Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: Wir Besser-Esser. Gesunde Ernährung macht Spaß. S. Fischer Verlag; 19,99 Euro.
Vor 40 Jahren wäre ein solcher Titel vielleicht bei keinem Lektorat durchgegangen. In den frühen siebziger Jahren bestand gesunde Ernährung – entsprechenden Ratgebern zufolge – zumeist aus daumennagelgroßen Steaks, Süßstofftabletten, staubtrockenen Kleiekeksen und mit Wasser angerührten Cremes aus Magerquark. Das als gesund Gepriesene gab's für viel Geld im Spezialgeschäft, und der Spaß daran bestand höchstens in der Aussicht, irgendwann eventuell wieder in seine Lieblingshose zu passen.
Heute füllen Produkte, deren Verpackung gesunde Ernährung verspricht, ganze Regale in den klassischen großen Supermärkten. Der Verbraucher kann gesundheitsbewusst zwischen laktosefreier Schokolade, Weizen-Burgern und kalorienreduzierter Salami pendeln. Gleichzeitig steigt das Angebot an Fertigprodukten, die nur noch fünf Minuten Mikrowelle benötigen, immer weiter an und nimmt die Zeit, die Menschen auf die Nahrungszubereitung verwenden, immer weiter ab. Und schon wieder stellt sich die Frage, was daran Spaß machen soll. Und Unmengen an Information über gesund oder nicht gesund machen den Verbraucher nicht zwingend gescheiter.
Von daher kommt Dietrich Grönemeyers Buch genau zur richtigen Zeit – mit einem Titel, der vor dem geschilderten Hintergrund fast provokativ wirkt. Sein Buch ist in Zusammenarbeit mit Kindern entstanden – das merkt man sehr positiv. Man erfährt, warum die Organe im Körper gute Nahrung brauchen (auch Wasser) und welche Unterschiede bestehen. Was überfischte Meere für die Nahrungsqualität bedeuten, kommt ebenso zur Sprache wie die unterschiedlichen Verweilzeiten von Nahrungsmitteln im Magen. Das ist längst nicht nur für Kinder interessant.
Nicht zuletzt gibt es einen Rezeptteil mit wirklich einfachen Grundrezepten – unter anderem für Nudelgerichte, Kuchen und Salate – und eine Austauschliste, mit der sich Energiebomben wie Pommes dezent entschärfen lassen.