CD-Tipp der Woche

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Carla Bruni: Little French Songs. (Barclay/Universal)

Menschen, die nicht durch ihre Stimme berühmt wurden, nutzen ihre Popularität für eine Sangeskarriere. Ein seit Jahrzehnten bewährtes Verfahren, jedenfalls kommerziell. Nicht selten verschwinden dessen Ergebnisse nach ein, zwei Veröffentlichungen alsbald in der Versenkung, eher selten rechtfertigt das Gesangstalent eine solide zweite Karriere. So wie bei Carla Bruni.

Mit Little French Songs meldet sich das frühere Model als Sängerin zurück. Eine gute Entscheidung, zumal sie bis zur Abwahl von Nicolas Sarkozy fast nur noch als französische First Lady wahrgenommen wurde, und hier vermehrt in puncto Parkettsicherheit.

Auf ihrem vierten Studioalbum hat sie die Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit verarbeitet, durchaus auch die letztgenannte Rolle. „Chez Keith Et Anita“ gerät zur eigenwilligen Hommage an einen Rolling Stone und seine zeitweilige Partnerin, Mon Raymond mag durchaus etwas mit dem früheren französischen Staatspräsidenten zu tun haben.

Dabei zeigt Little French Songs eindrucksvoll: Carla Bruni will als ernstzunehmende Musikerin verstanden werden wissen. Nicht nur, weil sie selbst schon für andere Chansonniers Lieder schrieb (Julien Clerc), sondern weil sie an ihre Angelegenheiten überlegt herangeht. Fragen beantwortet sie selten spontan, viel öfter nach einem kurzen Zögern, und manchmal bricht sie ein Interview bestimmt ab. So geschehen, als sie im Vorfeld der neuen CD wiederholt nach ihrem Mann und dessen gerüchteweise Verwicklung in einen Skandal befragt wurde. Sie unterbrach die Frage leise, aber klar, verweigerte jede Auskunft dazu, riet der Interviewerin, solche Fragen an den zu stellen, den sie betreffen, bedankte sich – und verließ den Raum.

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