Dakar 2024, Etappe 3: Kampf der Generationen

Die dritte Etappe von Al Duwadimi nach Al Salmiya hatte 438 Kilometer Wertungsstrecke im Gepäck. Und wieder schlugen äußere Umstände zu: Löcher und Gräben, kaum einzusehen, versteckte Felsbrocken unter leichtem Sand. Die Messer waren scharf gemacht, am Vortag schon. Die, die es anfangs etwas vorsichtiger haben angehen lassen, machen nun Platz für Platz gut.

Zwar gewann Moraes auf dem Gazoo-Toyota die Tageswertung, aber Ekström auf dem Audi- Hybriden blieb ihm im Rückspiegel stets treu, formatfüllend und am Ende nur neun Sekündchen hinter ihm. Dann schon Yazeed Al-Rajhi mit dem Overdrive-Hilux, Dumas auf dem richtig gut gehenden „Rebellion“ und Carlos Sainz mit Audi Nr. 2. Der CR6 von Serradori lieferte seine Besatzung auf Platz 7 ab, das ist der erste einachsig angetriebene Renner. Auf der 9 erst Mit-Favorit Peterhansel, der sich eine Vier-Minuten Zeitstrafe einfing. Al-Attiyah (BRX Hunter) brachte ein besonderes Meisterstück fertig, er knallte im vollen Drift backbords heckseitig auf einen versteckten Felsen, riss sich den Gummi von der Felge, ein Stück Karosserie flog gleich mit weg und blies „volle Attacke“ auf drei Rädern Richtung Tagesziel. Das er in der Tat auf Platz 4 erreichte! Das genügte auch, ihn um etliche Plätze im Gesamt-Klassement nach vorne zu bringen: Da Al-Rajhi somit die Führung übernahm, Sainz den „Vize“ stellt (nur 29 Sekunden dahinter), Ekström virtuell auf Rang 3 liegt, kommt hinter Moraes direkt Nasser auf Platz 5. Co-Favorit Loeb (BRX Hunter) musste eine leidensvolle Etappe beklagen, diverse Probleme im steinigen Sand ließen ihn fast 25 Minuten Verlust anmelden.

Der vierte Tag führt die Teilnehmer von Al Salamiya nach Al Hofuf, eine Oasenstadt mit nachweislich mehr als drei Millionen Palmen. 299 Kilometer gegen die Uhr und 332 Kilometer Verbindungsetappe zeigen sich, rein rechnerisch, humaner als der Vortag. Dennoch wird es zu Wechseln im Klassement kommen. Am frühen Morgen geht es los in die zweite Hälfte der „Marathon-Etappe“, bei der die Teilnehmer ohne technische Hilfe ihrer Service-Teams auskommen müssen.

Der bunte Prodrive-Hunter von Al Attiyah zieht gleich mal an den vier vor ihm Gestarteten innerhalb der ersten 45 Kilometer vorbei und hinterlässt eine gigantische Staubfahne für die Konkurrenz. Einzig Yazeed Al-Rajhi auf seinem Overdrive-Hilux hält einigermaßen mit, dann kommen schon die ersten Audis mit Sainz und Peterhansel. Ekström muss abreißen lassen. Und der Vortagessieger Moraes (Toyota Gazoo/Hilux) steht und steht kurz hinter KM 68 mit einem größeren technischen Gebrechen da: 45 Minuten sind um und der Service- Truck noch nicht da. Damit dürfte ein vorderer Platz im Gesamtergebnis dahin sein.

Zwischendurch waren nicht weniger als acht Fahrerteams innerhalb einer Minute. Das Ende vom Tag 4: Al-Rajhi nimmt Al-Attiyah spärliche, aber wirkungsvolle Sekunden ab, steht auf der Eins. Nicht so wirklich überraschend. Und als niemand mehr mit einer Veränderung rechnete, flog der Franzose Sébastien Loeb auf dem roten BRX Hunter mit der Nummer 203 heran, krempelte das Tagesergebnis nochmals um, siegte, und alle anderen rutschten einen Platz weiter nach hinten. So kann es eben gehen, bei der Dakar. Und die 2024er geht morgen weiter.

Text: Frank Nüssel

Fotos: Audi Motorsport Communications/Antonin Vincent DPPI, DPPI Production/Frederic Le Floc’h (BRX/Sébastien Loeb), Jiri Simecek/MCH (Toyota)

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