Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Es ist ja mittlerweile durchaus üblich, dass Menschen, die die offizielle Altersgrenze für den Ruhestand erreicht haben, auch als Rentnerin oder Rentnerin sich noch nicht aus dem Erwerbsleben verabschieden. Sei es, weil die schmale Rente einfach ein weitermachen erfordert, oder weil sie sich noch nicht alt genug fühlen, um völlig abgeschoben zu werden.

Nun, die meisten von uns, egal welcher Altersgruppe sie nun angehören, werden sicherlich nicht so lange nach dem Eintritt in den Ruhestand noch arbeiten wollen oder müssen, wie das Bernie Ecclestone tut. Oder besser, seit Wochenbeginn getan hat: Was nämlich nie für möglich gehalten wurde, ist jetzt eingetreten. Der umtriebige kleine Brite, quasi die personifizierte Formel 1, wurde seines Postens enthoben. Nach knapp 40 Jahren als Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse wurde Ecclestone vom neuen Besitzer Liberty Media abgesetzt und durch den US-Amerikaner Chase Carey ersetzt.

Die Geschäftspraktiken der neuen Inhaber und damit seinen unfreiwilligen Abgang hatte er schon zuvor verraten. „Ich wurde heute abgesetzt. Ich bin dann einfach weg“, zitierte das Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“ bereits am Montagabend Ecclestone. Dieser hatte Ende der 1970er Jahre die TV- und Vermarktungsrechte der Formel 1 gekauft und damit den Grundstein seines späteren milliardenschweren Imperiums gelegt hatte.

Sicherlich wird es Ihnen oder mir nicht vergönnt zu sein, ein solches Rauschen im Blätterwald oder ein Click-Donnerwetter im Netz zu verursachen, wenn unsereins mit dann 86 Jahren endgültig den Cut vom Berufsleben macht. Denn wir werden mitnichten eine solche Machtfülle gehabt haben und derart im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden haben, wie das Mr. Ecclestone über vier Jahrzehnte hin getan hat. Ecclestone war Alleinherrscher, unumschränkter Boss der Formel 1, ohne ihn drehte sich kein Rad in diesem Milliarden-schweren globalen Zirkus.

Wie dem auch sei, interessant dürfte die Antwort auf die Frage ausfallen, was Ecclestone denn nun mit seiner plötzlich auf ihn hernieder stürzenden Freizeit alles anstellt? Wird er sich nun mit einem kleinen Stück Garten vor der inzwischen wohl abbezahlten Doppelhaus-Hälfte beschäftigen oder sich vielleicht mit dem Sammeln alter Fahrer-Anzüge aus vier Jahrzehnten Formel 1 einen neuen Namen machen? Pauschalreisen in die Karibik auf der Aida kommen wohl eher nicht in Frage. Dafür dürfte der Bekanntheitsgrad des ehemaligen Formel-1-Machthabers zu groß sein, um vielleicht im Kreis gleich gesinnter Rentner an Deck zu liegen oder abends beim Captains Dinner zu sitzen.

Aber auch in diesem Falle bewahrheitet sich wieder die These, dass niemand unersetzlich ist. Auch Bernie Ecclestone in der Formel 1 nicht. Und das ist ja für uns „Normalsterbliche“ in dieser Tretmühle des Alltags doch irgendwo eine ganz beruhigende Mitteilung. Finde ich jedenfalls.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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