Wenn Reifen älter werden: Tipps und Informationen

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Autoreifen haben einiges mit dem Menschen gemeinsam: Sie altern, werden gebrechlich, verlieren Leistung und Wirkung. Sie haben sogar ein Gedächtnis, wie ein Großteil der Menschen auch. Beleidigt man zum Beispiel die Pneus, indem man sie gegen harte Bordsteinkanten setzt oder ihnen Glasscherben oder Nägel einverleibt, merken sie sich das ganz genau und bereiten daraufhin irgendwann heftigen Verdruss. Meist zum völlig falschen Zeitpunkt. Und ganz überraschend. Mit teuren und schmerzhaften Folgen.

Sichere Diagnosen über den Zustand eines Reifens können nur professionelle, seriöse Händler abgeben. Dem Laien verbirgt sich der aktuelle Gesundheitszustand eines Reifens zumeist. Und so halten sich hartnäckig falsche, aber traditionsreiche Aussagen über das Reifenalter wie: Meiner ist erst 12 Jahre alt, sieht aus wie neu und hat noch fast volles Profil. Den kann ich gut und gerne noch etliche Jahre fahren. Fachleute aus der Branche sehen das indes ganz anders. Die Lebensdauer (Lebenserwartung) hängt in hohem Maß vom Umgang mit dem Reifen ab. Dazu zählen: Stets mit korrektem (vorgeschriebenem) Luftdruck unterwegs zu sein und bei Einlagerung für die jeweils zweite Jahreshälfte in Reifen-Hotels bei Fachbetrieben und Fachwerkstätten mit garantierter kühler, trockener und dunkler Lagerung zu sorgen. Das Gleiche gilt für die Einlagerung zu Hause, wo diese Idealzustände allerdings nur selten gegeben sind.

So, wie im Personalausweis das Geburtsdatum des Menschen vermerkt ist, weist auch der Autoreifen sein Geburtsdatum nach. Auf der Reifenflanke, meist direkt neben den 3 Buchstaben DOT, befinden sich 4 Ziffern, deren erste beide die Produktionswoche, die beiden folgenden das Produktionsjahr anführen.Ein sehr erfahrener, in Praxis und Theorie absolut kompetenter Maschinenbau-Ingenieur aus der Reifenbranche hat uns einige wichtige Fragen beantwortet: Thema Reifenalter. Aufgrund physikalischer und chemischer Prozesse altern a l l e Reifen, wodurch ihre Funktionstüchtigkeit und Sicherheit beeinträchtigt werden können. Denn auch die beste Laufflächenmischung beginnt irgendwann auszuhärten. Allerlängstens sind 10 Jahre (ab Herstellungsdatum!) duldbar. Aufgrund stetig fortschreitender Verbesserungen (Traktion, Nässeverhalten, Queraquaplaning, Bremsweg etc.) ist aber ein früherer Wechsel der Reifen mehr als nur empfehlenswert. Eine Sonderstellung weisen Reifen bei Anhängern auf, die über eine 100 km/h-Zulassung verfügen: Da limitiert der Gesetzgeber das Alter auf maximal 6 Jahre. Wann altert ein Reifen besonders zügig? Je weniger ein Reifen benutzt wird, desto schneller vollzieht sich der Alterungsprozess. Sonnen-(UV-)Einwirkung und Standabplattungen durch langes Stehen sind hier bei Wohnwagen und Wohnmobilen besonders zu erwähnen. Bei langen Standzeiten ist eine Erhöhung des Reifenfülldrucks empfehlenswert, dessen Wert aber bei Wiederinbetriebnahme korrigiert werden muss.

Frage: Welche Reifen unterliegen einem besonders schnellen Alterungsprozess? Der Alltags-(auch Versprödungs-)Prozess gilt gleichermaßen für Sommer-, Winter-, Ganzjahres- und Geländereifen. Feine Haarrisse im Reifen, an Lauffläche und den Flanken, sind das deutlichste Indiz dafür. Welche Fahrzeuge generieren besondere Reifenrisiken? Hier liegen SUV- und richtige Geländewagen ziemlich weit vorne. Da sollte man nach jedem Geländeeinsatz eine zumindest optische Kontrolle vornehmen. Harte und scharfkantige Fremdkörper können sich im grobstolligen Profil einnisten und bis ins Reifeninnere vordringen. Besonderes Augenmerk sollte dem Bereich zwischen Reifenwulst und Felgenhorn gewidmet werden: Kleine Steinchen und Holzstückchen können sich einklemmen und so für einen schleichenden Luftverlust sorgen, der bis zum plötzlichen Totalausfall des Pneus führen kann. Thema Reifenalter und Aquaplaning: Bei der Profiltiefe gibt es eine klare Vorgabe des Gesetzgebers: 1,6 mm bedeuten Mindestprofiltiefe, egal, ob Sommer- oder Winterreifen. Aquaplaning ist aber ein Resultat aus mehreren Faktoren: Fahrgeschwindigkeit, Reifenmischung, Profiltiefe, Menge des aufzunehmenden und abzuführenden Wassers auf der Fahrbahn. Fahrtests von Fachmagazinen mit professionellen Reifentestern haben aber ergeben, dass ab einer Profiltiefe von 2,5 bis 3 Millimetern das Risiko aufzuschwimmen, überproportional zunimmt. Um die Tauglichkeit und Sicherheit der speziellen Winterreifen zu gewährleisten, ist die Grenze bereits bei 4 Millimetern erreicht. Die Hersteller moderner Winterreifen haben deswegen einen optischen (farbigen) 4-Millimeter-Verschleißanzeiger eingearbeitet.Während das Alter eines Menschen durch viele positive Einflüsse und Maßnahmen durchaus verlängert werden kann, sind den Autoreifen deutliche Einschnitte in die Lebenserwartung mitgegeben. Man sollte das jederzeit beherzigen.

Text und Bilder: Frank Nüssel
CineMot
Quellen: ProMotor/Fachbereiche

Scroll to Top