Wenn er heute Rücken, Füße und Kreislauf hat, sind es wohl eher die Nachwirkungen des Feierns denn tatsächliche Zipperlein. Hape Kerkeling ist 50 geworden. Und gibt mit seinen Erinnerungen Einblicke in seine ganz unspektakulären Seiten jenseits aller Comedy.
Der Junge muss an die frische Luft – dieser Titel ist Programm. Denn so pragmatisch beherzt, wie er es ausdrückt, ist Hape Kerkeling nach dem Tod seiner Mutter von Verwandten erzogen worden. Dieses Buch bezieht seinen Reiz daraus, dass es so gar nicht mit Sensationen aufwartet, sondern eine unspektakuläre Jugend beschreibt. Die dann aber doch eine unerwartete Wendung nimmt.
Vielleicht hätte er ja Seelsorger werden können – er wäre nicht der erste Messdiener mit diesem Berufsziel. Oder Lehrer – dann hätte er sein Talent zur anschaulichen Darstellung von Inhalten mit einem krisensicheren Job und dem Beamtenstatus verbinden können. Aber er hatte schon früh die Idee, Menschen zum Lachen zu bringen. Irgendwann sogar beruflich.
Kann man sich die deutsche Unterhaltungslandschaft ohne ihn anno 2014 vorstellen? Der eifrige Journalist Horst Schlämmer, die strenge Beziehungstherapeutin Evje van Dampen, Uschi Blum, die sich als Sängerin auf einer Stufe mit Edith Piaf sieht – man kann so herrlich über ihn lachen, weil in all seinen Figuren ein Stück Wahrheit ist. Und wenn man ihn jenseits der Comedy (dazu noch ein Geheimtipp: Politesse Evi Stöbermann – auf www.youtube.de anzusehen) erlebt und seine Erinnerungen liest, dann belegt das wiederum eine viel zitierte Weisheit: Ein guter Komiker ist nur, wer den Ernst des Lebens kennt.
Hape Kerkeling: Der Junge muss an die frische Luft. Meine Kindheit und ich. Piper Verlag; 19,99 Euro.