Fahrverbote: Auch in den Bergen ein Thema

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Wer in den vergangenen Jahren jemals in den ersten drei Augustwochen im oberen Fassatal oder andernorts rund um den markanten Sellastock war, weiß von Verkehrsstaus bemerkenswerten Ausmaßes zu berichten. Als unübersehbares Zeichen dafür, dass sich in der magischen Berglandschaft der Dolomiten auf Dauer etwas ändern muss, gilt auf der Pass-Straße über das Sellajoch seit 5. Juli bis Ende August 2017 jeweils mittwochs von 9 bis 16 Uhr ein Fahrverbot für herkömmliche Individual-Kraftfahrzeuge. Zwei Monate dauert das Experiment mit dem Namen „#dolomites vives“. Der ladinische Ausdruck bedeutet „lebendige Dolomiten“ und soll verdeutlichen, dass es für das Fortbestehen der Dolomiten eines Umdenkens in der Verkehrspolitik bedarf.

Übers Jahr sind rund 1,2 Millionen Fahrzeuge auf den Pässen rund um den Sellastock unterwegs, im August werden durchschnittlich 2.300 Fahrzeuge pro Tag registriert. Zur Bewältigung der Ausflügler, die noch bis Ende August mittwochs nicht mit ihren Privat-Pkws aufs Sellajoch fahren dürfen, wurde der öffentliche Nahverkehr mit Linienbussen erheblich verstärkt; statt sonst 22 Touren pro Tag und Richtung sind an den Sperrungstagen 38 Fahrten angesetzt. Der Andrang von Radfahrern auf den 10,71 Kilometern gesperrter Straße ist mittwochs nach Meinung von Beobachtern stärker als an anderen Wochentagen. Elektrofahrzeuge, die von der Verkehrssperre ausgenommen sind, waren bisher nur in sehr geringer Zahl zu sehen.

Welche Schlüsse die Politiker in Südtirol und dem Trentino aus dem Experiment #dolomites vives ziehen, ist noch nicht absehbar. In den Landesparlamenten und den Verwaltungen sowie in vielen Orten in den stark verkehrsbelasteten Dolomiten wird seit Jahren über eine Bemautung der Pass-Straßen diskutiert. Primär geht es nach den Worten des Trentiner Umwelt-Landesrates Mauro Gilmozzi „nicht um Fahrverbote, sondern um ein umfassendes Management mit dem Ziel einer integrierten Mobilität“. Dazu will der Südtiroler Verkehrs-Landesrat Florian Mussner „die verschiedenen Verkehrsmittel besser aufeinander abstimmen“ und insbesondere „die Seilbahnen und Lifte integrieren, die zu den umweltfreundlichsten Transportmitteln gehören“. Ob Motorradfahrern und Auto-Ausflüglern rund um die Sella künftig häufiger die rote Karte gezeigt wird, ist möglich, aber noch offen. Auch für das 2.752 Meter hohe Stilfser Joch ist seit Jahren eine Regulierung des Individualverkehrs im Gespräch; konkrete Maßnahmen sind noch nicht ergriffen worden.

Text und Fotos: Ulf Böhringer/SP-X

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