Auch die 8. Etappe, die von Uyuni nach Salta führte, war von heftigen Kapriolen der Naturgewalten gezeichnet. Die Strecke führte zunächst aus den Höhen des Altiplano in tiefere Gefilde. Nach der Verbindungsstrecke der ersten 400 km war der Startort zur Sonderprüfung erreicht. Es begann zu regnen und zu stürmen, die Teilnehmer legten los und etwa 160 km vor Salta sorgte ein gewaltiger Erdrutsch für zunächst ratlose Gesichter.
Der Veranstalter ASO musste sich was einfallen lassen. Zunächst wurde bis hierher die Zeit genommen, danach neutralisiert. Gewaltige Umwege für alle Teilnehmer schlossen sich an. Erst in den frühen Morgenstunden trafen die meisten Teams im Camp zu Salta ein. Damit blieb ASO nichts anderes übrig, als die heutige 9. Etappe nach Chilecito (Argentinien) ebenfalls zu neutralisieren. Man fährt also mehr oder weniger im Konvoi zum Tagesziel auf verkürzten Verbindungswegen.
Aber immerhin hatte sich auf der verkürzten Wertung Nr. 8 einiges abgespielt: Loeb macht immer weniger einen Hehl daraus, dass er gegen Peterhansel fährt und die Dakar gewinnen will. Auf den relativ wenigen gezeiteten Kilometern vor Salta macht der junge Franzose derart Dampf, dass er Peterhansel 3:35 Minuten abnahm und sich damit nicht nur den Tagessieg gönnte, sondern auch an die Spitze des Gesamtklassements rückte, allerdings mit einem minimalen Vorsprung von nur 1:38 Minuten. Teamkollege Désprés war Tagesdritter und liegt auch insgesamt auf dem 3. Rang. Nani Roma auf dem ersten Toyota Overland Hilux belegt mit 23:35 Minuten, bereits etwas fernab der Podiumsplätze, den 4. Rang. Er kann nur hoffen, dass sich vorne die 3 Werks-Peugeot gegenseitig in Ausfälle treiben.
Der erste MINI (John Cooper Works) von X-raid (Hirvonen) liegt auf Platz 5, die Teamkollegen auf den Plätzen 7, 8, 9, 12, 16, 18 (Stephan Schott). Al Rajhi, ehedem noch als Mitfavorit gehandelt, liegt noch immer auf Platz 35, wobei die Gefahr besteht, dass er aus der Wertung genommen wird. Das wäre sehr schade für den hochtalentierten Piloten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Toyota Gazoo-Pilot de Villiers rangiert auf Platz 6 vor dem Mini Dreierpack mit Terranova, Przygonski und dem Chilenen Boris Garafulic.
So langsam sollte sich der Veranstalter einmal fragen, ob diese Streckenwahl, diese enormen Höhen zu dieser witterungsungünstigen Zeit, wirklich das Gelbe vom Ei war. Immerhin wurden bislang 42 Prozent(!), also 1.400 Wertungskilometer von 3.300 km gecancelt oder gar nicht erst gefahren. Ist es wirklich notwendig, insgesamt an die 9.000 Kilometer unter die Räder zu nehmen, um davon nur 3.300 Kilometer gegen die Uhr runter zu kacheln? Es haben sich dadurch enorme logistische Probleme ergeben, die nahezu Tag für Tag die Teamplanungen total durcheinander wirbeln. Zeitverluste sind auch finanzielle Verluste, da auch viele längere Umwege gefahren werden müssen.
So darf am Schluss unserer heutigen Worte durchaus die Frage nach Sinn oder Unsinn der gesamten Veranstaltung in Südamerika gestellt werden. Auch für uns Medienvertreter wird es von Tag zu Tag unappetitlicher, nur noch über Sperrungen, Umleitungen und Ausfälle zu berichten statt über das Renngeschehen.Am Samstag Abend ist dann Ende dieser reichlich vermurksten Rallye…
Text: Frank Nüssel /CineMot
Bilder: Teams