Buchtipp – Whitman: Jack Engles Leben und Abenteuer

Beitragsbild
Foto 1

Make America great again – nein, an dieser Stelle folgt keine politische Stellungnahme.

Wohl kein Zitat ist derzeit bekannter, am meisten kommentiert, persifliert und karikiert worden als das Credo des amtierenden US-Präsidenten. Der Wirbel, den es verursacht, zeigt aber vor allem, wie unsicher viele Menschen diesem Credo gegenüberstehen.

Der erst kürzlich wiederentdeckte Roman Jack Engles Leben und Abenteuer zeigt beispielhaft, wie der amerikanische Traum gedacht war. Ursprünglich in Fortsetzungen erschienen und jetzt erstmals auf Deutsch, kann er eindeutig einem Mann zugeordnet werden, der vor allem in Gedichtform diesen Traum behandelt hat. Erst 2016 ist Walt Whitman als Autor identifiziert worden. Whitman, der die Schattenseiten dieses Traums nicht verschwiegen hat, gerade in diesem Roman nicht. Sein Patriotismus, als solcher unschwer erkennbar, kommt nicht ohne eine angemessene Portion Ironie aus. Sich mit einer Menge guter Charaktereigenschaften behaupten – ob das gelingt, hängt eben von vielen äußeren Umständen ab. Und das ist weniger banal, als es klingt.

Wer sich die Zeit nimmt, Jack Engle auf seinem langen Weg zu begleiten, lernt nebenbei viel über amerikanische Geschichte. Vergleiche mit den Werken von Charles Dickens, die hier gerne gezogen werden, sind absolut berechtigt. Walt Whitman selbst steht beispielhaft für die Grundidee des Aufbruchs in eine bessere Zukunft: Er hat in ganz verschiedenen Berufen gearbeitet, war unter anderem Wohnungsmakler, Lehrer und Schriftsetzer.

Walt Whitman: Jack Engles Leben und Abenteuer. Manesse Verlag; 22 Euro.

Nach oben scrollen