Nach zähen, langwierigen, Verhandlungen steht es seit Dienstag abend fest: Der insolvente Nürburgring hat einen neuen Besitzer: Dabei gab es zum Ende des sich über viele Monate hinziehenden Bieterverfahrens noch einmal eine faustdicke Überraschung: Denn mit dem Automobil-Zulieferer Capricorn aus Düsseldorf erhielt nicht die zuvor heiß gehandelte und schon als neuer Besitzer apostrophierte US-Investorengruppe HIG Capitals den Zuschlag. Das Transaktionsvolumen des Verkaufs liegt nach Angaben von Ring-Sachwalter Jens Lieser bei mehr als 100 Millionen Euro. Danach fließe ein Kaufpreis von 77 Millionen Euro, bis zu 25 Millionen sollen am und um den Eifelkurs investiert werden.
Ab sofort soll es nach dem Willen der neuen Besitzer auf der Traditionsrennstrecke wieder mit Vollgas weiter gehen. Für alle Motorsportler und Privatiers, die mal gerne eine Runde auf der weltberühmten Nordschleife drehen wollen, offenbar eine gute Nachricht. Und dies etwa drei Wochen bevor am „Ring“ mit der Langstreckenmeisterschaft wieder die neue Saison offiziell eröffnet wird. Man sei in Gesprächen mit verschieden Instituten, darunter auch dem Fraunhofer-Institut, sagte Capricorn-Geschäftsführer Robertino Wild. „Wir hoffen, das ein oder andere Institut an den Nürburgring locken zu können.“
Allerdings gibt es bei der am Dienstagabend in einer Pressekonferenz verkündeten Entscheidung noch einen Haken. Der Kaufvertrag mit Capricorn ist nämlich erst dann gültig, wenn die EU-Kommission ihren Bescheid zur Prüfung möglicher illegaler Beihilfen vorlegt. Dies ist Voraussetzung für eine Wirksamkeit des Kontraktes. Der Autoteile-Hersteller mit Sitz in Düsseldorf ist bereits im Gewerbepark am Nürburgring vertreten und hat klare Vorstellungen von der Zukunft, der eigenen wohlgemerkt und der der neuen Immobilie.
Capricorn setzt in seinem Engagement offenbar voll auf das Thema Motorsport. Das Unternehmen hat derzeit mehr als 350 Mitarbeiter – etwa 100 davon arbeiten bereits in einem Werk am Nürburgring. Am Ring soll nach Angaben des neuen Besitzers in Zukunft ein Automobil-Technologieschwerpunkt entwickelt werden. Der Verkauf bedeutet zugleich auch das Ende für die sogenannte „Grüne Hölle“. Das riesige Erlebnisdorf in unmittelbarer Nähe zur Grand-Prix-Strecke wird geschlossen. Außerdem wird auch die erst vor ein paar Wochen erstmals in Betrieb genommene Achterbahn, der sogenannte Ringracer stillgelegt. „Die „Grüne Hölle“ werden wir sofort einstellen. Sie ist einer der großen Verlustbringer“, kündigte Capricorn-Geschäftsführer Robertino Wild an. Was mit den weiteren Gebäuden mit dem Freizeitpark am „Ring“ geschehen soll, kann man sich demnach wohl lebhaft vorstellen.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz, Nürburgring GmbH