Die Lebensadern unserer Gesellschaft – der Untertitel klingt doch arg pathetisch, oder? Sagen wir's also mal prosaisch: Welche Bedeutung hat denn die Infrastruktur für unseren Alltag?
Da sind wir rasch wieder beim nur vermeintlich pathetischen Untertitel des Buches von Dirk van Laak. Tatsächlich ist ja heute alles im Fluss. Aufs Smartphone kann man ja zeitweise (oder auch ganz) verzichten, aber kaum auf die vielen Helfer im Haushalt, die uns das Leben vereinfachen. Oder würde man wieder zurück wollen zur Petroleumlampe und zu einem Leben ohne fließendes Wasser? Mal ehrlich: Das liest sich vielleicht gut in einem historischen Abenteuerroman und eignet sich für einen Kurzurlaub der anderen Art – aber doch nicht auf Dauer.
In den letzten 200 Jahren hat sich die Gesellschaft rasant verändert. 200 Jahre können lang oder kurz sein, je nach Betrachtungsweise. Wie es in dieser Zeit zu den Selbstverständlichkeiten kam, von denen wir heute profitieren, das zeigt Dirk van Laak in einem Buch, das man, einmal begonnen, so schnell nicht mehr aus der Hand legen mag. Aussagekräftige Abbildung ergänzen die spannend geschriebene Darstellung.
Dirk van Laak: Alles im Fluss. Die Lebensadern unserer Gesellschaft. S. Fischer Verlag; 26 Euro.
Dirk van Laak, Jahrgang 1961, ist Professor für Deutsche und Europäische Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts an der Universität Leipzig.