Die Kinder sind längst aus dem Haus. Wissen, dass ihre Eltern sich erst kürzlich haben scheiden lassen, sollen sie dennoch nicht. Also spielen die Therapeutin Elli (Gaby Dohm) und der Arzt Robert Berger (Michael Gwisdek) dem Nachwuchs zu Weihnachten das intakte Eheleben vor. Ganz offensichtlich finden sich Eltern, Kinder und Enkelkinder auch nur ein Mal im Jahr zusammen. Das Schauspiel geht so lange gut, bis die neuen Partner der beiden (Johanna Gastdorf und Claes Bang) die Nase voll davon haben und sich uneingeladen zur Familienfeier gesellen. „Alle unter eine Tanne“ wurde vor genau zehn Jahren erstmals ausgestrahlt und hat schon das Zeug zum Klassiker. Kurze, knappe Dialoge, die den ganzen Irrsinn auf den Punkt bringen und ein (einigeramßen) versöhnliches Ende am Schluss – wunderbar. Herausragend: Tom Keune als erzreaktionärer Spießer und geschäftlicher Pleitier in Personalunion.
Alle unter eine Tanne (nach dem Roman von Lo Malinke). Abrufbar in der ARD Mediathek.
Horst Krause ist ein Mann, der anderen gerne hilft, seine eigenen Angelegenheiten aber lieber mit sich ausmacht. In der Rolle hat er sich eine feste Fangemeinde erobert durch die lose Folge von Filmen unter der Regie von Bernd Böhlich. Zu Böhlichs Kunstgriffen gehört, dass der Name von Hauptfigur und Schauspieler identisch sind. Besonders anrührend ist „Krauses Weihnacht“ gelungen. Im Mittelpunkt steht ein Waisenkind, das Krause – wieder mal mit seinem Motorrad on tour – unterwegs antrifft und zurückbringt. Zur bewährten Besetzung mit Carmen-Maja Antoni und Angelika Böttiger als Krauses unerschütterliche Schwestern kommt in einer Gastrolle u. a. Steffen Groth als Lehrer. Schön ausbalanciert, ist das ein klassischer Festtagsfilm – aber ohne Kitsch. Es sei denn, man wäre eine Festtags-Totalverweigerer…
Krauses Weihnacht. Abrufbar in der ARD Mediathek.
Und schließlich, Sie ahnen es vielleicht schon, „Der kleine Lord“ mit Sir Alec Guinness und Ricky Schroeder in den Hauptrollen. 1980 gedreht und 1982 erstmals in der ARD gezeigt, seither fester Bestandteil des TV-Vorweihnachts- und Weihnachtsprogramms. Griesgrämiger britischer Snob muss sich, der Familientradition wegen, mit seinem kleinen Enkel arrangieren, den er bis dato überhaupt noch nicht kennt. Der Wert dieses Films liegt in dem, was die gesamte Crew aus der Vorlage von Frances Hodgson Burnett macht. Und sie stellt als zentrales Element etwas heraus, das durchaus Schule machen kann und sollte: Begegne ich jemandem (wie der kleine Cedric seinem Großvater) in der Annahme, derjenige sei gut und großherzig, wird er das irgendwann auch sein – und war er noch so lange das glatte Gegenteil…
Der kleine Lord (GB 1980). Das Erste, 20. Dezember 2024, 20.15
Auch als DVD Und Blu-ray-Disc zu haben.