Das Licht am Auto gehört zu den selbstverständlichen und natürlich serienmäßigen Ausrüstungsgegenständen. Stand-, Abblend- und Fernlicht sind Standard und ermöglichen schon eine ordentliche Sicht. Zudem finden sich in immer mehr Fahrzeugen moderne Lichtsysteme: Xenon oder Bi-Xenon-Scheinwerfer, diverse Sonderfunktionen wie Abbiegelicht, automatische Leuchtweitenregulierung, adaptives Autobahnlicht oder auch dynamisches Kurvenlicht halten verstärkt Einzug in unsere Autos.
In den Anfängen des Automobilbaus konnte man kaum davon sprechen, das Licht anzuschalten. Da gab es weder Schalter noch Drehknopf. Man griff vielmehr zum Feuerzeug und zündete die Kerzen in den Scheinwerfern an. Die Lichtausbeute war auch eher gering, zum Glück fuhren die Autos nicht schnell und nachts dürften ebenfalls nicht all zu viele unterwegs gewesen sein. Dieses Funzellicht konnte auf Dauer nicht befriedigen. In den rund 120 Jahren Automobilgeschichte haben sich daher dem Thema Beleuchtung immer wieder Ingenieure, Erfinder und Tüftler angenommen. Im ersten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts kamen Karbidlampen an Pkw zum Einsatz. Die leuchteten zwar etwas heller, dafür bestand aber die Gefahr von Explosionen. Bereits 1911 führte Cadillac als erster Hersteller von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor serienmäßig elektrische Fahrzeugbeleuchtung ein. Zwei Jahre später stellte Bosch das Bosch-Licht vor: Eine komplette elektrische Einheit bestehend aus Lichtmaschine, Scheinwerfern, Regler und Batterie. 1925 ermöglichte die Bilux-Zweidraht-Autoscheinwerferlampe von Osram Abblendlicht und Fernlicht aus einer einzigen Lichtquelle. In den folgenden Jahren wurde die Lichttechnik immer besser und auch komfortabler. Anfang der 60er begannen Halogenlampen ihren Siegeszug, zehn Jahre später die Bilux-Halogenlampen. Seit den 90er helfen Xenon-Scheinwerfer – zunächst in der automobilen Oberklasse, mittlerweile auch für Kleinwagen erhältlich – die Sehverhältnisse zu verbessern. Auch im neuen Jahrtausend beschäftigen sich Autohersteller und Lichtspezialisten intensiv mit Scheinwerfern und dem Einsatz von neuen Techniken.
Gerade nachts oder bei schlechten Sichtverhältnissen steigt die Gefahr von Unfällen. Hier können Xenon-Scheinwerfer gegenüber Halogenleuchten durch ihre höhere Lichtausbeute punkten. Das dynamische Kurvenlicht bringt dabei einen weiteren Sicherheitsgewinn. Abhängig von Geschwindigkeit und Lenkeinschlag werden die beweglichen Xenon-Scheinwerfer bei Kurvenfahrten durch kleine Stellmotoren gedreht. Damit wird der Kurvenverlauf besser sichtbar.
Doch moderne Scheinwerfer können längst mehr als nur um die Kurve leuchten. Was seit einigen Jahren in der automobilen Oberklasse wie zum Beispiel bei der Mercedes E-Klasse begann, setzt sich jetzt langsam in die Mittelklasse fort. Die Scheinwerfer erkennen unterschiedliche Straßenbedingungen wie Autobahn oder Landstraße und passen sich automatisch den verschiedenen Anforderungen an.
Gerade hat Opel sein neues AFL (Adaptive Forward Lighting) vorgestellt, dass im Insignia sein Debüt feiern wird. Dieses zusammen mit Hella entwickelte System basiert auf lichtstarken Bi-Xenon-Scheinwerfern. Bei konventionellen Gasentladungslampen wird die Hell-Dunkel-Grenze des Abblendlichts mit Hilfe einer Strahlenblende gebildet. Bei der neuen AFL-Technologie kommt hingegen eine Frei-Form-Walze zum Einsatz. Auf deren Mantelfläche befinden sich mehrere exakt berechnete Konturen für die verschiedenen Lichtverteilungen. Die Steuerelektronik erhält Informationen über die Straßen- und Sichtverhältnisse durch eine Vielzahl von Fahrzeugsensoren wie zum Beispiel durch Geschwindigkeits-, Lenkwinkel- oder Regensensoren. Die Software entscheidet, welche Lichtfunktion in der jeweiligen Fahrsituation angemessen ist. Der Stellmotor dreht dann die gewünschte Kontur auf der Walze in Sekundenschnelle in den Strahlengang und verändert dadurch die Lichtverteilung. Zur Realisierung des Kurvenlichts ist das Modul schwenkbar.
So lassen sich bei Opel sogar neun verschiedene Lichtmodelle realisieren. Dazu gehören das Stadt-, Spielstraßen-, Autobahn-, Landstraßen- und das Schlechtwetterlicht sowie das statische Abbiegelicht, das dynamische Kurvenlicht, Fernlicht und der Fernlichtassistent. Dabei ist jede Einstellung an die besonderen Begebenheiten angepasst. So bietet das Stadtlicht bei Geschwindigkeiten von 50 km/h bei reduzierter Reichweite eine breitere Lichtverteilung, die es ermöglicht Fußgänger am Fahrbahnrand besser zu erkennen. Der Fernlicht-Assistent schaltet automatisch das Fernlicht zur besseren Ausleuchtung der Fahrbahn ein und sorgt so für entsprechend gute Sicht. Die Kamera des Systems erkennt die Scheinwerfer oder Rückleuchten anderer Fahrzeuge und schaltet im Bedarfsfall automatisch von Fern- auf Abblendlicht um, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden. Außerdem ermöglicht das System LED-Taglicht-Fahrten. In den meisten europäischen Ländern entspricht diese den Vorschriften für das Fahren mit Licht am Tage. Die Vorteile der Licht emittierenden Dioden liegen in ihrer schnellen Ansprechgeschwindigkeit, die hohe Helligkeit und dem geringeren Energieverbrauch. Opel spricht von einer Ersparnis von 98 Prozent gegenüber herkömmlichem Abblendlicht. Die Haltbarkeit soll mittlerweile die Lebensdauer eines Pkw übertreffen. Bisher nutzten Hersteller wie zum Beispiel Audi die LED-Technik für die Gestaltung der Rück- und Bremsleuchten. Im Sportwagen R8 präsentierten die Ingolstädter LED-Scheinwerfer. Der Lexus LS 600 h ist bereits mit LED-Abblendlicht erhältlich. Im Sommer folgt der Cadillac-SUV Escalade Platinum mit LED-Scheinwerfern. Und sicherlich, geht auch anderen Automarken demnächst ein (LED)-Licht auf.
Text und Fotos: Elfriede Munsch