Nach dem Zieleinlauf war der Sportwagenkrimi von Silverstone noch nicht beendet. Das als Sieger über die Linie gefahrene Audi Team wurde aus der Wertung ausgeschlossen und das Porsche Team Lieb/Jani/Dumas zum Sieger erklärt. Das Ergebnis des Saisonauftakts der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC 2016 ist somit vorläufig.
Die Kommissare haben nach der technischen Nachuntersuchung einen Report des Technischen Delegierten erhalten, wonach der vordere Skid Block des Audi R18 mit der Startnummer 7 nicht dem Artikel 3.5.6. a3 des Technischen Reglements der LMP1-Klasse entspricht. Das Audi Sport Team Joest hat Berufung gegen die Entscheidung eingelegt, die Startnummer 7 aus der Wertung auszuschließen. Damit wird das Rennergebnis von einer sportgerichtlichen Entscheidung abhängen.Nach einem sechs Stunden dauernden Rennkrimi in Silverstone brachte Neel Jani (CH) den Porsche 919 Hybrid, den er sich mit Romain Dumas (FR) und Marc Lieb (DE) teilt, auf Platz zwei hinter Sieger Audi ins Ziel. Alle drei in der Klasse 1 für Le-Mans-Prototypen engagierten Hersteller – Audi, Porsche und Toyota – mussten beim Auftaktrennen zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC in Großbritannien Rückschläge hinnehmen. Besonders dramatisch traf es Porsche: Nach rund zwei Stunden schied der 919 Hybrid des Weltmeister-Trios Timo Bernhard (DE), Brendon (NZ) und Mark Webber (AU) durch Unfall aus. Hartley war beim Überrunden mit einem GT-Rennwagen kollidiert. Beide Fahrer überstanden den spektakulären Unfall unverletzt. Zeigte sich das Wetter an den Vortagen mit Regen und sogar Schnee sehr wechselhaft, so starteten die beiden 919 von Titelverteidiger Porsche am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein von den Plätzen drei und vier zum ersten von neun WM-Läufen. Seine Konkurrenzfähigkeit stellte der innovative Hybrid-Rennwagen mit der schnellsten Rennrunde (1.40,303 min) unter Beweis, gefahren von Neel Jani.
Startfahrer Mark Webber bleibt zunächst Dritter, holt aber zu den führenden Audi auf. Zu Beginn der siebten Runde überholt er den Audi Nummer 8 und verbessert sich auf Platz zwei. Eingangs Runde 17 zieht der Australier auch am Nummer-7-Audi vorbei und übernimmt die Führung. Nach 27 Runden übergibt er an Brendon Hartley für einen Doppelstint. Der Neuseeländer kommt nach 55 Runden mit 44 Sekunden Vorsprung auf die Nummer 7 zum Tanken und Reifen wechseln. In Runde 71 beendet eine Kollision beim Überholen eines GT-Fahrzeugs das Rennen der Weltmeister.
Dr. Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender Porsche AG: „Das Rennen in Silverstone war bis zum Schluss absolut spannend. Höhen und Tiefen lagen nah beieinander – das ist Motorsport. Was der Saisonauftakt aber klar gezeigt hat: Das Niveau in der Langstrecken-WM ist extrem hoch. Die Leistungsdichte zwischen derart unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten ist faszinierend und zukunftsweisend. Das Ergebnis von Qualifying und Rennen ist für uns ein zusätzlicher Ansporn, beim nächsten Mal wieder sportlich ganz an der Spitze zu stehen.“
Brendon Hartley (26, Neuseeland): „Es ist ein Jammer für das ganze Team. Unser 919 Hybrid lief unglaublich gut, Marks erster Stint war mega. Als ich das Auto übernahm, war einfach alles gut. Ich hatte einen komfortablen Vorsprung, fühlte mich nicht übermäßig unter Druck und kam gut durch den Verkehr. Dann wollte ich einen GT außen herum überholen, was in Kurve zwei ganz normal ist. Aber der Fahrer hat mich nicht gesehen und die ganze Streckenbreite genutzt. Es ging unheimlich schnell, und wir haben uns berührt – ein vermeidbarer Rennunfall. Es tut mir leid für das Gulf-Racing-Team und unsere Nummer-1-Mannschaft. Wir werden uns wieder neu aufrichten und auch positive Erkenntnisse vom Wochenende mitnehmen.“
Timo Bernhard kam in Silverstone erst gar nicht zum Einsatz.