Die 1899 begonnene Herstellung von Automobilen in Rüsselsheim erlebte Unternehmensgründer Adam Opel bereits nicht mehr, er starb 1895 an den Folgen einer Typhus-Infektion. Dennoch legte der industrielle Pionier den Grundstein für den zweitältesten, heute noch bestehenden Automobilhersteller Deutschlands. Adam Opel hatte in Paris die Entwicklung und Produktion von Nähmaschinen erlernt und 1886, im Jahr der Erfindung der Patent-Automobile von Benz und Daimler, sein Produktprogramm um Fahrräder ergänzt, die bis 1937 in Millionenauflage produziert wurden. Die Chancen auf dem gerade entstehenden Automobilmarkt erkannten allerdings erst Adam Opels Söhne.
Die Opel-Brüder erwarben 1899 die Anhaltinische Motorwagenfabrik des Dessauers Friedrich Lutzmann und begannen mit dem Aufbau einer Automobilproduktion in Rüsselsheim. Erstes Modell wurde der „Opel Patent-Motorwagen System Lutzmann“. Anfang 1902 begann die Lizenzfertigung französischer Darracq-Typen, die unter der Marke Opel-Darracq vermarktet wurden. Noch im selben Jahr präsentierte Opel die erste Eigenentwicklung, den Typ 10/12 PS. Der endgültige Durchbruch gelang den Rüsselsheimern aber erst 1909 mit dem Modell 4/8 PS, dem legendären „Doktorwagen“.
Der robuste und relativ erschwingliche Kleinwagen war vor allem bei Landärzten beliebt und machte das Automobil in Deutschland allgemein salonfähig. Die Entwicklung zum Volks-Automobil leitete dann das Modell 5/14 PS von 1914 ein. Dieses vom Volksmund liebevoll „Puppchen“ genannte Fahrzeug machte Opel am Vorabend des Ersten Weltkriegs zum größten europäischen Autobauer.
Radikal und revolutionär war die Reaktion der Opel-Brüder auf die Inflation von 1923. Das Werk wurde komplett umgebaut und auf die Fließbandfertigung eines einzigen Kleinwagentyps in einer Ausstattung und einer Farbe ausgerichtet. Der anfänglich stets grün lackierte Opel 4/12 PS wurde schon bald nur noch „Laubfrosch“ genannt und avancierte mit 120.000 verkauften Einheiten zu einem Bestseller unter den frühen europäischen Volks-Wagen.
Um die notwendigen Investitionen in neue Modelle und Maschinen zu ermöglichen, suchten die Opel-brüder nach Investoren. 1929 war es soweit: General Motors übernahm die Aktienmehrheit von Opel – kurz vor der Weltwirtschaftskrise.
Mit Kleinwagen konnten die Rüsselsheimer die folgenden schweren Jahre bewältigen und 1932 in Deutschland 50 Prozent Marktanteil erobern. Mit der ersten selbsttragenden Ganzstahlkarosserie revolutionierten Olympia und Kadett in den Jahren 1935 und 1937 den Automobilbau. Ende der 1930er Jahre reichte das Programm bei Europas Autobauer Nummer eins vom kleinen Kadett bis zu den repräsentativen Flaggschiffen Kapitän und Admiral.
Olympia (ab 1947), Kapitän (ab 1950) und Rekord (ab 1953) hießen nach dem Krieg die erfolgreichen Wirtschaftswundermodelle, der Kadett folgte 1962 und mit dem Diplomat präsentierte die Marke im Zeichen des Blitzes 1964 sogar ein Flaggschiff der Achtzylinder-Klasse. Symbole sportlichen Selbstbewusstseins waren der Rallye-Kadett von 1966 und der Opel GT von 1968. „Nur Fliegen ist schöner“ verhießen die Plakate für den Sport-Zweisitzer im zeitlos schönen Anzug einer europäisierten Corvette.
Über eine halbe Million Käufer fand der Manta, jenes nach einem Stachelrochen benannte Coupé, mit dem Opel die passende Antwort auf den Ford Capri fand. Aber auch die Wolfsburger Rivalen wurden durch die Rüsselsheimer 1972 noch einmal deklassiert als größter deutscher Autobauer.
In die 1980er Jahre startete Opel mit neuen Konzepten: Der Kadett D war 1979 der erste Opel mit Frontantrieb, der Corsa lief ab 1982 als kleinster Nachkriegs-Opel vom Band und der Omega löste 1986 als strömungsgünstigste Serienlimousine der Welt den Rekord ab.
Rigorose Sparmaßnahmen des später zu VW gewechselten Managers José López de Arriortúa bewirkten massive Qualitätsprobleme und einen längerfristigen Imageschaden für die Marke. Versäumnisse bei Modellentwicklungen und stärkere Wettbewerber aus dem aufstrebenden VW-Konzern sowie aus Japan und Korea stellten Opel vor weitere Herausforderungen.
Trotz allem gelang es Opel positive Signale zu setzen, mit denen die Rüsselsheimer ihre Position als zweitgrößter deutscher Autobauer vorläufig absicherten. 1991 startete der Astra als Golf-Rivale und 1997 debütierte der Kompaktvan-Bestseller Zafira. Den Verlust an Marktanteilen sollen die frischen Modelle Insignia (seit 2008), Astra (seit 2009), Meriva (seit 2010), Zafira Tourer und der elektrische Ampera (ab 2012) stoppen. Eine Herkulesaufgabe, mit deren Lösung sich Opel am liebsten selbst beschenken möchte zum 150. Gründungstag.
Text: Spot Press Services/Wolfram Nickel
Fotos: Opel