Erste Erfahrungen: Lexus GS 2012

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Die Konkurrenz ist deutsch und mächtig. BMW-Fünfer, Audi A6 und Mercedes E-Klasse teilen sich den Markt gezwungenermaßen brüderlich. Und viel Luft bleibt da eigentlich nicht wirklich. Dass Toyotas schönste Tochter da den Mut aufbringt, um kleine Anteile zu fighten, muss gelobt werden. Denn Lexus kämpft mit scharfen Waffen. Und schlägt mit der neuen GS-Familie auch gleich markante Pflöcke ein.

Es ist weitaus mehr als nur eine Schönheitsoperation, was da in diesen Tagen präsentiert wird. Der neue GS 450h, ein Vollhybrid reinster Sorte, hat so viele Neuheiten zu bieten, dass der Platz an dieser Stelle bei Weitem nicht ausreicht. Zugrunde gelegt wurde dem äußeren Kleid die Designsprache L-finesse, die den hauseigenen Studios entstammt. Der neue GS weist eine aggressivere Frontpartie auf, die aber eher den Begriff Dynamik interpretiert. Der große Lexus GS 450h wie auch sein etwas kleineres Geschwister Lexus GS 250 weisen überwiegend identische Elemente auf, wobei der Kleine insgesamt etwas zurückgenommen ist. Gemeinsames Vielfaches quasi ist die Sportlichkeit, die beide Limousinen in die Nähe von Sportcoupés transferiert. Dabei bietet der Innenraum für 4 Personen komfortablen Platz, deren 5 dürfen es jedoch auch sein. Die nunmehr 4. GS-Generation versucht, mehr Marktanteile im Haifischbecken der gehobenen Mittelklasse an der Grenze zur Oberklasse zu generieren. Im direkten Vergleich zu den drei genannten Hauptkonkurrenten zeichnen sich die neuen GS-Modelle durch eine wesentlich andere, flachere, elegantere Formensprache aus. Damit dürfte sich die Ziel-Klientel von der der anderen Marktpartner doch deutlich entfernen: Die jüngere Generation soll angesprochen werden. Diese Rechnung müsste nach ersten Test- und Messfahrten auch aufgehen. Der GS 450h, ein Vollhybrid nach bewährter Toyota/Lexus-Art, stellt schlicht die sportive, komfortable Luxus-Alternative dar. Der V6-Motor, der im vereinten Konzert mit dem Elektroantrieb äußerst kräftige 345 Pferdestärken aus 3,5 Litern Hubraum mobilisiert, geht, so man sich für den etwas verbrauchskostenintensiveren Sportmodus entscheidet, wie Schmitz' Katze und es drängt sich einem der Verdacht auf, einen veritablen V8-Triebling implantiert zu haben. Die Soundkomponente des Auspuffs unterstützt dieses Gefühl. Da haben die Triebwerksingenieure ganze Arbeit geleistet, was auch für die Entwickler des Fahrwerks gilt. Andererseits lässt es sich völlig relaxed über lange Strecken dahin cruisen. Die 6-Gang-Automatik setzt vernünftige Schaltwechselpunkte, die zwischen sportlichem und sanftem Fahrstil wohltuende Akzente setzt. Was uns weniger gefiel, war die für diese Preisklasse bisweilen nicht ganz gelungene Komposition im verwendeten Materialmix des Innenraums. Jedes Material für sich macht einen guten Eindruck, aber das Zusammenspiel will so nicht recht überzeugen. Dazu kommen einige Details im Armaturenträger, die den Innenarchitekten noch Spielraum nach oben lassen: Die analoge Uhr mit weiß-grauem Zeigerwerk auf gleichfarbenem Untergrund zum Beispiel. Das ist für einen GS 450h nicht hinzunehmen. Zum anderen ist die Anordnung von Hebeln, Knöpfen und Schaltern zu sehr verstreut und das Vertrautwerden damit dauert ungewöhnlich lange, Fehlbedienungen sind anfangs möglich.

Der GS 250 verfügt ebenfalls über einen V6-Motor, der aus 2,5 Litern Hubraum 209 recht muntere PS leistet, die auch wegen des geringeren Fahrzeuggewichts leichteres Spiel haben. Dem äußeren sportlichen Eindruck folgt das Innere konsequent, bietet anatomisch gut geformte und bequeme Sitzschalen, die bei entsprechend sportlicher Fahrt den Körper richtig gut festhalten. Und die macht mit dem alternativen Modus, der die Gangwahl per Schaltwippen am Lenkrad steuert, sogar richtig Spaß. Das ausgewogene Fahrwerk macht auch die volle Nutzung der Motorleistung klaglos mit und regelt allzu ungestümen Umgang dank Elektronik-Eingriff auf das Normalmaß zurecht. Die 136 PS, die der kleine GS 250 weniger aufweist gegenüber dem GS 450h, machen die Sportschau deshalb nicht unattraktiver.

Die Lexus-GS-Familie, quasi reloaded, bringt neuen Glanz in die Klasse und lässt zugleich die Grenzen zwischen der gehobenen Mittelklasse und der sogenannten Oberklasse verschwimmen. Die Freude am Fahren wird so neu definiert. Diesmal nicht aus München, sondern aus Japan.

Text und Bilder: Frank Nüssel/CineMot

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