Die größte Aral-Wasserstofftankstelle der Welt hat Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) am Berliner Messedamm eröffnet. Die könne über 100 Fahrzeuge am Stück betanken, bevor sie ihrerseits nachgefüllt werden müsse. Zum ersten Mal in Europa wird an einer konventionellen Straßentankstelle neben Benzin und Diesel auch flüssiger und gasförmiger Wasserstoff angeboten. In Berlin sind derzeit 16 Autos mit Wasserstoffantrieb unterwegs. Genutzt werden die von DaimlerChrysler, BMW, Ford und Opel entwickelten Fahrzeuge unter anderem von Bundeskanzleramt, Telekom und Bewag. Gut ein Dutzend Unternehmen und Behörden arbeiten mit am Projekt zur Erforschung des Wasserstoffantriebs, mit dem belegt werden soll, dass das Gas als Kraftstoff alltagstauglich ist. 33 Millionen Euro stehen dafür bereit, davon kommen allein fünf Millionen vom Bund.
Frühestens vom Jahr 2012 an werde es die Umwelt schonenden Fahrzeuge auch im Handel geben, so eine DaimlerChrysler-Sprecherin in Stuttgart. Zwei Kilo Wasserstoff auf 100 Kilometer verbrauchen die Autos derzeit durchschnittlich – das entspricht vier Liter Diesel. Die maximale Reichweite liegt bei 300 Kilometer pro Tankfüllung.
Mit der Eröffnung beginnt die Praxisphase des bis 2007 laufenden Wasserstoff-Projektes Clean Energy Partnership, an dem sich mehrere Unternehmen beteiligen. Das im Juli 2002 gegründete Konsortium von Aral, BMW, Berliner Verkehrsbetriebe, DaimlerChrysler, Ford, GM/Opel, Hydro/GHW, Linde und Vattenfall Europe will den Energieträger Wasserstoff technologisch erschließen und auf Alltagstauglichkeit erproben.
Die Eröffnung dieser Wasserstoff-Tankstelle ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen und emissionsfreien Mobilität der Zukunft. Hier testen wir erstmals die Herstellung, Verteilung, Speicherung und Betankung von Wasserstoff im Alltagsbetrieb einer normalen Tankstelle, sagte Dr. Uwe Franke, Vorstandsvorsitzender der Deutsche BP AG. Die Station verfügt über jeweils eine Zapfsäule für flüssige und gasförmige Wasserstoffbetankung. Die gasförmige Variante des Wasserstoffs wird mittels Elektrolyse erzeugt. Der dazu benötigte Strom wird regenerativ hergestellt. Der flüssige, minus 253 Grad kalte Wasserstoff, wird außerhalb des Tankstellengeländes produziert, per Tankwagen angeliefert und vor Ort in einem Spezialtank gespeichert.
Um den Energieträger Wasserstoff auf seine Alltagstauglichkeit und Kundenakzeptanz zu testen, werden ab sofort an der Berliner Tankstelle 16 Fahrzeuge der Automobilpartner mit Wasserstoff betankt. Es handelt sich dabei um Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnik und um Pkw mit Wasserstoffverbrennungsmotor. Für die Wartung der Wasserstoff-Autos wird im Februar 2005 auf dem Tankstellengelände eine Werkstatt eröffnet.
Wir Automobilhersteller verfolgen unterschiedliche Antriebssysteme. So wird bei BMW der Wasserstoff in Verbrennungsmotoren verwendet; gleichzeitig testen Ford, Opel und DaimlerChrysler den Wasserstoff als Kraftstoff in Brennstoffzellen. Doch wir haben das gemeinsame Ziel der nachhaltigen Mobilität. Nur gemeinsam können wir vorankommen und die technologisch führende Position unserer Energie- und Automobilindustrie verteidigen oder gar ausbauen, betonte Prof. Herbert Kohler, Leiter der Forschungsdirektion Fahrzeugaufbau und Antrieb bei DaimlerChrysler.
Text und Fotos: Erwin Halentz