Andererseits litt die Marke, die 1995 in der Stadt Belper (Provinz Derbyshire) von Denis Bowler gegründet worden war, stets auch ein wenig unter Finanzknappheit, was sich auch in der Zuverlässigkeit der Modelle spiegelte. Bowler- Eigner mussten folglich immer gute „Schrauber“ sein und Fantasie beweisen, wenn es um die Beschaffung von Ersatzteilen ging. Doch die diversen Modelle der Marke, Tomcat, Wildcat und Nemesis, hatten ihre festen Kunden und Fans. Die Antriebstechnik inklusive der Motoren stammte fast ausnahmslos von Land Rover. Neben Dieseltriebwerken kamen auch Varianten des Stammhaus-eigenen V8- Motors zum Einsatz.
Und irgendwann, etwa gegen Ende der 2010er Jahre, wurden die Tore bei Bowler geschlossen. Jaguar Land Rover übernahm dann 2019 den Namen und die übriggebliebenen Maschinen und Fertigungsanlagen, brachte den ganzen Laden technisch auf Vordermann und entschied, die Marke nicht nur zu retten, sondern sie unter der Regie der neuen Herren fortzuführen. Vor knapp zwei Jahren wurde zuerst der Land Rover Defender (90er und 110er) völlig neu in den Markt gestellt, holte sich schnell gerade bei den traditionellen „Landy“-Fahrern die volle Akzeptanz. Die neuen Defender- odelle haben den Markt im Eilflug erobert. Nun kommt der Name Bowler wieder ins Spiel. Michael van der Sande, oberster Management-Direktor, entschied, den Bowler wieder als Sportgerät anzubieten. Schließlich waren ja noch Ingenieure und Entwickler aus der früheren Bowler-Zeit in Amt und Würden. So entstand eine neue Wettbewerbsreihe für die Sondermodelle aus der Bowler-Familie, die speziell für den Offroad-Sport weiterentwickelt wurden.
Ab 2022 ist geplant, sieben Veranstaltungen abzuhalten, in denen ausschließlich Offroad-Veteranen und Fahrer, die zum ersten Mal einen Geländewagen pilotieren, an den Start gehen dürfen. Die Fahrzeuge sind technisch identisch, werden von Land Rover zugeteilt und kosten 99.500 britische Pfund pro Stück. Im Preis enthalten sind nicht nur die Start- und Servicekosten, sondern auch solide Sportkomponenten. Die Bowler stehen auf 18-Zoll-Rädern, weisen einen durchgehenden stabilen Unterfahrschutz auf. Die Dämpfer- und Federeinheiten stammen vom bewährten Offroad- Zubehör-Lieferanten Fox und sorgen für eine Höherlegung des gesamten Bodys um fast drei Zentimeter. Ein kompletter Überrollkäfig wird installiert, der mit dem Sechs- Punkt- Gurt für innere Sicherheit sorgt. Die Gangwechsel erfolgen über so genannte „Schaltpaddel“ am Lenkrad, die die Befehle an das sequentielle Getriebe weitergeben, in Bruchteilen von Sekunden. Aber den traditionellen Schaltstock gibt es auch noch. Hausintern heißt das Bowler- Sportmodell CSB 575.
Vielleicht kann so eines Tages auch wieder an ehrwürdige Rallye- Erfolge wie Dakar, Baja de France und die britischen Bergmeisterschaften angeschlossen werden. In einer Zeit, in der gerade diese Spezies von Fahrzeugen immer seltener auf den, wenngleich kleinen, Markt kommen, eine Hoffnung für alle Freunde der traditionsreichen Marke…
Fotos: Jaguar Land Rover