Citroën: Vergangenheit trifft Zukunft im Conservatoire

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Wann haben Sie zum letzten Mal einen Visa GTI gesehen? Haben Sie in Deutschland überhaupt jemals einen gesehen? Im Conservatoire Citroën – auf dem Werksgelände in Aulnay bei Paris gelegen – steht einer. Doch der rare Visa ist es am Ende freilich nicht, der die Faszination dieser Markensammlung ausmacht. Es sind die automobilen Gegensätze, die in der eher einfach gehaltenen Halle ohne jeglichen Pomp zusammengestellt wurden – scheinbar völlig wahllos, wenngleich die Hersteller-Website das anders beschreibt und der Kollektion ein System unterstellt. Immerhin, es ist warm und trocken – die Fahrzeuge sind also optimal geschützt.

In einer als gesondert erkennbaren Reihe stehen Citroëns Vorkriegsschätzchen vom Typ A (erstes europäisches Großserien-Modell) über Rosalie bis zum Traction Avant, der als Gangsterwagen bekannt und hier in verschiedenen Versionen anzutreffen ist. Auch zahllose Rallye-Fahrzeuge vom Kaliber BX 4TC, C4 Citroën Sport oder ZX Rallye Raid stehen ebenfalls in einer extra abgetrennten Reihe. Doch darüber hinaus gehen die Hüter der heiligen Hallen, die im Nebenzimmer noch Auftragsbücher aus den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit handschriftlich festgehaltenen Positionen vorhalten, nicht immer logisch vor – vielleicht liegt es auch daran, dass das Conservatoire kein offizielles Museum ist? Da muss man es mit der Präsentation eben nicht so genau nehmen. Gruppen sollen nach Voranmeldung aber hineinkommen können und eine kleine Führung erhalten, welch ein Trost für die Markenfans.

Weiter geht’s, da steht eine DS, natürlich. Der Lack ist abgenutzt, die Spaltmaße sind gruselig. Es handelt sich um den ersten Prototypen – von Hand zusammengebaut. Gleich daneben findet sich als Kontrastprogramm eine Armada 2CV, besser bekannt als Ente. Der robuste Dauerbrenner war noch vor 15 Jahren recht präsent selbst im deutschen Straßenbild. Doch noch beeindruckender ist der Klassenunterschied zwischen dem Lieferwagen C15 und der mächtigen DS Présidentielle, de Gaulles fahrbarer Untersatz, die Citroën bei Chapron in Auftrag gegeben hat – auch wenn die beiden nicht unmittelbar nebeneinander stehen. Für den mit Trennscheibe ausgerüsteten Sechsmeter-Liner haben die Franzosen dann doch einen Ehrenplatz eingerichtet. Trostlos stehen die kastigen China-Modelle in der Reihe – oder wirkt es nur so? Na ja, wer interessiert sich in Westeuropa schon ernsthaft für Stufenheck-Limousinen der Kleinwagen-Klasse? Der Insider weiß, dass PSA mit dem Kofferraum-ZX bereits in den frühen Neunzigern Engagements im fernen Osten hatte. Nicht minder kurios wirkt der quasi auf Citroën umgeflaggte Rucksack-206. In der Volksrepublik nimmt man es mit den Marken eben noch nicht so genau.

Neben den Serienmodellen stehen in der leicht tristen Halle auch massenhaft Studien, die der Hersteller im Laufe der Jahrzehnte konstruiert hat. So taucht der C-60 (Vorbote des Ami 6) den Beobachter in die Gedankenwelt der Fünfziger, dagegen vertreten knallige Exponate wie C3 Air oder der Plugin-Hybrid Revolte Moderne. Und während aus dem Air längst der Pluriel wurde, dürfen wir gespannt sein, ob ein Plugin-Hybrid von Citroën einmal Realität werden wird.

Dass der Hersteller schon viele Versprechen eingelöst hat, beweisen nicht zuletzt die in gediegenen Farben angetretenen Vorboten des inzwischen ausgelaufenen C6 sowie des noch immer aktuellen DS4. Der C6 Lignage wurde im Jahr 1999 als überdimensionierter Luxusliner gezeigt und sieht dem späteren, viel kleineren Serienmodell zum Verwechseln ähnlich. Auch der DS4 hat seinen Vorläufer in Form eines edlen Concepts: Als zweitüriger DS High Rider mit Diesel-Hybrid und 19-Zoll-Felgen war er 2010 ein würdiger Appetitanreger. Zurückgekommen an den Halleneingang, fällt die massive Schrankwand samt Schreibtisch in der hinteren Ecke auf: Es ist André Citroëns originales Büro. Der Geist Markengründers weht wohl durch die heiligen Hallen des einzigartigen Conservatoire.

Text: Spot Press Services/Patrick Broich
Fotos: Citroën, SP-X

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