Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Eigentlich war es nur eine kleine Randnotiz im Nachrichtenwust der vergangenen Tage, analog und passend zum Auftritt der Marke, deren Erzeugnisse die meisten von uns kaum einmal gesehen haben. Der Sportwagenhersteller Wiesmann, so heiß es in der Meldung einer Agentur, sei pleite. Nach online-Medienangaben sei „das Insolvenzverfahren über das Vermögen der eingetragenen Wiesmann GmbH“ eingeleitet worden.

Wiesmann? Nur die wenigsten wissen wohl mit dem Namen des Herstellers, der exklusive Sportgeräte auf Rädern produzierte, etwas anzufangen. Der Marktanteil war in Prozenten wohl gar nicht zu messen, und doch ist es einfach schade, dass wieder einmal eine dieser Exotenmarken von der automobilen Landkarte verschwindet, die das Angebot bereichern um Fahrzeuge, die aus der Reihe tanzen (pardon, fahren), die anders sind als der Mainstream, mit denen sich vielleicht nicht einmal Geld verdienen ließ und lässt. Und deswegen, so wage ich zu behaupten, ist die Vielfalt des Angebotes, eine dieser wunderschönen, seltenen „Ringeltauben“ auf Messen, in Schauräumen und manchmal sogar auf der Straße, mal wieder in Mitleidenschaft gezogen. Auch wenn es sogar unsereinem, der sich tagaus, tagein mit dem Thema Automobil beschäftigt, vielleicht gar nicht unbedingt auffiele.

Gerade mal 1600 Fahrzeuge, so hieß es in einer Stellungnahme des Unternehmens, das 1988 als „Manufaktur für Individualisten“ gegründet worden war, seien in diesem viertel Jahrhundert verkauft worden. Eine verschwindet geringe Anzahl sicherlich, aber eben auch ein Verlust. Ein Verlust für Leute, denen der Begriff „Individualität“ noch etwas wert ist, die ihn zu schätzen wissen.Zudem teilte das Unternehmen mit, Wiesmann werde weiterhin von einem Geschäftsführer geführt und der Geschäftsbetrieb mit über 100 Mitarbeitern aufrechterhalten. Das Ziel sei, die „bereits begonnene Restrukturierung und Sanierung von Wiesmann kurzfristig gemeinsam mit strategischen Partnern und Investoren erfolgreich abzuschließen.“. Nun, das ist dieses Verwaltungs- und Juristendeutsch in solchen Crash-Fällen, das so völlig emotionslos daher kommt.

Um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, doch einmal vor Augen zu führen, wovon ich da eigentlich berichte, hier ein kleiner, unvollkommener Versuch der optischen Aufklärung. Man nehme eine ultra lange, aber nicht flache, sondern nach oben gewölbte Motorhaube. Man setze hinter eine sehr flache Windschutzscheibe eine konkave, im hinteren Drittel, steil abfallende Bedachung. Sodann möge man ein kurzes Stummelheck anflanschen (oder zumindest bautechnisch diesen Eindruck erwecken). Schließlich erstehe man (vielleicht im Baumarkt) einen extrem langen Radstand, begrenze diesen durch zwei Walzen von etwa 300 Millimetern Breite. Auf ein paar mehr oder weniger kommt es nicht an.

Ach ja, ganz vergessen habe ich: In besagte lange Motorhaube implantiere man mittig ein längliches Gitter, das so aussieht, als sei es ein historischer Jaguar oder ein entfernter Verwandter. Oder auch eine amputierte Niere eines BMW Z8. Gut zugegeben, klingt jetzt nicht alles so, dass man sich das auf Anhieb vorstellen kann. Aber versuchen Sie es ruhig einmal. Und wenn Ihnen dann wirklich mal eines der 1600 Wiesmann-Fahrzeuge aus dem vergangenen Jahrhundert begegnen sollte, vergleichen Sie das mit dem unzulänglichen Versuch meiner Schilderung.

Mal gespannt, was Sie erkennen!

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

Nach oben scrollen