Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Haben Sie einmal genauer hingeschaut bei diversen Fernsehübertragungen, mit welchen Staatskarossen unsere Polit-Promis oder gekrönte Häupter in der Regel so vorfahren? Meist sind es ja Fahrzeuge deutscher Herkunft. Oberklasse-Ausgaben der Superlative. Länger, geräumiger, sicherer und irgendwie auch geheimnisvoller als jedes andere Automobil auf unseren Straßen. Denn in der Regel ist nur der leise heran rauschende PS- und Co2 -Riese zu sehen, eine am Straßenrand vorschriftsmäßig „geparkte“ hilfreiche Hand, um den Schlag zu öffnen und dann betritt Herr oder Frau Polit-Promi die Welt da draußen. Ein Blick in den Innenraum bleibt uns Normalos in der Regel verborgen.

Doch jetzt sollen Daimler, Audi und BMW Konkurrenz bekommen auf der Bühne der schusssicheren und nicht einsehbaren Über-Autos. Denn, so schreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrer Onlineausgabe, es gebe Anzeichen, wonach Russland in naher Zukunft mit einem Fahrzeug eigener Herkunft den Genossen Putin und dessen Entourage von Termin zu Termin kutschieren wolle. Derzeit ist der Kreml-Chef noch mit einer gestreckten Pullmann-Variante aus dem Schwäbischen unterwegs. In seinem privaten Fuhrpark sollen unter anderem auch zwei nicht ganz preisgünstig zu erwerbende Oldtimer stehen. Was mir den Herrn, wenn ich ganz ehrlich bin, zumindest in dieser Hinsicht nicht ganz unsympathisch macht.

Das Tollste an dem (noch zu produzierenden) sozialistischen Prunk-und-Protz-Mobil dürfte aber dessen Vortrieb sein. Es soll, so ist aus halboffiziellen Reihen des staatlichen Automobil-Entwicklungszentrums „National AutoMotive Institute“ zu hören, von einem bärenstarken sogenannten „Zaren-Motor“ angetrieben werden. Dabei soll es sich um einen Turbo mit zwölf Zylindern in Reihen-Anordnung mit sechs Litern Hubraum und einer Leistung von bis zu 850 PS handeln. Inspirieren lassen, habe man sich allerdings bei der Optik des Putin-Mobils ausgerechnet an der Dekadenz des jahrzehntelangen Klassenfeinds. Ein Rolls Royce Phantom soll als Blaupause hergehalten haben.

Ich bin, liebe Leserinnen und Leser, schon jetzt ganz erpicht darauf, die ersten Bilder eines Fahrzeugs zu sehen, in dem das russische Staatsoberhaupt von einem Triebwerk, das nach Nikolaus II. oder Peter dem Großen benannt wurde, unterwegs ist. Irgendwie passt das zusammen wie Hering mit Erdbeer-Marmelade. Aber – der sozialistischen Planwirtschaft sei Dank – es werden wohl bis zum vorgesehenen Erscheinungstermin des Pullmann-Nachfolgers alle Unwägbarkeiten aus dem Weg geräumt worden sein.

Und eineinhalb Jahrzehnte warten auf sein Auto, wie einst die DDR-Bürger auf ihren neuen Trabi – müsste der autoaffine Staatschef mit Sicherheit auch nicht.

Na dann wünschen wir mal allzeit Gute Fahrt.

Ihnen ein schönes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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