KÜS: Herr Dr. Langwieder, laut einer Studie des Weltautomobil-Verbandes FIA kommen jährlich mehr als 200.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren weltweit bei Verkehrsunfällen ums Leben. Entweder als Beifahrer in einem Fahrzeug, auf Motor- und Fahrrädern. Oder als Fußgänger, Wie kommt diese erschreckend hohe Zahl zustande – und wie kann man dem entgegenwirken?
Dr. Klaus Langwieder: Man muss diese Zahlen differenziert betrachten. In Ländern mit einer stringenten Gesetzgebung zum Sichern von Kindern als Beifahrer in Fahrzeugen und einem generell höheren Einkommen ist diese Zahl erheblich geringer als im übrigen Teil der Welt. Dort, wo die Zahlen am erschreckendsten sind, müssen wir den Hebel ansetzen und für mehr Kindersicherheit in Fahrzeugen sorgen. Oft ist das Bewusstsein dort weder bei den Gesetzgebern noch bei den Verkehrsteilnehmern entsprechend hoch.
KÜS: In Deutschland ist die Zahl von getöteten oder schwerverletzten Kindern im Straßenverkehr in den vergangenen Jahren erheblich zurückgegangen. Dennoch; was kann man hierzulande noch tun, um das Risiko weiter zu minimieren?
Dr. Klaus Langwieder: Dort, wo die Gesetzgebung schon größten Schutz bietet, ist Vieles eine Frage des Zusammenlebens von Erwachsenen und Kindern. Die Aufklärung muss permanent weitergehen. Schließlich wachsen immer wieder neue Generationen von Eltern heran, die in Sachen Kindersicherheit sensibel gemacht und angeleitet werden müssen.
KÜS: Unsere Mobilität der Zukunft wird sich entscheidend verändern, oder ist gerade im Begriff, das zu tun. Was bedeutet das für die Entwicklung von Sicherheitssystemen für Kinder?
Dr. Klaus Langwieder: Wir müssen für die veränderte Situation der Mobilität beispielsweise mit Carsharing und autonomem Fahren Lösungen erarbeiten. Wer schleppt schon, um nur ein Beispiel zu nennen, ständig einen schweren und sperrigen Kindersitz mit sich, wenn er sich nur ab und zu ein Kurzstreckenauto mietet? Über diese Dinge müssen wir nachdenken.
Mit Dr. Klaus Langwieder sprach Jürgen C. Braun
Foto: global-press.