Hybrid-Technologie auf der IAA

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Deutsche Industrie bemüht sich, den japanischen Vorsprung einzuholen

Die Spritpreise steigen ins Unermessliche und Auto fahren wird angesichts der aktuellen Kostenexplosion langsam aber sicher zum Luxus. Kein Wunder also, wenn sich auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main Fahrzeuge und Studien, die alternative Antriebsmethoden beinhalten, besonderer Aufmerksamkeit erfreuen. Dabei zeigt die deutsche Auto-Industrie, dass sie gewillt ist, dem Vorsprung der japanischen Konkurrenz wie etwa Toyota oder Honda auf dem Gebiet der Hybrid-Technologie (Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor) wett zu machen. Mit exakten Angaben, wann solche Autos zu kaufen sein werden, tut man sich allerdings noch sehr schwer.

Wo die Konkurrenz aus dem fernen Osten bereits mit Fahrzeugen der zweiten Generation oder auch wie Lexus mit dem ersten Offroader mit Hybrid-Antrieb, dem RX 400h glänzt, kniet die deutsche Automobil-Industrie zwar noch in den Startlöchern, aber immerhin: Die Vorwürfe, in Wolfsburg, Stuttgart, München oder Ingolstadt habe man die Zeichen der Zeit nicht erkannt, werden zumindest scheibchenweise entkräftet. Neben ihren konventionellen Messe-Neuheiten präsentieren die deutschen Autobauer auch Prototypen mit Hybridantrieb oder kündigen diese zumindest an.

Die neue S-Klasse von Mercedes, Audis Geländewagen Q7, die Coupé-Version des BMW Z4 und das neue Porsche-Coupé Cayman S gehören sicher zu den Highlights auf der IAA, dennoch ist das Bemühen aus den Konzernzentralen, eigene Innovationskraft deutlich zu machen und Zukunftsvisionen zu präsentieren, nur allzu deutlich. Audi-Chef Martin Winterkorn beispielsweise kündigte den mächtigen Allradler Q7 voraussichtlich ab 2008 mit Hybrid-Antrieb an. Das in Frankfurt zu sehende Q7-Konzeptauto hat einen 350 PS starken 4,2-Liter-V8-Motor mit Benzindirekteinspritzung.

Über das dazu gehörende Elektro-Aggregat schweigt sich Ingolstadt derzeit eher noch aus, gibt aber zumindest einmal einen Einblick in die Leistungsdaten des Autos mit der Geländetechnik. Der soll in 6,8 Sekunden von 0 auf 100 sprinten und mit 12,0 Liter Superbenzin fast 13 Prozent weniger als das konventionelle Modell des Siebensitzers verbrauchen. Weiß man allerdings, dass die Marke mit den vier Ringen bereits im Jahr 1989 ein Hybrid-Experimentalfahrzeug präsentiert hat, ist das Tempo dieser Entwicklung nicht gerade Atem beraubend.

Mercedes offeriert in den Frankfurter Messehallen zwei neue Hybrid-Prototypen im Zuge der S-Klasse-Vorstellung. Einmal wird der aktuelle 3,5-Liter-V6-Benzin-Direkteinspritzer mit einem Elektromotor kombiniert und dem staunenden Autofahrervolk als Direct Hybrid präsentiert. Bluetec Hybrid nennt sich eine weitere Variante mit einem 3-Liter-V6-Diesel und Elektromotor. Im Bluetec Hybrid werden dank eines neuen Abgasreinigungverfahrens die Diesel-typischen Stickoxyde um fast 80 Prozent reduziert. Den Zeitpunkt der Serienreife gibt Stuttgart allzu schwammig mit in den kommenden Jahren an.

Genau so vage ist der Zeitpunkt, zu dem Porsche den angekündigten Cayenne mit Hybridantrieb auf den Markt bringen will. Noch in diesem Jahrzehnt, sagte Vorstands-Vorsitzender Wendelin Wiedeking. Ungewiss ist auch die Zukunft der Studie X3 Active Hybrid von BMW. Das Auto mit kombiniertem Elektro- und Benzinmotor soll es auf 600 Newtonmeter bringen. Eines jedoch haben die Herren im Maßanzug erkannt: Nur gemeinsam sind wir stark. Mercedes geht das Thema Hybrid gemeinsam mit General Motors und BMW an, Audi arbeitet mit VW und Porsche zusammen.

Da sind die Japaner immer noch um Längen voraus. Toyota stellt mit dem GS 450h ein viertüriges Oberklassemodell vor, unter dessen Haube ein 3,5-Liter-V6-Benziner mit 286 PS und ein 190 PS starker Elektromotor arbeiten. Das Fahrzeug soll bereits im kommenden Frühjahr auf den europäischen Markt kommen. Mit dem Lexus RX 400h präsentiert die Edelmarke aus dem gleichen Hause das erste SUV mit Hybrid-Technologie, das in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe setzt.

Bis die deutsche Industrie so weit ist, wird es die fernöstliche Konkurrenz wohl eher mit Erfolgsautor Erich von Däniken halten: Das sind dann nur Erinnerungen an die Zukunft.

Text: Jürgen C. Braun

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