Sicherheit: Der nächste Winter ist schon da

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Es ist Jahr für Jahr die selbe Krux: die Straßen müssen auch und gerade bei winterlichen Bedingungen immer befahrbar und sicher sein, andererseits gilt es, die Umwelt nur in ökologisch vertretbarem Rahmen zu belasten. Zudem müssen noch die Kosten für Behörden und Kommunen im Rahmen der verabschiedeten Etats liegen. Anlässlich des 20. VKS- Winterseminars (Verband der Kali- und Salzindustrie e. V.) waren wieder zwei äußerst kompetente Referenten aufgeboten, die in Theorie und Praxis gleichermaßen zu Hause sind.

Zunächst gab Dr. Ing. Gero Morlock vom Regierungspräsidium Freiburg einen tiefen Einblick in die letzten vier Erfahrungsjahre mit der neuen Einsatzstrategie zur Vorbeugenden Streuung im Winterdienst. Hierbei übernimmt das Flüssigstreuen zunehmend die Aufgabe, die Verkehrswege frei von Eis und Schnee zu halten. Im Prinzip greift diese Erkenntnis seit etwa 2009, doch Erfahrungswerte durch präzise Auswertungen konnten erst jetzt bekannt gegeben werden. Eingesetzt wird diese neue Technologie vor allem beim so genannten Frost-Tau-Wechsel, einem Straßenzustand, der so überraschend wie unregelmäßig auftaucht und für die Verkehrsteilnehmer äußerst schwer einzuschätzen ist. Morlock referierte über den Erfolg dieses Streusystems, das aus einer Mixtur aus Wasser und Salz besteht, so genannte Sole. Sie ist von hoher Effizienz im Gegensatz zur jahrelang präferierten Technik mit Feuchtsalz, dem FS-30-Prinzip, die etwa 4 Stunden wirksam arbeitet, während die Sole, die gesprüht wird, bis etwa 6 Stunden ihre Wirkung entfaltet. Ihre Nachteile: es werden zusätzliche Gerätschaften benötigt, die die Etats belasten, bei Regen wird die Sole stark verdünnt und verliert an Wirksamkeit und: sie wirkt nur bis 6 Grad minus. Die Hersteller von Sonderfahrzeugen reagierten flexibel und machten sich an die Arbeit. Zwei-, Drei- und Vierachser entstanden, die für beide Streusysteme Material aufnehmen können: Feuchtsalz und Sole (Kombi-Wet-Fahrzeuge). Entsprechend entstanden auch neue Lager- und Ladetechniken und das Personal muss auf aktuellen Kenntnisstand geschult werden. Alles in allem neue Maßnahmen mit hoher Wirkung und einem bisweilen schmerzhaften Investitionsprogramm für die Kommunen, wie auch der zweite Referent, Dr. Ing. Horst Hanke von der Verkehrsholding Saarland bestätigte. Schaffen das auch alle Kommunen?. Hanke ist jahrelanger Experte für diesen Themenzyklus im Fachausschuss Winterdienst, dessen Vorsitzender er zugleich ist. Voraussetzungen für Investitionen seitens der Kommunen ist eine intensive Kosten- Nutzen-Rechnung, die Ausgaben und Nutzen genau berücksichtigt. Denn: entgegen den Aussagen etlicher Klimatologen sind gerade in Mitteleuropa, speziell in Deutschland, die letzten 4 Winter sehr kalt und schneereich gewesen. Nach langen Jahren milder Winter. Somit mussten die Kommunen überraschende Sofort-Investitionen tätigen, die gar nicht im Jahresetat eingebracht waren. Die Schere, wie weit in die winterliche Zukunft zu investieren sei oder ob man nicht doch mit älterem Fuhrpark dem Winter noch zu Leibe rücken kann, stellt ein riesiges Entscheidungsproblem für die Kämmerer dar. Und oftmals ist es ein Vabanque- Spiel. Ebenfalls schwierig sei, so Hanke, die Berechnung für die Salzbevorratung und die Logistik bis zu den benötigten Lagerräumen. So kamen clevere Städte auf die Idee, einen Salz-Pool zu gründen, bei dem große Mengen des wichtigen Streuguts für mehrere Gemeinden gemeinsam untergebracht sind.

Beide Referenten sind sich einig, dass wir in Deutschland technisch und vom benötigten Material her bestens aufgestellt sind. Und für die Umwelt ganz wichtig: Salz als kristallines konzentriertes Granulat wird wohl nirgendwo mehr hierzulande ausgebracht.

Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: RP Freiburg/Fotolia.com

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