Heidi Hetzer: Diebe in Mendoza raubten ihr alles

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Was muss diese Frau nicht noch alles erleben auf ihrer Weltreise? Zehrten die zahllosen Werkstattaufenthalte mit Hudo nicht schon genug an ihren Nerven? Und weder ein Krebsgeschwür noch verlorene Finger hielten diese tapfere Frau von ihrem Vorhaben ab.

Doch es kam noch schlimmer: An einem schönen Sonnentag in Mendoza stahl man ihr die Handtasche. Mit allem was darin war: Pass, Geld, Kreditkarten, Kalender, Adressbuch, iPhone und iPod sowie ihre gesamten Aufzeichnungen von 2016.

Aber der Reihe nach: Ostern wollte Heidi Hetzer eigentlich schon in Santiago de Chile sein. Da war allerdings der Wunsch der Vater des Gedanken. Denn wieder einmal musste sie mit Hudo in eine Werkstatt: Im argentinischen Chilecito fand sich eine solche, die aber so ihre Tücken hatte. Dort musste zum Beispiel das Kühlwasser abgelassen werden. Aber das ging gründlich daneben, denn das teure Nass floss die Straße runter. Viele argentinische Pesos steckten in dieser grünen Flüssigkeit.

Die Mechaniker in Chilecito arbeiteten Tag und Nacht. Mit Hingabe – allerdings mit wenig Sachverstand. Heidi Hetzer musste sich einen weiteren Tag um die Ohren schlagen. Am Ende stellte sie fest: Ein ganzer Tag Arbeit investiert – für nichts und wieder nichts. Nicht umsonst, aber vergebens. Hudos Motorschaden blieb unrepariert. Heidi Hetzers Nerven lagen blank. Andere Werkstätten gab es nicht, und so organisierte sie schließlich einen Lkw, der Hudo auf dem Hänger nach Mendoza mitnahm.

Nach 15 Stunden kamen sie in Mendoza an. Aber da hatten sie noch keine Werkstatt gefunden. Hudos Ölwanne musste abgeschraubt werden, um den Grund für den Motorschaden zu finden. Einige Schäufelchen an den Pleueln waren abgebrochen, ein Pleuel total krumm, eine Mutter war weg und im Motor klaffte ein Loch.

Heidi Hetzer war fix und alle. War das jetzt das Ende ihrer Weltreise? Doch auch jetzt hatte sie Hoffnung: Sie hatte neue Pleuel bestellt und nach Florida liefern lassen. Man hatte ihr gesagt, dass die Zollformalitäten in Florida weitaus lockerer wären als in Chile. Aber der Versand dauerte etwa 14 Tage. Sollte sie warten oder Hudo auf einen Trailer laden und nach Santiago bringen? Sie entschied sich für warten, warten, warten. Auch Lili hatte jetzt so langsam die Nase voll.

Sie ging in eine Bar und tanzte Tango. Die ganze Nacht. Beim Tango vergaß Lili den ganzen Stress mit Hudo …

Inzwischen wurde in der Werkstatt alles auseinandergebaut, sorgfältig – naja, so sorgfältig wie es eben ging – und wieder zusammengebaut. David war für den Wiedereinbau der Lenkung zuständig. Aber David ließ sie sitzen an diesem Freitag, dem 1. April. Seine Tochter hatte Geburtstag. Wieder eine zusätzliche Nacht für Heidi, Hudo und Lili. Und warten auf den Montag.

Doch oh Wunder: Am Samstag, dem 2. April standen auf einmal alle Mechaniker wieder in der Werkstatt. Eigentlich war das ja ein Feiertag in Argentinien, aber sowohl David als auch die anderen Mechaniker vollendeten ihre Arbeit. Mehr schlecht als recht. Denn Hudo war keineswegs fahrbereit. Und das, obwohl die Jungs aus Mendoza ihren ganzen Ehrgeiz hineingesetzt hatten, Hudo wieder flott zu bekommen. Nun denn, manchmal reicht es eben nicht aus, nur Ehrgeiz zu haben. Man muss sein Metier auch beherrschen.

