Es gibt wohl keine Automobil-Marke deren Mythos größer, geheimnisvoller und auch bewundernswerter ist, als jene, die im italienischen Maranello ihre handverlesenen Produkte produziert. Die wunderschönen Automobile mit dem „Cavallino rampante“, dem „steigenden Pferd“, haben über Jahrzehnte hinweg Automobil-Freunde in ihren Bann gezogen. Über insgesamt sieben Jahrzehnte, um es genauer zu sagen. Denn das Haus Ferrari feiert im kommenden Jahr seinen 70. Geburtstag. Das, was der „Commendatore“ Enzo Ferrari einst aus dem Boden gestampft hatte, ist – zumindest in den Köpfen einiger Automobilisti – für die Ewigkeit geschaffen.
Grund genug um in diesem Jahr schon auf die Feierlichkeiten im kommenden Jahr hinzuweisen und auf der noch bis am kommenden Sonntag andauernden „Essen Motor Show“ eine Hommage der besonderen Art für die Traumfahrzeuge aus Italien zu schaffen. Die Ausstellung 70 Jahre Ferrari – History and Motorsport 1947 bis 2017 in Halle drei, ist in diesem Jahr ein ganz besonderer Leckerbissen in den insgesamt 12 Hallen des weltweiten Tuning-Gipfels der ultimativen Art. Mit dem „Typ 125 S“ stellte das Haus Ferrari im Jahr 1947 seine erste eigenständige Konstruktion vor. Was dann alles noch an (meist knallend roten) Fahrzeugen für den Straßenverkehr und die Rennstrecke folgte, und was die die ganze mysteriöse Hintergründigkeit dieser Marke ausmacht, das erfährt der Besucher bei dieser Ausstellung auf eindrucksvolle Weise. Dabei geht es nicht nur um das Haus Ferrari im Allgemeinen, sondern auch um die seiner Vorfahren, um die Geschichte des extravaganten italienischen Automobilbaus.Wer die großen Ausstellungsflächen von der Messehalle West aus betritt, der beginnt schon in der ersten Halle diese automobile Zeitreise der ganz besonderen Art. 15 Ferraris aus verschiedenen Epochen sind dort zu sehen. Hinzu kommen quasi als historische Beigabe zwei Alfa Romeo aus den 1930er Jahren. Diese Tatsache ist ein ganz besonderer Akt, denn die Anwesenheit dieser beiden, über achtzig Jahre alten Automobile, ist dem damaligen Arbeitgeber von Firmengründer Enzo Ferrari geschuldet.
Die beiden Alfas sind übrigens nicht nur Ausstellungs-Stücke, wie zwei kleine dezente Hinweistafeln verraten. Sie stehen für besonders betuchte Interessenten auch zum Verkauf an. Der dort zu bewundernde Alfa Romeo 6c soll etwa eine Million Euro kosten. Etwas „preisgünstiger“ ist der zweite Alfa, der aber immerhin auch noch für schlappe 500.000 Euro aufgerufen wird. Wer sich unnütze Arbeit ersparen möchte, den wird folgender Hinweis erfreuen: Um den originalen Lack der beiden Alfas aus den 1930er Jahren nicht zu ruinieren, dürfen die beiden Autos auf keinen Fall geputzt werden.
Doch es geht durchaus noch ein wenig mehr, was den Geldbeutel angeht: Fast schon bescheiden nehmen sich die zwei Oldtimer gegen einen Maserati-Sportwagen aus den 1950er Jahren aus. Für diesen sind fünf Millionen Euro aufgerufen. Eher in die Kategorie unverkäuflich ist dagegen ein Formel-1-Rennwagen, den der Schweizer Clay Regazzoni 1974 pilotiert hat: ein Ferrari 312. Mit diesem formschönen Boliden hat Regazzoni damals nicht nur die Vizeweltmeisterschaft errungen – sein Sieg mit dem F312 auf dem legendären Nürburgring macht Fahrer und Rennwagen zu einem Teil der Formel-1-Geschichte. Auch der „Dienstwagen“ von Formel-1-Rekordmeisterweltmeister Michael Schumacher gehört zu dieser geballten Wucht von Motorsport der ganz besonderen Art.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun