Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wer vor vielen Jahren (oder auch Jahrzehnten) zu Tchibo ging, der kaufte in der Regel nicht nur Kaffee. Denn viel mehr als nur die braune Bohne in allen möglichen Darstellungsformen warteten andere Verkaufsschlager dort: Haushaltsartikel, Decken, Bekleidung, Büromaterial, was auch immer. Tchibo stand für Vielfalt des Angebotes in jeder Beziehung.
In der Automobil-Industrie ist es (noch) nicht ganz so bunt im Ladenregal, aber Trends sind unverkennbar. In Zeiten, in denen der Wandel das tägliche Geschäft ist, der Verbrennungsmotor zum Buhmann geredet wird und stattdessen neue, umweltbewusste Mobilität oder autonomes Fahren en vogue sind, kann das nicht ausbleiben. Software-Riesen und Autobauer vernetzen ihre Angebote miteinander, die Grenzen zwischen Zulieferern und Erstausrüstern in der Mobilität werden fließend. Wer E-Autos baut, der kümmert sich auch um die Batterie-Sätze dazu und die Entsorgungstechnik gleich mit. Völlig neue Gedankenspiele entstehen.

So wie jetzt auch in Schweden, wo zu Jahresbeginn Vollzug in einem lange angekündigten Pakt zweier wirtschaftlichen Schwergewichte gemeldet wurde. Das schon länger angekündigte Joint Venture von Volvo und dem Zulieferer Autoliv ist nämlich jetzt unter Dach und Fach. Die beiden schwedischen Partner, so meldet die dpa in diesen Tagen, haben sich darauf verständigt, in dem neuen Gemeinschafts-Unternehmen Zenuity Software für autonom fahrende Fahrzeuge sowie Fahrer-Assistenzsysteme zu entwickeln. Die Vereinbarung basiert auf einer im Herbst 2016 unterzeichneten Absichtserklärung. Jetzt ist aus der vor einigen Monaten geäußerten Absicht Realität geworden.

Zum Hintergrund: Autoliv wird bei dieser „Elefanten-Geburt“ rund 1,1 Milliarden schwedische Kronen (ca. 115 Millionen Euro) in das neue Gemeinschaftsprojekt investieren. Dabei handelt es sich zum großen Teil um Anfangsinvestitionen sowie um bestimmte Vermögenswerte. Die Autobauer von Volvo steuern ihrerseits Know-how und Personal bei, aber keine Barmittel. Beide Partner halten jeweils 50 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen.

Volvo hat bereits in seinem Premium-SUV, dem XC 90, seine Tendenzen zum autonomen Fahren manifestiert. Jetzt geht man den nächsten Schritt auf dem eingeschlagenen Weg. Schweden wird damit wieder einmal Vorreiter in Sachen Innovation. Das musste nicht immer unbedingt auf dem Gebiet der Automobil-Technik sein. In diesem Falle werden sowohl der Autobauer als auch das neue Schwester-Unternehmen Autoliv geistiges Eigentum im Bereich Fahrerassistenz-Systeme lizenzieren und in das gemeinsame Projekt mit einbringen. Die ersten neuen Assistenzsysteme werden für 2019 erwartet, die ersten Techniken für autonomes Fahren sollen kurz danach erfolgen.

Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, das neue Jahr gibt, kaum dass es angefangen hat, bereits einen Einblick in neue Produktions- und Vermarktungsstrategien. Wir werden uns wohl in 2017 auf viele neue spannende Schlagzeilen aus einem Wirtschaftsbereich einstellen dürfen, der einstmals der Automobil-Industrie und völlig anders gearteten Unternehmen vorbehalten war.Aber das Tchibo-Prinzip ist offenbar nicht in Vergessenheit geraten. Auch und gerade in einem Land, das nicht nur wegen seiner Autos, sondern auch wegen seiner Möbel auf dem Weltmarkt mitredet.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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