Mit einem speziellen Warnsystem will ein Husumer Unternehmen die Sicherheit von Radfahrern in Kreuzungsbereichen erhöhen. Bike-Flash entschärft den toten Winkel für Kraftfahrer und signalisiert, wenn sich Personen in dem Bereich aufhalten.
SP-X/Husum. Bike-Flash heißt ein neues Verkehrswarnsystem, das Radfahrer, Fußgänger oder auch Skateboarder vor gefährlichen Abbiegeunfällen schützen soll. „Beim Rechtsabbiegen ist der Bereich unmittelbar rechts neben dem Fahrzeug als toter Winkel schlecht einsehbar. Bike-Flash überwacht genau diese Zone permanent durch Wärmesensorik bis zu einer Entfernung von ankommenden Personen von 40 Metern“, erklärt Martin Budde, Erfinder des Systems, das seit Anfang des Jahres europaweit vertrieben wird.
Werde beispielsweise ein Radfahrer im Wärmebild erkannt, würden an einem fest installierten Mast vier Lichtbügel aktiviert. Diese seien in unterschiedlichen Höhen angebracht, so dass sie während des gesamten Abbiegevorgangs sowohl aus der hoch liegenden Fahrerkabine eines Lkw als auch aus einem Pkw jederzeit im Sichtbereich blieben. „Heutige Pkw haben meistens breite B-Säulen – dahinter kann ein Radfahrer in diesem toten Winkel optisch einfach verschwinden. Bei Lieferwagen oder Lkw ist es durch die Höhe der Sitzposition und die Fahrzeugaufbauten noch schwieriger. Auch über die Rückspiegel kann ein Fahrer den Bereich nicht komplett einsehen. Selbst, wenn der Kfz-Fahrer dort gerade erst hingeschaut hat – schon eine Sekunde später kann hier plötzlich ein Fahrradfahrer auftauchen“, erklärt Budde.
Aber selbst wenn erst während des Abbiegevorgangs ein Radfahrer plötzlich im toten Winkel auftauche, warne das gelbe Leuchtsignal den Fahrer des Kraftfahrzeugs. Damit sei noch immer eine schnelle Reaktion möglich.
Bei 91 Prozent der Abbiegeunfälle mit Radfahrern liegt die Hauptschuld bei den Kfz-Führern. Betrachte man nur die Unfälle mit Beteiligung von Lkw, Lieferwagen und Bussen, sind es sogar 97 Prozent, sagt Budde mit Hinweise auf Unfallstatistiken. Als zusätzlichen Sicherheitsaspekt bezeichnet der Erfinder den Standort des Systems, das am Abbiegepunkt im Erdreich fest verankert wird. Wartende Personen hätten an dieser Position eine sichere Stellung, da vor allem Lkw-Fahrer mit Anhänger eine besonders saubere Linie einhalten müssten. Damit werde das Schneiden der Kurve ausgeschlossen, die Schleppachse berge deshalb keine Gefahr mehr.
Bike-Flash überwacht den toten Winkel bis zu einer Breite von vier und einer Annäherungstiefe von 40 Metern. „Sobald eine Person, also ein Radfahrer, Fußgänger oder auch Skater, in diese Zone hineinkommt, hebt sie sich durch ihr Wärmebild deutlich von der Umgebung ab. Die Software gleicht im Hintergrund permanent die neu erfassten Bilder mit Referenzbildern ab und alarmiert, sobald sie eine Veränderung erkennt.“ In Sekundenbruchteilen würden die gelben Leuchtbänder aktiviert, um blinkend zu warnen. Doch auch, wenn sich jemand direkt am Standort des Masts mit den Leuchtbändern befindet, beginnen diese, zu blinken. Das System reagiert zudem wetter- und lichtunabhängig, betont Budde ausdrücklich. Langzeitanalysen mit 550 Testreihen bei extremen Witterungsbedingungen sowohl bei Tag als auch in der Nacht hätten eine 100-prozentige Trefferquote ergeben. Weder Starkregen noch heftige Sonneneinstrahlung oder Dunkelheit habe das Erkennen der Wärmeabstrahlung beeinflusst.
Abhängig davon, wie stark die aus dem Militärbereich kommenden Sensoren ausgelegt sind, schwankt der Preis einer Bike-Flash-Säule zwischen 15.000 und 20.000 Euro. Bei Schnellradwegen und stark frequentierten Kreuzungen empfiehlt sich die teuerste Lösung, bei der die Sensoren bereits auf 40 Meter entfernte Radfahrer reagieren. Das ist viel Geld für Kommunen, die vielerorts in Deutschland unter klammen Kassen leiden. Insofern dürfte sich das Bike-Flash-System kaum flächendeckend sondern höchstens punktuell verbreiten. Vor allem für Städte, die den Fahrradverkehr stärken und sicherer machen wollen, könnte eine solche Investition durchaus interessant sein, um zum Beispiel einige für Tot-Winkel-Unfälle besonders anfällige Kreuzungen zu entschärfen. Mehrere Städte in Deutschland haben jedenfalls Interesse an der Bike-Flash-Lösung signalisiert.
(Wolfgang Schäffer)