Dakar 2018: Gar nichts ist klar an der Spitze

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Nach dem Ruhetag in Boliviens Hauptstadt La Paz in cisalpiner Höhe ging es für den Tross an den Salzseen von Uyuni vorbei in die Stadt gleichen Namens. Die ekligen Dünen, die für so manches Ungemach gesorgt hatten, wurden immer weniger, stattdessen ging es mit im Biwak frisch überholten Fahrzeugen über schnellen Schotter. Und der Regen kam, selbst über 3000 Meter. Sehr ähnlich wie 2017. Aus Landschaft wurde ein Morastloch mit tiefen Auswaschungen.

Beim Überholen eines gestrandeten Bikers musste der souverän führende Peterhansel seinen Peugeot ins leichte Abseits steuern, sah vor lauter Wasser auf der Scheibe nichts mehr und touchierte mit der Hinterachse einen Wackermann, der einen Teil der Hinterachse nebst Dämpfern und Federn zerstörte. Inzwischen war Cyril Després, immerhin schon ein Tagessieger zu Beginn, weit, weit zurück gefallen. Er und sein Co bauten bei Peterhansel alles ein, was anschließend dem 3008 DKR von Després fehlen sollte: man hatte ihn zum rollenden Ersatzteillager für den Favoriten degradiert. Service durfte nicht gemacht werden auf dieser Marathon-Etappe.

Sainz übernahm mit Kusshand und kostenlos die Führung, das Peugeot-Duo war gesprengt. Dahinter lauern die drei wie ein Uhrwerk laufenden Toyota Gazoo Hilux mit Al Attiyah, an drei dann Peterhansel mit schon 1:20 Stunden minus, de Villiers und Ten Brinke. Jakub Przygonski auf Gesamtrang 6 hält weiter die Fahne hoch für das gebeutelte aber tapfere X-raid-Team, bei dem von ehemals 7 Rennern noch deren 4 in Wertung fahren. Dafür hat sich Garafulic auf den JCW-Mini wieder unter die Top 15 geschoben. Offensichtlich hat es Orlando Terranova gesundheitlich in der Höhe so erwischt, dass er offizielle ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste. Er kehrte zurück ins Geschehen und dankte es Team und Teamchef mit einem 6. Tagesplatz.

Kollege Al Radjhi mit dem zweiten verbliebenen X-raid-Buggy ist leider endgültig raus. Und es folgen noch 6 Tage! Hirvonen (letzter X-Raid Buggy) ist zwar noch in Wertung, aber als Tages-Achtundreißigster fernab jeder Hoffnung. Sonntag, der 8. Tag, brachte erneut Härte ins Geschäft. Dauerregen, die Höhe, nachlassende Kondition vieler Fahrer brachten Verschiebungen. Wenn Sainz auch noch aus- oder weit zurück fällt, hat Glyn Halls Toyota-Gazoo-Team allerbeste Chancen.

De Villiers mit dem Gazoo-Toyota steckte im Schlamm fest, musste alle Ersatzräder ausladen, um sie unter das Auto zu schieben und mit Tricks und viel Erfahrung kamen sie wieder frei. Dadurch fiel er hinter Ten Brinke (3.) auf Rang 5 zurück. Kein Problem in den nächsten Tagen, unsere Hilux gehen problemlos jedes Tempo mit und unsere Strecken kommen da auch noch. Die nächste Etappe vom bolivianischen Tupiza ins argentinische Salta wurde wegen Überschwemmungen soeben vom Veranstalter gecancelt. Die Teams bewegen sich auf normalen Straßen zum heutigen Biwak. Das anfangs etwas belächelte Team Borgward unter Nicolas Fuchs hat sich auf einen mehr als überraschenden 10. Gesamtrang vorgefahren (eigentlich ein alter Mitsubishi Lancer EVO von 2009 mit Ford-V8-Triebwerk). Noch 5 Tage bis zum Ende der Quälerei. Die Stimmen unter den Teams werden lauter, die eine gänzliche Überarbeitung des Dakar-Konzepts fordern: Streckenführung, Gruppeneinteilung, Klassements, Dauer, Kosten etc. stehen zur Debatte.

Text: Frank Nüssel
Bilder: X-raid, Toyota Gazoo, Teams

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