Es fängt spannend an, mit dem Prolog, dann fahren die ersten Sätze das Tempo schon wieder zurück. Sie lesen sich wie die unspektakuläre Beschreibung einer unspektakulär frustrierenden Beziehungs-Belastung: Viel Arbeit, keine Freizeit, und dann auch noch Fernbeziehung. Tatsächlich aber entwickelt sich eine spannende Suche nach einem verschwundenen kleinen Jungen daraus. Sie führt in eine Stadt, die man eher als Domäne der Fahrräder, eines bekannten Braugasthauses und einer blühenden Alternativkultur wahrnimmt. Aber so komödiantisch wie in den Münsteraner Krimis um Boerne, Thiel und Wilsberg geht es hier nicht zu. Vielmehr erinnert die Kommissarin Charlotte Schneidmann an eine Fernseh-Namensvetterin, die in den Frankfurter Tatorten schon vor einiger Zeit den Dienst quittierte: Wie Scheidemann in Christine Drews' Krimi-Debüt, wurde auch Charlotte Sänger (grandios gespielt von der unverkennbaren Andrea Sawatzki) immer wieder während ihrer Ermittlungen von persönlichen Traumata regelrecht geschüttelt. Schattenfreundin setzt als Krimi auf bewährte Zutaten und wagt sich an ein sensibles Thema. Da darf man auch gespannt sein, wie die Autorin ihre Figur weiter entwickeln wird.
Christine Drews: Schattenfreundin. Lübbe Verlag; 8,99 Euro.