Am Sonntag, 3. April verließ Lili endgültig ihre liebgewordene Freundin Heidi und Hudo in Richtung Santiago de Chile. Der Bus fuhr morgens um acht Uhr. Mit Lili und Heidi – allerdings ohne Hudo. Denn in Santiago war – hoffentlich – das Fedex-Paket mit den Pleueln hinterlegt. Heidi empfand diese Busfahrt als Test für Hudo, mit dem sie ja später die gleiche Strecke zurücklegen würde.

Nach nur zwei Tagen hatte Heidi endlich das Paket mit den neuen Pleueln in der Hand und fuhr mit dem Bus zurück nach Mendoza. 22 Uhr Abfahrt; Ankunft in Mendoza 4 Uhr morgens. Soviel zu den Distanzen.

An der Grenze von Chile nach Argentinien konnte Heidi ihr Muffensausen nicht ganz unterdrücken. Was würden die Grenzer machen, wenn sie dieses Paket bei Heidi entdeckten? Aber die Aufregung war umsonst. Denn man ließ sie unbehelligt weiterreisen.

In Mendoza angekommen, machte sie sich sogleich auf den Weg in die Werkstatt. Aber auch hier hieß es wieder: Warten.

Und in dieser Wartephase ist es denn passiert: Sie saß in Mendoza auf einer Bank – die weiße Autotasche neben sich – Heidi hatte einige ihrer legendären Handtaschen in Form eines Autos auf der ganzen Weltreise im Auto mit sich geführt – und blitzschnell war der Dieb mit Tasche verschwunden. Wer kann ermessen, welcher Schaden Heidi Hetzer da entstanden ist? Nein, es ging mit Sicherheit, nicht um die Handtasche oder um das Geld. Der Verlust war viel viel schlimmer: Sämtliche Aufzeichnungen von 2016, das iPhone und iPod verschwunden, alle Kreditkarten, alle Kontaktdaten. Alles.

Es gab nichts, was Heidi nicht versucht hätte. Sie hat sogar in argentinischer Sprache Waschzettel drucken lassen und an jede Wand, jeden Baum genagelt und um Rückgabe dieser einzigartigen Aufzeichnungen gebeten. Bis jetzt war nichts zurückgegeben worden.

Heidis Kommentar, nachdem sie sich einigermaßen von diesem Schock erholt hatte, war: Es wundert mich, dass es erst jetzt passiert ist.

In der Zwischenzeit hat Heidis Tochter das letzte Foto von Hudo gepostet, das Heidi noch hatte schießen können, bevor ihr gesamtes Gedächtnis geraubt wurde. Und sie hat auch um Information gebeten, ob nicht irgendjemand jemanden kennt, der in absehbarer Zeit von Deutschland nach Chile reist, um Heidi wenigstens ein neues iPhone und iPod zu bringen, damit sie wieder Aufzeichnungen und Fotos von ihrer Weltreise machen kann.

Ein Lebenszeichen gab es nochmal am 13. April von Heidi Hetzer, die nach allem, was passiert ist, völlig auf einem Nullpunkt angelangt ist: Im Moment ist aus dem Genuss eine Qual geworden, resignierte sie.

Heidi Hetzer erreichen auf ihrer Kommentarseite so manche gutgemeinten Ratschläge. Und gestern hat Heidi sich noch einmal zu Wort gemeldet. Sie bedankte sich für die vielen Tipps, gab aber zu bedenken, dass hier vor Ort (Heidi ist zur Zeit in Vina del Mar, nicht weit entfernt von Valparaiso/Chile) die Welt doch ein wenig anders aussieht als zu Hause am Computer. Sie räumt ein, dass sie sich auf ihrer Reise nicht immer rational entschieden hat, denn die Umstände sind nicht immer so rund wie sie es sich wünschen würde.

Und so wartet Heidi Hetzer – wieder einmal – geduldig darauf, dass Hudo von ihren Oldie-Clubfreunden in Vina del Mar repariert wird und Hudo bald wieder gemütlich schnurrend durch Chile fahren kann. Ein neues iPod aus Deutschland kommt auch bald.

Heidi Hetzer ist also wieder optimistisch. Was für eine Frau!

Text: Jutta Sein
Fotos: Liliane Frevel, Heidi Hetzerlubfreunden in Vina del Mar repariert wird und

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