Renault Espace: Erste Generation kurz vor H-Kennzeichen

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Bald ist es so weit: Nächstes Jahr wird der zum großen Teil unter Matra-Regie entwickelte Renault Espace I (J11) dreißig Jahre alt. Auch wenn er nicht der erste war im Segment der Minivans – den Mitsubishi Space Wagon konnte man bereits ein Jahr zuvor kaufen, so hat er die Fahrzeugklasse „Großraumlimousine“ in Europa doch bekannt gemacht. Chryslers ebenfalls populäres Modell Voyager kam zwar bis auf wenige Monate Differenz zeitgleich auf den Markt, wurde aber erst rund vier Jahre später nach Deutschland gebracht. Bald wird der spacig gezeichnete Renault-Allrounder also ein H-Kennzeichen bekommen können.

Grund genug, einmal zu schauen, welchen Liebhaber-Faktor er hat. Wer jedenfalls dachte, dass nur klassische Limousinen, Coupés oder Cabrios eine Fangemeinde unter den Oldiefahrern haben, der irrt. Die Befürworter-Fraktion des Espace I, die man im Internet zum Beispiel in Foren unter www.espace-freunde.de kontaktieren kann, schwärmt über die praktische Verbindung von Oldtimer-Hobby und alltäglichem Nutzwert des Fahrzeugs. Denn erstaunlicherweise müssen mit dem gereiften Van in puncto Flexibilität – bei der Sitzanlage beispielsweise – kaum Abstriche hingenommen werden. Er bietet ebenso verschieb- und umklappbare, simpel handzuhabende Einzelsitze wie aktuelle Vans.

Ein kleiner Praxisversuch beweist außerdem, dass es noch immer gut funktioniert. Und Gepäck laden, kann der Espace der ersten Generation im Verhältnis zu den Außenabmessungen sogar besser als der heute immer noch verkaufte IV. Unter Ausnutzung der gesamten Ladefläche passen 3.000 Liter in den 4,36 m langen Variabilitätsprofi, während das aktuelle Modell (4,86 m) nur 50 Liter mehr schluckt – intelligentes Packaging macht es eben möglich. Nun darf man natürlich keineswegs die heute herrschenden Komfort- und Sicherheitsmaßstäbe vergessen, die nicht nur Gewicht bedeuten, sondern ebenso Platzverlust.

Stichwort Gewicht: Lediglich rund 1,2 Tonnen bringt der Basisbenziner auf die Waage, was gute Fahrleistungen verspricht. Eine Runde mit einem späten 2,2-Liter-Einspritzer (79 kW/107 PS) bescheinigt dem Fronttriebler agile Fahrleistungen. Vor allem zieht der längs eingebaute, nahezu quadratisch ausgelegte Zweiventiler das Fahrzeug bereits aus dem Drehzahlkeller heraus kräftig nach vorn und lässt es somit kaum weniger agil erscheinen als ein modernes Fahrzeug. Viele heutige Sauger wirken sogar träger. Die Übersetzungen des obligatorischen Fünfgang-Getriebes rasten auch nach Jahren noch leichtgängig ein, dafür ist die Kupplung schwergängig wie bei einem gestandenen Sportwagen.

Eigentlich ist der damals unkonventionelle Renault ja selbst heute noch ein schöner Alltagswagen, doch wer möchte einen raren Espace I schon verschleißen? Zumindest gilt das für gut gepflegte Exemplare, denn die sind wirklich selten. Von den fast 200.000 gebauten Fahrzeugen haben so viele nicht überlebt; und einige davon fristen ihr Leben als billiges Alltagsauto. Bei den einschlägigen Fahrzeugbörsen kann man bereits ab 500 Euro fahrbereite Espace erwerben, die dann indes meist ziemlich heruntergekommen sind. Das KBA zählt nur noch ein paar hundert zugelassene J11-Vertreter in Deutschland, da ist die Auswahl beschränkt. In Sachen Technik besteht bei der 2,2-Liter-Version kein Grund zur Sorge, der Motor hält ohne Probleme viele hunderttausend Kilometer. Vorsicht ist geboten beim Thema Korrosion, denn die Karosserie besteht zwar aus Kunststoff, allerdings ist der Stahlaufbau nicht absolut sicher gegen Rost. Die Rohkarosse wurde aufwendig feuerverzinkt, jedoch hält die Schutzschicht nicht ewig. Es sollen durchaus schon Espace I mit von innen wegfaulenden Kotflügeln aufgetaucht sein.

Jedenfalls taugt der erste Espace für günstigen Oldie-Spaß, und wer sich ein bisschen Zeit nimmt, sollte ein ordentliches Angebot finden. Und falls es nicht der Zweiliter-Einspritzer sein soll, aus Sorge vor Anfälligkeit (das Steuerrelais bereitet mitunter Probleme), kann auch ein früheres Vergaser-Modell herhalten, das sogar drei PS mehr leistet. Darüber hinaus gibt es eine Turbodiesel-Ausgabe mit 65 kW/88 PS. Doch die kurioseste Form des Espace ist definitiv der Allradler. Grundsätzlich gibt es zahllose Ausführungen und auch einige technische Besonderheiten.

Der Espace ging mit der Zeit – Renault bot ab 1988 ein Antiblockiersystem an. Luxuriöse Züge tragen die Modelle mit Klimaanlage, wobei die Ausstattungsquote gering sein dürfte. Etwas weniger an Bord kann im Alter mehr bedeuten, denn was nicht vorhanden ist, kann keine Defekte haben. Immerhin hat der Hersteller noch das eine oder andere Ersatzteil auf Lager – vor allem die Fahrwerkselemente, die sich der Minivan mit dem R18 oder Fuego teilt. Einige Verschleißteile (Bremsen oder Stoßdämpfer) gibt es günstig im Zubehör, andere Dinge wie Polster oder Knöpfchen aus dem Innenraum gar nicht mehr. So ist das eben mit den Oldtimern. Perfekt sind sie nicht, dafür aber umso charmanter.

Text: Spot Press Services/Patrick Broich
Fotos: Renault

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