Die Tour de France auf www.kues.de (3)

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Wenn in der Tour de France die Rede von Leistungspotenzialen ist, dann geht es meistens um (diesmal frei erfundene) MS (vielleicht mit Menschen- oder Muskelstärke übersetzbar), aber weniger um die aus dem Automobilbereich bekannten Pferdestärken, also die PS. Aber wenn man mittlerweile die Tour seit zwei Wochen begleitet, dann sind nicht nur Räder, sondern auch Autos, oder sagen wir mal, Fortbewegungsgeräte mit Verbrennungsmotoren, ein Thema. Etwa 4.000 Personen zählen zum Tour-Tross, der jeden Tag von Stadt zu Stadt oder auch von Gebirgsdorf zu Gebirgsdorf zieht. Und das ist ein unglaublicher logistischer Aufwand, bei dem Materialfahrzeuge, Busse, Lkw und Motorräder eine wichtige Rolle spielen, denn ohne sie wäre die Tour längst am Ende. 1.500 (!) Fahrzeuge werden täglich bewegt, betankt, gewaschen oder auch manchmal repariert, wenn es denn sein muss. Und wer eine Tankstelle hat am Weg der Tour, der ist zumindest für einen Tag mal fein raus.

Am meisten fallen bei den Übertragungen im Fernsehen natürlich die Begleitfahrzeuge ins Auge. Vor allem deshalb schon, weil sie an den hohen Aufbauten mit den Laufrädern für den Fall einer Panne sehr leicht zu erkennen sind. Wer aber Tag für Tag sich mitbewegt in diesem riesigen Lindwurm, der hat vor allem Bewunderung für die Kradfahrer übrig. Die fahren die Fotografen der großen Bildagenturen in manchmal halsbrecherischer Manier zu den besten Fotopunkten oder hängen den Fahrern sozusagen auf dem letzten Ritzel. Da sind aber auch die blau-behemdeten Vertreter der französischen Gendarmerie, die übrigens pikanterweise ein deutsches Fabrikat (BMW) fahren. Wir sprachen mal einen der französischen Gendarmen an, warum es denn ausgerechnet eine deutsche Maschine sein müsse, und der meinte nur: Da weiß man, was man hat. Na bitte, auch mal ein Lob für das Auto- oder besser gesagt Motorradbauer-Land Deutschland. Insgesamt 40 BMW-Maschinen der Gendarmerie sind Tag für Tag dabei, und deren Fahrer machen einen unglaublich perfekten Job.

Das machen aber auch die Jungs von der Depannage, dem Abschleppdienst, der immer hinter dem Voiture Balai, dem Besenwagen, hinterher fährt, oder die Lkw-Fahrer der Firma Desgranges. Die sind nämlich für den Abbau des Pressezentrums verantwortlich, müssen – meistens in tiefer Nacht – das gesamte Equipment für fast 1.000 Kollegen der schreibenden Presse von Ort zu Ort transportieren und dafür Sorge tragen, dass Tausende Meter von Kabel am nächsten Tag ab 11 Uhr morgens richtig verlegt sind. Sonst ist es schlecht bestellt um die Nachrichten-Übermittlung in die Heimat. Auf dem flachen Land mag das ja noch einigermaßen gehen, aber mitten in den Alpen oder den noch unwirtlicheren Pyrenäen ist dieser Job jedes Mal ein Vabanquespiel. Bisher aber hat es noch immer funktioniert. Und den neusten technischen Vorgaben entsprechen sie mit Sicherheit auch. Das könnte jeder KÜS-Prüfingenieur bei einem Blick unter die Haube bestätigen.

Bei all diesen Begleitfahrzeugen muss eine riesige Palette von PS (vom kleinsten Krad bis zum dicksten Brummi) an jedem Tag auf die Kurbelwelle gewuchtet werden. Und da auch den Phantasien der vielen Fans am Straßenrand keine Grenzen gesetzt sind, war in diesem Jahr sogar Premierenstimmung. Denn zum ersten Mal wurde ein, ja nur ein einziges PS, am Rande der Tour gesichtet. Auf einer Pferdeweide hatten Radsport-Abenteurer einen wackeren Brauen vom Grasen auf der saftigen Wiese gezogen und ihn mit Tour de France 2005 beschriftet. Was da um ihn so vorging, wird der etwas verdutzt dreinschauende Hufträger zwar nicht registriert haben, aber er hat den Kreis geschlossen. Die Tour de France, das ist auch am Rande eine Angelegenheit von einem bis zu ein paar Hundert PS.

Text: Jürgen C. Braun

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