CD-Tipp der Woche

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Hoelderlin: Eight. (EMI)

Progressive Rockmusik ist zurzeit wieder in aller Munde; eine große Sensation ist dabei sicherlich das Comeback der deutschen Prog Rock-Legende Hoelderlin. 25 Jahre gab es die Band nicht mehr. Doch vergessen ist die Wuppertaler Formation mitnichten. Und überholt ist das stilistisch intelligente Konzept der Gruppe auch anno 2007 beileibe nicht. Deswegen gibt es Hoelderlin wieder -Eight ist der logische Anknüpfpunkt an alles das, was die Band in ihrer erfolgreichsten Phase Ende der Siebziger zu Ruhm und Ehre brachte.

Erinnern wir uns kurz. Während der Sechziger Jahre war Rockmusik-Deutschland im internationalen Vergleich ein künstlerisches Niemandsland. Die wichtigen Rockgruppen stammten aus Amerika und England, hiesige Bands adaptierten lediglich das, was ihnen aus Übersee vorgesetzt wurde. Dann kamen die Siebziger und mit ihnen eine eigenständige deutsche Rock-Kultur. Ideenreiche Bands schossen wie Pilze aus dem Boden und revolutionierten sofort die Hör- und Kaufgewohnheiten deutscher Musikfans. Denken wir an Can, Kraftwerk, Frumpy, an Guru Guru, Kraan oder auch Grobschnitt. Mittendrin – viel mehr noch: an vorderster Front – Hoelderlin. Benannt nach dem romantischen Dichter Friedrich Hölderlin (1770 – 1843) zitierten die Musiker in ihren Texten neben der Prosa ihres Namengebers auch Erich Fried oder Bertolt Brecht und zelebrierten ein atmosphärisch schwermütiges Konglomerat aus Rock, Prog, Klassik, Folk und Trance. Die Gruppe existierte bis 1981, veröffentlichte sieben LPs und musste dann aufgrund der grassierenden Neuen Deutschen Welle, die innerhalb weniger Monate nahezu alle etablierten deutschen Rockformationen wegspülte, die Pforten schließen.

Jetzt jedoch sind Hoelderlin wieder da: Die beiden Originalmitglieder Hans Bäär (Bass, Gitarre, Gesang) und Michael Bruchmann (Schlagzeug & Percussions), die maßgeblich an so einflussreichen Werken wie Clowns & Clouds oder Rare Birds beteiligt waren, plus drei junge Mitstreiter, die den Geist der Band verstanden haben und ihn auf Eight in die Gegenwart transformieren. Sängerin/Violinistin Ann-yi Eötvös gibt den neuen Songs Stimme und Ausdruck und erinnert an die ganz frühen Tage der Gruppe, als in deren tonalen Epizentrum noch die Niederländerin Nanny de Ruig stand. Ann-yi Eötvös' Gesang klingt zerbrechlich, melancholisch und einfühlsam, aber gleichzeitig auch stark, entschlossen und selbstbewusst. Ein echter Glanzpunkt der neuen Scheibe! Mit Gitarrist Dirk Schilling und Andreas Hirschmann gehören zur neuen Hoelderlin-Besetzung zudem zwei weitere Meister ihres Fachs, die geschickt zwischen Tradition und Moderne variieren. Hinzu kommen mit Jörg Peter 'Büdi' Siebert (Saxophon/Klarinette) und Christoph 'Nops' Noppeney (Bratsche) zwei Gastmusiker, die in den Siebzigern fest zur Gruppe gehörten und deren Namen eng mit der Bandhistorie verbunden sind.

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