Das neue HOREX-System wird charakterisiert vor allem durch den 6-Zylinder- Motor, der – etwas ungewöhnlich – in V-Form anliegt. Je 3 Zylinder liegen sich also gegenüber und mindern die (normale) Breite eines klassischen Sechszylinders auf die eines handlichen Vierzylinders. Beispiele aus früherer Zeit: „Benelli Sei“ und „Honda CBX“. Aus 1200 Kubikzentimetern Hubraum entspringen 163 Pferdestärken mit urigen 128 Newtonmetern Drehmoment. Das weist auf zwei im Prinzip unterschiedliche Arbeitsweisen hin: einmal lässt sich die VR 6 dank recht kleiner Zylinder und Kolben schön hoch bis über 10.000 Kurbelwellenrotationen drehen, außerdem steht satt Hubraum an, der gemütliches Cruisen zwischen 3.000 und 5.000 „Touren“ garantiert.
Das 6-Gang-Getriebe übermittelt in wohldosierten und flott schaltbaren Abstufungen die Kraft aus den sechs Töpfen auf den Hinterlauf, der mit zentralem Federbein an einer Einarmschwinge sicher und komfortabel seinen Job macht. Der Fahrer hat eine mit Mikrofaserbezug bedeckte Sitzbank zur Verfügung, die auch einem Sozius oder einer Sozia optimalen Halt und Haltung offeriert, zudem schnell trocknet. Die Upside Down Gabel führt das Vorderrad präzise und punktgenau, die Brembo-Verzögerungsanlage hat alles im Griff und zusätzliche Reserven obendrein. Beide übereinander liegenden Endschalldämpfer warten mit einem feinen Sound auf, der vom leisen Brabbeln bis zum Brüllen bis an die Gesetzesgrenze alles intonieren kann.
Je drei Abgasrohre werden nach den Zylindern in einem Vordämpfer zusammengeführt, der dann alles nochmals in zwei Enddämpfer bündelt. Das Gesamt- Design der VR 6 -RAW darf als elegant-bullig oder auch athletisch-sportlich bezeichnet werden: Beide Urteile stimmen jedenfalls. Edle Materialien und derzeit einigartige Spitzentechnik runden die Vorstellung ab.
Allerdings: Im nahezu perfekten Erscheinungsbild wirkt lediglich der Frontscheinwerfer wie ein Utensil aus irgendeinem Teileregal. Nicht sehr wertig und nur einfach „drangeschraubt“. Der Preis für den nachtschwarzen Athleten beträgt 35.500,- Euro, was nicht gerade wenig ist, für ein Motorrad in Handarbeit und feinsten Basismaterialien in relativ kleiner Serie aber durchaus mehr als nur eine „Überlegung“ wert.
Foto: Horex