Alles muss anders werden, damit es bliebt wie es ist: Beim Opel Corsa nämlich, dem nicht nur image- sondern auch umsatzträchtigen Kleinwagen der Rüsselsheimer. Also hat der Hersteller bei der fünften Generation des seit 1982 produzierten Corsa nichts unversucht gelassen, die bisherige (wahrlich nicht unbedeutend große) Käuferschar im Kompaktwagen-Segment nicht zu verschrecken und dennoch zu zeigen; „Hi, wir können auch anders“: Und zwar von jedem ein bisschen mehr. Ein bisschen moderner, ein bisschen mehr Lifestyle, ein bisschen mehr Technik. Eben ein bisschen mehr Corsa. Und dabei auch ein bisschen mehr Konkurrenz für die einschlägigen Mitbewerber wie VW Polo, Ford Fiesta, Fiat Punto oder die ganze Garde der großen kleinen Importeurs-Armada.
Kleinwagen à la Corsa sind in zunehmendem Maße eine etwas kompaktere, weniger Platz bietende, aber durchaus technisch nicht minderbemittelte Ausgabe von Fahrzeugen aus der gut situierten Mittelklasse. Mit vielen sinnvollen Neuerungen, mit verfeinerten Materialien, mit neuen Motoren und Kommunikationstechniken, die „weiter oben“ schon in die Serie Einzug gehalten haben. Wer sich heute für das „geschrumpfte“ Modell eines Autobauers entscheidet, der muss mitnichten auf Annehmlichkeiten, Komfort- oder Sicherheitsvorkehrungen verzichten. Die durchgängige Firmenpolitik hört bei weitem nicht mehr beim so genannten „neuen Gesicht der Marke“ auf.
Das ist beim Corsa nicht anders. Sieben Motorisierungen mit Leistungen zwischen 70 und 115 PS bieten die Rüsselsheimer nach dem Rundumschlag bei der Entwicklung neuer Antriebsaggregate und Getriebe-Einheiten für den (ehemaligen?) Bestseller unterhalb des Astra an. Fünf Benzin-Triebwerken stehen zwei Diesel gegenüber. Bis 2018 sollen noch insgesamt 17 neue Motoren folgen, wie Dr. Matthias Alt, Chef-Ingenieur kleine Benzinmotoren, bei der Präsentation des Corsa zu Wochenbeginn noch einmal bestätigte.
Der ganze Stolz der Ingenieure ist in diesem Falle der neu entwickelte Dreizylinder-Turbo. Das Triebwerk wird als 1,0 Ecotec in den beiden Leistungsstufen mit 90 und 115 PS im neuen Corsa eingesetzt. Übertragen wird deren Kraft wahlweise oder je nach Ausführung von einem manuellen Fünfgang- oder Sechsgang-Getriebe. Auf Wunsch erhält man auch eine Sechsstufen-Automatik und ein neues automatisiertes Schaltgetriebe.
Auch wenn man etwas näher hinschauen muss, um das zu erkennen: Der knapp vier Meter lange neue Opel-Kleinwagen wurde „durch die Bank“ neu entwickelt. Auf dem Pariser Autosalon vor einigen Tagen wurde der jüngste Spross der Familie erstmals vorgestellt. Evolution statt Revolution: so könnte die Haupt-Überschrift für Entwicklung und Fertigung des „Corsa 5“ oder „Corsa E“, wie ihn Opel betitelt, heißen. Denn weder in der kollektiven Linienführung, noch im gesamten optischen Auftritt (Dimensionen etc.) wurde das bisherige Konzept auf den Kopf gestellt.
Klar, es wurde modelliert, es wurde alles ein wenig frischer, unkonventioneller gestaltet. Aber die Rüsselsheimer Blechkleid-Schneider bedienten sich bei der Formgebung des feinen Floretts und nicht des groben Schwertes, um die Konkurrenz zu attackieren. Ein wenig Insignia hat sich da versteckt, vielleicht doch, um die Wahlverwandtschaft zum „Familien-Oberhaupt“ nicht zu verleugnen. Im Interieur fällt neben den hochwertigeren Materialien der sieben Zoll große Touchscreen in der Mitte des Armaturenbrettes auf.
Ähnlich wie im ADAM lässt sich darüber das so genannte IntelliLink-System bedienen. Das ist auch die Heimstatt für die Navigations-App „BringGo“ und die Programme Stitcher oder Tune-In für den weltweiten Radioempfang und Internet-Podcasts. Auch Kompakt-Fahrzeuge sind eben inzwischen weitaus mehr als nur Autos, sondern mobile Bedieneinheiten für kommunikative Dienstleistungen geworden. Und schließlich geht auch in diesem Segment nichts mehr ohne die vielen kleinen Helferlein, auch Assistenzsysteme genannt. Also bietet auch der neue Corsa einen Tot-Winkel-Warner, eine City-Notbremsung, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte- und Fernlichtassistent an. Neben LED-Tagfahrlicht sind optional auch Xenon-Scheinwerfer erhältlich.
Opel erwartet (sich) nicht nur den Erhalt des bisherigen Käuferkreises, sondern darüber hinaus jede Menge potenzieller neuer Kunden vom neuen Corsa. Denn immerhin ist derzeit jeder vierte Opel auf unseren Straßen ein Corsa. Und das ist schon eine Hausnummer.
Die Preisgestaltung ist in etwa so, wie der Kunde (und wohl auch der Hersteller) das auf diesem Niveau in diesem Segment erwartet haben. Der neue Opel Corsa ist ab sofort zum Preis ab 11.980 Euro bestellbar. Die fünftürige Ausführung kostet 750 Euro mehr.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun