Wenn jemand „Fuffzig“ wird, dann ist das schon ein ganz besonderer Grund zum Feiern: Diese Erfahrung machte nicht nur das ehemalige „Tennis-Wunderkind“ Boris Becker vor ein paar Tagen zu eigen. Auch in den Essener Gruga-Hallen wird bis zum 10. Dezember das virtuelle Geburtstagsglas zum halben Jahrhundert erhoben. Weshalb es bei der 50. Auflage der weltweit größten Tuning-Gala, der „Essen Motor Show“, in diesem Jahr an Attraktionen und außergewöhnlichen Show-Cars auch nur so wimmelt.
Auch für die KÜS und ihre Experten, die beiden Prüfingenieure Thomas Schuster und Stefan Ehl hatte am Freitagmorgen die weltweit größte Tuning-Messe begonnen und beide freuen sich auf viele neugierige und wissbegierige Autofans. Zu finden waren die Beiden wieder als Tuning- und Sicherheitsfachleute am Stand E106 von „Tune It! Safe!“ in Halle 10.
Genau dort wurde am Freitagmorgen auch wieder das Geheimnis um das diesjährige Kampagnen-Fahrzeug der Polizei gelüftet. Wie in jedem Jahr ist ein besonders „gestyltes“ und auch leistungsmäßig aufgerüstetes Polizei-Fahrzeug in Halle 10 bei „Tune it! Safe!“ zu sehen. Nach dem von einem brabbelnden V8-Motor angetriebenen Ford Mustang steht in diesem Jahr ein vom Haustuner Oettinger aufgebauter VW Golf R auf dem Stand.
Dessen technische Daten machen Lust auf mehr: Aus einem zwei Liter großen TSI/4-Motion-Aggregat werden 400 PS auf die Kurbelwelle gestemmt. Übertragen wird die Kraft von einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Ein bäriges Drehmoment von 500 Newtonmetern bei 3.200 Umdrehungen sorgt für Leistungsentfaltung auf einem breiten Drehmomentband. Die Höchstgeschwindigkeit des blau-silbernen Geschoss wird mit 290 km/h angegeben.
Aber die „EMS“ steht nicht nur für Höchstleistung, sondern auch für Vielfalt: für Ausgefallenes, für Kunst, für Sport, für ArtDeco, für klassische Oldtimer, für Accessoires. Ein erster Rundgang am Freitagmorgen hat gezeigt, dass sich die mehr als 500 Aussteller auch in diesem Jahr wieder allergrößte Mühe gegeben haben, um die erwarteten mehr als 300.000 Besucher an 10 Tagen zu fesseln. So zeigt etwa der Classic & Prestige Salon als Oldtimer-Messe und internationaler Klassiker-Handelsplatz eine besonders eindrucksvolle Sonderschau: ein Dutzend Super Sports Cars der letzten 50 Jahre. Mehr als 250 auserlesene Oldtimer, Klassiker, Sammlerautos, Prestige-Automobile und „Young Classics“ gibt es zu bewundern.
Kultstatus genießt bei den Besuchern seit vielen Jahren vor allem die Sondershow in den beiden Hallen 1A und 9. Dort präsentiert sich die Szene quasi selbst mit jeder Menge einfallsreich umgebauter Exemplare. Vom Daily Driver bis zum High-End-Showcar tummeln sich einige der interessantesten Fahrzeuge aus Europa. Auch Tuningvarianten neuer Modelle wie Audi RS6, BMW M4, Seat Ateca und VW Arteon sind von den Herstellern nach Essen abgesandt worden. Dazu kommen Klassiker früherer Jahre wie etwa der Datsun 280Z, oder einige VW T1 und Käfer-Editionen.
Auch für die Freunde schwäbischer Produkte ist gesorgt. So zeigt etwa „Mercedes-Fans.de“ 13 besonders aus der Reihe gefallener Exponate mit Stern. Darunter ist unter Anderem der schnellste C63 der Welt und der Vision Gran Turismo, das Filmauto aus dem aktuellen Hollywood-Film „Justice League“, der aktuell weltweit in den Kinos zu sehen ist. In Halle 3 hat in diesem Jahr die neue Antriebswelt das sagen. Und das eher leise. Dort zeigen über 20 teilweise leistungsgesteigerte Elektrofahrzeuge, dass emissionsfreier Antrieb und Fahrspaß keineswegs im Widerspruch stehen müssen.
Doch nicht nur das (getunte) Auto an sich, sondern auch dessen Verbindung zur Außenwelt wird immer schneller, besser, und auch „abgedrehter“. Diverse Hersteller präsentieren in der Car Media World in Halle 12 Technologien zur Nutzung von Smartphone-Apps im Cockpit, fahrzeugspezifische Naviceiver, Plug-&-Play-Klang-Upgrades für OEM-Radios sowie klangstarke Audio-Pakete. Auch nachträglich eingebaute mobile WLAN-Hotspots erfreuen sich wachsender Beliebtheit. On- und offline ist die Szene bestens vernetzt.
Die Eintrittspreise: Das Tagesticket für Erwachsene kostet 16 Euro, Kinder/Jugendliche von acht Jahren bis 16 Jahre zahlen 13 Euro. Für noch Jüngere ist der Eintritt frei. Die Eintrittskarten gelten zudem als Fahrkarten für Busse und Bahnen des Verkehrsverbunds VRR.
Text: Jürgen C. Braun/Fotos: Oliver Kleinz