Kleinschmidt fordert Änderungen am „Dakar“-Konzept

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Tödlich Unfälle werfen einen Schatten auf das schwerste Marathon-Rennen der Welt: Nach drei Podiumsplätzen mit Mitsubishi, darunter ihr historischer Sieg 2001, feierte VW-Werkspilotin Jutta Kleinschmidt mit dem dritten Rang bei der 27. Auflage der Rallye Dakar ihren bisher größten Erfolg für ihren neuen Wolfsburger Arbeitgeber. Angesichts der tragischen Begleitumstände in diesem Jahr mit zwei Todesfällen wusste die 42-jährige Wahlmonegassin jedoch nicht so recht, ob sie sich nun freuen oder eher trauern sollte. Nachdenklich geworden, fordert die gebürtige Kölnerin Reformen beim schwersten Marathon-Rennen der Welt. Auch der zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl macht sich Gedanken darüber, ob das Wüstenspektakel in dieser Form noch Sinn hat und zeitgemäß ist.

Unser dritter Platz ist sicher das, was ich erhofft hatte, erwarten konnte man das allerdings nicht. Alle im Team haben ein bisschen vom Podium geträumt, deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir das geschafft haben, sagte die VW-Werkspilotin nach dem Ziel am Sonntag am Lac Rose vor den Toren der senegalesischen Hauptstadt. Doch angesichts der tödlichen Unfälle der Motorradfahrer Fabrizio Meoni (Italien) und Jose Manuel Perez (Spanien) fordert Kleinschmidt, die 2001 als bislang einzige Frau die Dakar gewonnen hat, Änderungen am Konzept der Rallye. Gerade für die Motorradfahrer ist das Rennen sehr gefährlich. Ich hoffe, dass der Veranstalter für das nächste Jahr die Strecke ein wenig ändert. Weniger Kamelgras und reine Offroad-Passagen, denn dort ist es sehr gefährlich, weil man keinen guten Aufschrieb machen kann und es viel mehr Fallen gibt als auf einer Dünenstrecke oder einer reinen Piste.

Auch die Franzosen Stephane Peterhansel, der im Mitsubishi Pajero nach sechs Triumphen auf dem Motorrad zum zweiten Mal in Folge auch auf vier Rädern siegte und dabei 3:22 Stunden vor Kleinschmidt lag, und Cyril Despres nach seinem ersten Motorrad-Erfolg konnten sich angesichts des Unfalls ihres Freundes Meoni nicht wirklich freuen. Ich habe mich nach dem Tod von Fabrizio wirklich gefragt, was wir hier eigentlich tun, welchen Risiken wir uns Tag für Tag aussetzen, sagte Peterhansel, der mit 27:14 Minuten Vorsprung vor seinem Teamkollegen Luc Alphand (Frankreich) den zehnten Erfolg von Rekordsieger Mitsubishi perfekt machte:

Ich müsste eigentlich glücklich sein, aber ich bin es nicht wirklich, sagte Despres, der nach 16 Etappen 9:17 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Marc Coma (beide KTM) hatte. Ich habe innerhalb von ein paar Monaten zwei Freunde verloren, die mir gezeigt haben, wie ich fahren und navigieren muss, die mir alles beigebracht haben, was ich heute kann. Im September 2004 war der dreimalige Dakar-Sieger Richard Sainct in Ägypten tödlich verunglückt. Die KTM-Führung hatte nach Meonis Unfall ihren Werksfahrern nahe gelegt, aus der Rallye auszusteigen. Despres fuhr aber wie seine Kollegen weiter und widmete den Sieg seinem toten Freund.

Auch der zweimalige Rallye-Weltmeister und Monte-Sieger Walter Röhrl hatte den Sinn des Wüstenspektakels in Frage gestellt. Von der sportlichen Leistung her ist es sicher eine ganz harte Rallye. Über den Sinn lässt sich aber streiten, vor allem wenn man an die vielen Toten denkt, die es bisher gegeben hat.

Text: Jürgen C. Braun

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