Der 205 GTI galt in den 1980er Jahren als der im wahrsten Sinne des Wortes „schärfste“ Peugeot. Wer etwas Frankreich-Affinität hatte und zudem flotte, leistungs-optimierte Fahrzeuge liebte, für den gab es am 205 GTI kein Vorbeikommen. Doch die Franzosen behielten diese Produktlinie leider auf Dauer nicht bei. Jetzt allerdings hat man sich im Hause eines Anderen (oder Besseren) besonnen und schickt den „Enkel“ des 205 GTI auf die Straße. Der 208 GTI ist technisch natürlich auf einer anderen Evolutionsstufe als die späte 1980er Ausgabe. Eines aber verbindet beide Fahrzeuge miteinander: Der gemeinsame Fahrspaß.
Gut 30 Jahre nach dem 205 GTI fauchen die Franzosen jetzt mit dem 208 GTI wieder im Verkaufsbereich des sportlichen Kleinwagensegmentes. Dort, wo vor allem die Emotionen eine große Rolle spielen. Der Absatz von Sportwagen liegt in diesem Bereich bei knappen zwei Prozent. Peugeot, das Ende Juni Rallye-Rekordweltmeister Sébastien Loeb auf den Sagen umwobenen Pikes Peak hinauf jagt, beschwört mit dem neuen 208 GTI demzufolge auch die eigene Aura, um sich im „Wohnzimmer“ von VW Golf GTI und Kumpanen nieder zu lassen.
Der Peugeot 205 GTI wurde von einem 1,6-Liter-Vierzylinder, mit 105 PS beatmet. Mit diesen Leistungsdaten ist heute nicht mehr viel Staat zu machen. Zwar hat sich an der Hubraumgröße nichts geändert, doch leistet der in Kooperation mit BMW entstandene aufgeladene, direkt einspritzende Benziner satte 200 PS und wuchtet 275 Newtonmeter auf die Vorderachse. Das Ergebnis solchen Gebarens der Motorenbauer: Nach 6,8 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Die Endgeschwindigkeit beträgt flotte 230 km/h. Fahrzeuge dieses Genres aber spielen ihren Spaßfaktor nicht auf dem langweiligen Highway aus. Der Heißsporn aus dem Land der Tricolore entfaltet dann sein ganzes Potenzial, wenn es im kurvigen Geläuf auf die Landstraße geht.
Mit nur knappen 1.160 Kilogramm, einer steifen Vorderachs-Aufhängung und einer darauf adaptierten Hinterachs-Abstimmung wird der 208 GTI zum Kraftprotz mit Go-Kart-Attitüde. Die Akustik-Ingenieure haben in dem flotten Franzosen ganze Arbeit geleistet. So in etwa muss auch eine Michèle Mouton im T16 geklungen haben, wenn sie einst den Col de Turini hinauf sprintete. Was dem Fahrzeug sicherlich gut tun würde, aber leider nicht vorgesehen ist, das ist ein Doppelkupplungsgetriebe. Das Gleiche gilt für ein Start-/Stopp-System. Um den Adrenalinausstoß noch etwas zu intensivieren hat man auch die Möglichkeit, so sinnvolle Assistenzsysteme wie elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) und die Antischlupfregulierung (ASP) per Knopfdruck außer Gefecht zu setzen. Wobei man je nach Fahrweise im Sinne der Verkehrssicherheit darauf bitteschön eher verzichten und sich für derlei Unternehmungsgeist die Nürburgring-Nordschleife aussuchen sollte.Sportlich ist auch das Interieur des 208 GTI gehalten. Beliebt in derlei Fahrzeug-Gattungen sind Dinge wie ein abgeflachtes Lenkrad, Lederknauf, Alu-Pedalerie und sportliche Karbon-Optik. An all diesen optischen Extravaganzen lässt es auch Peugeot nicht mangeln. Die konturierten Sportsitze bieten genügend Auflagefläche für die Oberschenkel, haben die für ein solches Fahrzeug notwendige Seitenführung.
Für einen Einstiegspreis von 22.900 Euro hat Peugeot nicht nur einen würdigen Enkel des 205 GTI seligen Angedenken gefertigt, sondern ein Fahrzeug mit vielen Emotionen publiziert, das als Klammer zwischen Historie und moderner Sportwagen-Technik funktioniert. Hinzu kommt eine recht üppige Grundausstattung: Klimaautomatik, Bordcomputer, Bluetooth, elektrisch anklappbare Außenspiegel, und Einparkhilfe hinten.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun