Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Vor ein paar Tagen musste ich auf dem Weg zu einem Termin in einem der vier großen Parkhäuser am Frankfurter Flughafen parken. An Platz mangelt es da nicht. Insgesamt etwa 14.000 Parkplätze, so der Flughafenbetreiber, die Fraport AG, sollen zur Verfügung stehen. Mehr als genug für die zahlreichen Gäste, sollte man meinen. Einem Teil der Parkraumsuchenden aber widmet sich die Fraport jetzt ganz besonders. Es gibt nämlich seit Kurzem in den Parkhäusern von Rhein/Main ganz besondere Frauenparkplätze.Okay, eigentlich nichts Besonderes, sollte man meinen. Gibt es woanders ja auch. Ist ja auch eine sinnvolle und mitunter sogar kriminellen Übergriffen vorbeugende Einrichtung. Im Falle von Frankfurt Rhein/Main aber sind das keine Frauen-Parkplätze, sondern es ist gleich eine ganze Ladies-Wohnwelt daraus geworden. Ich habe, mit Verlaub gesagt, ein wenig ungläubig den Kopf geschüttelt, als ich die ganz in rosa (oder heißt das pink?) gehaltenen Ecken gesehen habe. Dazu in eben solchem Farbton gehaltene Fußweg-Markierungen auf dem Weg zum Lift, der zu den Ab- und Ankunft-Destinationen führt. Das einzige, was noch gefehlt hat, war ein kleiner Bauchladen, an dem man(n) oder Frau hätte die neuesten Barbie-Kreationen erstehen können.

Etwa 250 dieser 14.000 Parkplätze hat Deutschlands größter Flughafen jetzt nicht etwa in schnöde Frauen-Parkplätze, nein, sondern gleich in eine „Ladies Parking Area“ umfunktioniert. Dort können die „Frauen-Autos“ (womit nicht etwa mobile Kreationen wie Fiat 500, Opel Corsa, Ford Fiesta o. ä. gemeint sind) streng nach Geschlechter-Zugehörigkeit abgestellt werden. Sogar die Wände sind rosa (oder ist es doch pink oder vielleicht sogar magenta?) gestrichen und – man mag es kaum glauben – auch ein Parfüm-Zerstäuber wurde in den Decken installiert. Dazu verteilt eine Werbeagentur in den Terminals entsprechende Flyer im Handtaschenlook. Ob diese Ladies Parkingwelt jetzt gar von Coco Chanel, Givenchy oder Nina Ricci gesponsert wird, entzieht sich allerdings meiner Erkenntnis.

Zur Wahrung des Proporzes und quasi als selbst ernannter Männer-Beauftragter fordere ich nach den in Frankfurt gemachten Erfahrungen, dass zukünftig auch in Wäsche- und Accessoires-Boutiquen kleine Aufenthaltsräume für die Herren der Schöpfung, die die Damen bei ihren Einkäufen begleiten, eingerichtet werden. Eine „Men’s world“ quasi mit Flyern der neuesten Baumarkt-Angebote von OBI, Praktiker, Hornbach oder wie sie alle heißen mögen. Dieses Ambiente dann noch akustisch unterlegt von schweren Hammerschlägen, dem permanenten Kreischen von Kreissägen sowie nach frischem Harz duftenden Hobelspänen, die von der Decke hernieder schweben. Heimwerker-Herz, was willst Du mehr?

Und: Fast hätte ich es noch vergessen. Die Parkplätze in der „Ladies parking world“ in Frankfurt sind auch breiter als die übrigen Parkplätze. Ach, wie gerne würde ich diesen Umstand jetzt (man mag es mir verzeihen) kommentieren. Aber das verbieten mir meine gute Erziehung, sowie mein Respekt und meine angeborene Höflichkeit gegenüber meinen weiblichen Mitmenschen. Außerdem, so betonte ein Fraport-Sprecher, reagiere der Betreiber damit lediglich auf die breiter werdenden Autos und den SUV-Boom. Mitnichten wolle man damit dem unsinnigen Vorurteil Vorschub leisten, Frauen könnten schlechter einparken als Männer. Na also, das musste doch noch gesagt werden.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen Allen ein angenehmes verlängertes Wochenende und schöne (vor allem nicht zu kalte) Osterfeiertage.

Ihr Jürgen C. Braun

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