Mick Brisgau dürfte über dieses Buch nur verständnislos den Kopf schütteln. Ja, genau, der letzte Bulle, der 20 Jahre gesellschaftlicher Entwicklung im Koma verbrachte, um dann in eine für ihn fast völlig fremde Welt zurückzukehren als Polizist, gerade wieder montags mitzuverfolgen. Tatsächlich gibt es so einiges, was Männer und Frauen heute – im Unterschied zu früher – miteinander zu bewältigen haben.
Mick mag mit Handys seine Probleme haben, entschlusskräftig ist er allemal. Tina Teubner schreibt in ihrem satirischen Ratgeber aber auch über ganz andere Exemplare – solche zum Beispiel, die glauben, vom Leben stets und ständig zu wenig bekommen zu haben, denen Anstrengung ebenso ein Fremdwort ist wie Sozialkompetenz oder gar Empathie, die also der Überzeugung sind, das Leben schütte per Füllhorn gelegentlich Besitztümer und potentielle Partner über die Menschheit, und nie sind sie dann in der Nähe. Und, sorry, liebe Mit-Männer, der Mann, der dies hier schreibt, kennt (leider) einige solche Exemplare in echt. Würde ich Tina Teubner nur blühende Phantasie unterstellen, es wäre eine glatte Lüge.
Gesundheitswahn, übertriebene Langsamkeit, Treue, Sport … Tina Teubner kennt die Fallstricke, die auf Männer anno 2014 ganz offensichtlich lauern. Auch die Eigenart, ein Junggesellenleben auch nach der Eheschließung fortzuführen, als sei die Zweisamkeit nur eine Formalie, ist Tina Teubner nicht fremd. Man ahnt es: In vielen dieser satirisch beschriebenen Männertypen findet man beim Lesen Anteile von solchen, die man aus dem wirklichen Leben kennt. Das ist schon aufschlussreich. Wo Selbsterkenntnis gewünscht ist, lohnt ein Blick in dieses Buch, für Männer und Frauen. Ohne dass man's damit übertreibt. Denn, ganz ehrlich: Dass der erwähnte Mick Brisgau durchaus ein männliches Ideal für Frauen sein kann, ging mir nach der Lektüre von Männer brauchen Grenzen nicht mehr aus dem Kopf.
Tina Teubner: Männer brauchen Grenzen. Ein Erziehungsratgeber. Lappan Verlag; 9,95 Euro.