Die Verfügbarkeit von Energie ist 2005 die gleiche geblieben, aber um den Preis hoher Kosten. Das sagte der stellvertretende Chef-Ökonom der BP-Gruppe, Dr. Christof Rühl, bei der Vorstellung des BP Statistical Review of World Energy June 2006 in Deutschland. Die entsprechenden Marktanpassungen hätten bereits eingesetzt und würden sich fortsetzen. Die Kohle- und Gaspreise seien gefallen, der Ölverbrauch verlangsame sich deutlich, die Lagerbestände stiegen.
Die Studie erscheint seit 55 Jahren und enthält Daten über die weltweite Energieproduktion und den Verbrauch. Der diesjährige Review umschließt Daten bis Ende 2005.
Das Weltenergiewachstum verlangsamte sich im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent. 2004 war der stärkste Anstieg seit 20 Jahren zu verzeichnen. Der Energieverbrauch in den USA fiel 2005 um 0,1 Prozent. Es war das erste Mal, dass die USA eine solche Kombination aus größerem Wirtschaftswachstum und sinkendem Energieverbrauch registrierten. Ursächlich dafür waren teilweise die hohen Preise sowie die entsprechende Preise für andere Energieformen in Wettbewerbsmärkten, aber auch der Einfluss der Hurrikans im Golf von Mexiko.
Auch in China stieg der Energieverbrauch weniger stark an – um 9,5 Prozent 2005 gegenüber 15,5 Prozent 2004 – obwohl das Wirtschaftswachstum dort unverändert bei 9,9 Prozent blieb. Heute ist China der weltweit größte Produzent und Verbraucher von Kohle. Der Mangel an Kohle für die Verstromung, der 2004 aufgetreten war, konnte beseitigt werden. Außerdem ist China der größte Hersteller von Strom aus Wasserkraft.
2005 war für die Ölmarkte ein schwächeres Jahr, was das Wachstum von Verbrauch und Produktion angeht. Dies konnte jedoch den Versorgungsüberhang nicht verringern. Die Lagerhaltung stieg und hielt sich insgesamt über den historischen Durchschnittswerten. Die Preise stiegen weiter – Brent lag das gesamte Jahr über bei durchschnittlich 54 US $ je Barrel.
Das Wachstum des Ölverbrauchs sank um 1,8 Millionen Barrel pro Tag auf 1 Million Barrel pro Tag. Dies lag vor allem am sinkenden Verbrauch in den USA und in China, aber auch an der nachlassenden Entwicklung im asiatisch-pazifischen Raum: In Indonesien, Malaysia, Thailand und den Philippinen wurden Preissubventionen reduziert, und Indien ersetzte Öl- durch Gas- und Kohleimporte.
Die Ölproduktion wuchs 2005 um 889.000 Barrel pro Tag, um 1 Prozent. Fast der gesamte Zuwachs wurde aus der OPEC geliefert. Aus verschiedenen Gründen war der Zuwachs geringer als erwartet. Viele OPEC-Länder hatten ihre volle Lieferkapazität ganz oder fast erreicht. Hinzu kamen Sicherheitsprobleme im Irak, die Hurrikans in den USA, Produktionsrückgänge für Großbritannien und Norwegen in der Nordsee, eine Verlangsamung der russischen Produktion, eine Vielzahl von Unfällen und Produktionsausfällen. Des Weiteren gab es Einschränkungen bei den Lieferverträgen sowie technische Veränderungen, die letztlich zu Verzögerungen führten und damit zur Kosteninflation beitrugen.
Das Wachstum des weltweiten Gasverbrauchs sank 2005 um 2,3 Prozent. Eine Ursache dafür war das langsamere Wachstum der Weltwirtschaft. Hinzu kamen die Hurrikans in den USA, die den US Gasmärkten größeren Schaden zufügten als den Ölmärkten.
Text: Erwin Halentz, Foto: Deutsche BP AG