„Frau Holle“ bläst die Rallye-Elite ins Ziel: Skoda triumphiert bei der SPR

Die ADAC Saarpfalz-Rallye rund um die saarländische Kreisstadt St. Wendel, gleichzeitig erster Lauf zur Deutschen Rallyemeisterschaft des Jahres 2019, zeigte am vergangenen Wochenende einmal mehr all jede Facetten auf, die diese rasante Motorsportart so anders machen und sie so sehr vom Geschehen auf der Rundstrecke abheben lassen. Nicht nur, dass Sturmschäden an einem Windrad im Vorfeld der Veranstaltung für sprichwörtliche Turbulenzen gesorgt hatten:

Die Rallye mit 12 Wertungsprüfungen an zwei Tagen stellte einmal mehr unter Beweis, dass auch noch so viele PS mitunter dem Treiben von „Frau Holle“ nicht Einhalt gebieten können: Jede Menge stürmische Böen, abgerissene Äste am Waldrand und in den Lichtungen Pfützen, in denen die aufschäumende Gischt sich austobte: Für alle Pilotinnen und Piloten, 46 Teams an der Zahl, waren es ganz besonders widrige Anforderungen.

Das bestätigten auch gleichermaßen die beiden Skoda-Fabia-R5-Piloten, die diesem Lauf ihren Stempel aufgedrückt hatten: Der zweifache Deutsche Meister Fabian Kreim, gemeinsam mit seinem neuen „Vorbeter“ Tobias Braun als Gesamtsieger der „SPR 2019“ sowie der amtierende Champion Marijan Griebel im Duett mit seinem „alten neuen“ Co. Stefan Kopczyk zweimaliger „Hitparaden-Leader“ auf der Bestenliste im KÜS-Stadtrundkurs.

Die beiden R5-Teams in dem tschechischen Rallyeboliden rangierten am Ende vor dem dritten Deutschen Meister im Feld: Hermann Gassner jr., Titelträger des Jahres 2009, stellte seinen Hyundai i20 R5 am Samstagabend als Gesamtdritter ab und war „mit der Entwicklung des Fahrzeugs, die wir an diesem Wochenende beobachtet hatten“, höchst zufrieden. Es war insgesamt Rallyesport, so wie man ihn sich vorstellt.

Marijan Griebel, der Lokalmatador aus dem pfälzischen Hahnweiler, nutzte die 12 Wertungsprüfungen vor allem dazu, erstmals nach über vier Monaten Absenz im Rallyekäfig überhaupt mal wieder Feeling für das Fahrzeug zu bekommen. Dass er dafür einen für diese Veranstaltung angemieteten Skoda Fabia nehmen musste statt des VW Polo GTI R5, den beide in der FIA ERC pilotieren werden, nahm er nicht als Handicap: „Diese R5-Autos nehmen sich im Handling gegenseitig nicht viel.“

So standen unter dem Strich für ihn zwei Bestzeiten auf dem KÜS-Cityrundkurs in der Innenstadt von St. Wendel am Freitag und Samstag, aber eben auch eine Distanz von mehr als 20 Sekunden auf den (erwarteten) Gesamtsieger Kreim. Starke Regenfälle sorgten vor allem am Samstag für schwierige Streckenverhältnisse. Die schnellen Asphaltstrecken rund um den zentralen Serviceplatz im Bosenbachstadion verwandelten sich alsbald in schmierige Pisten, auf denen Vorsicht die Mutter der Porzellankiste war.

„Eine schwierige Rallye mit tollen Strecken. Durch den Sieg auf der Powerstage haben wir maximale Punkte erzielt und sind dementsprechend happy“, kommentierte der 26-jährige Odenwälder Kreim den Erfolg mit seinem neuen Beifahrer Tobias Braun. Hermann Gassner jr., Meister des Jahres 2009, komplettierte im Hyundai i20 R5 als Dritter mit seiner österreichischen Co-Pilotin Ursula Mayrhofer das Podium.

Von der Qualität her war das Startfeld mit neun R5-Autos, die den Rahmen eines DRM- und eines Masters-Laufes bildeten, nicht mehr zu toppen. Anders sah und sieht das mit der Anzahl der Nennungen aus. 31 von 46 Teams quittierten am Samstag nach getaner Arbeit am Volant und an der Pedalerie die Zielflagge. Wenig, sehr wenig für einen Lauf mit diesen vorzüglichen Prädikaten. ADAC und DMSB sollten sich da schon einmal zusammensetzen, um sich auch an die eigene Brust zu klopfen, wo man eventuell Dinge in Zukunft ändern könnte, die dem Rallyesport als „Formel 1 des kleinen Mannes“ wieder gerecht werden.

Fotos: Oliver Kleinz

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