher, was soll das? PS-Protz? Widerspricht der Audi RS 6 Avant doch jeder Vernunft und schert sich wenig um politische Korrektheit in Zeiten von Umweltdiskussionen und Verbrauchsdebatten. Der neue Renner setzt die 1994 begonnene Modellreihe RS bei Audi fort. RS wie Rennsport – seit 14 Jahren trumpfen diese Versionen mit mehr Leistung auf als dem durchschnittlichen Fahrer gut tut. Verfügte der erste RS2 über nur 315 PS, hatte die Sonderserie des RS6 Plus von 2004 bereits 480 PS unter der Haube.

Das aktuelle Modell überbietet diese Maßgabe noch einmal um 100 Pferdestärken. Der Fünf-Liter-V10 mit 426 kW/580 PS ist eine Weiterentwicklung des von Lamborghini adaptierten Aggregats, das auch im S6 und S8 zum Einsatz kommt. Zwei Turbolader sorgen für ordentlich Dampf unter der Haube. Und so lassen die technischen Werte keinen Zweifel darüber aufkommen, dass ein Hochleistungs-Sportaggregat zugange ist. Das maximale Drehmoment von 650 Nm steht zwischen 1.500 und 6.250 Umdrehungen bereit. Der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt in 4,6 Sekunden, nach zehn weiteren Sekunden hat man die 200 km/h-Marke geknackt. Bei der Geschwindigkeit von 250 km/h wird der Vortrieb elektronisch begrenzt. Optional kann die Höchstgeschwindigkeit auf 280 km/h angehoben werden. Damit die Kraft auch sicher auf die Straße kommt, verfügt der RS6 Avant über den quattro genannten Allradantrieb. Für die artgerechte Verzögerung sorgen groß dimensionierte Scheibenbremsen, auf Wunsch und gegen Zuzahlung Keramikbremsen. Das Fahrwerk orientiert sich am sportlichen Leistungswillen- und Vermögen der Kundschaft: Einerseits ist es für sportliche Fahrten auf der Rennstrecke ausgelegt, andererseits vermittelt es ein bequemes Reisegefühl bei normalen Gebrauch auf Landstraßen oder Autobahnen. Schließlich ist der Renn-Kombi durchaus als Alltagsauto konzipiert. Der Kofferraum schluckt 565 Liter, bei umgeklappter Rücksitzlehne sind es sogar 1.660 Liter. Das Interieur ist sportlich und edel gehalten. Kein Wunder: Kann der Kunde doch für den Grundpreis von 106.900 Euro einiges erwarten. Dazu gehören auch die großen Luftöffnungen in der Frontschürze, die weit ausgestellten Radkästen und die beiden Auspuff-Endrohre für den nicht ganz dezenten Auftritt. Aber natürlich gibt es noch weitere Optionen, den Preis nach oben zu bewegen. Die Keramikbremsen für 20-Zoll-Reifen kosten 8.200 Euro, die entsprechenden Schlappen stehen mit mindestens 1.800 Euro in der Liste. Ein RS-Schalensitz schmiegt sich ab 2.800 Euro um die Hüften des Fahrers. Wer will, kann für 1.900 Euro den Wagen mit einem Teppichboden im Audi-Exclusive-Design auslegen lassen -immerhin sind die vorderen und hinteren Zusatzmatten dann im Preis enthalten.

Auch ja, Treibstoff benötigt der Wagen auch: Den Normverbrauch gibt Audi mit 14 Litern an (C02-Ausstoß: 333 g/km). Dafür gilt den Audi-Testpiloten ein dickes Lob! Bei ersten sehr verhaltenen Testfahrten über südfranzösische Landstraßen zeigte der Bordcomputer knappe 17 Liter an und locker das Doppelte bei artgerechter Bewegung über eine Rennstrecke. Aber auch der RS6 Avant wird seine Käufer finden. Ist er zumindest auf den ersten Blick deutlich unauffälliger als ein reinrassiger Sportwagen und taugt damit zum Dienstwagen.

Text: Elfriede Munsch

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