Mazda Classic Treffen 2023: „Der wird nie aufgeben!“

„Oldie but Goldie!“ Dieser fröhliche Ausruf schallt über den Hof – und es glänzen nicht nur die Karosserien, sondern buchstäblich auch die Augen ihrer Besitzer. Nach der spontanen Auftaktveranstaltung 2022 war es nun dieses Jahr ein zweites Mal so weit: Rund ums Mazda Classic Automobil Museum Frey in Augsburg sammeln sich am letzten Septembertag rund sechzig Autos aus Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz, die mehr als dreißig Lenze zählen. Mittendrin Familie Frey als Organisatoren. Der Innenhof des denkmalgeschützten einstigen Straßenbahndepots ist schließlich pickepackevoll, und man tauscht sich engagiert über technische und menschliche Geschichten rund um ihre Schätzchen aus.

Bernds Schilderung zum Vorleben seines Mazda RX-7/SA Baujahr 1980 ist so eindrücklich wie dessen Wankel-Technologie. Er hat ihn von einem Flugzeugpiloten gekauft, der den Wagen einst nach Kalifornien exportierte und ihn dort immer fuhr, wenn sein Dienst ihn nach Los Angeles führte. „Als ich ihn übernahm, war er dank der kalifornischen Sonne komplett rostfrei. Ich bin begeistert vom Drehmoment des Wankelmotors, von dessen sensationellem Fahrgefühl samt brabbelndem Klang. Als Joachim Frey, der jeden Teilnehmenden persönlich begrüßte, wieder einmal vorbeischlendert, entspinnt sich ein Austausch: Sind Oldtimertreffen nur dann attraktiv, wenn es um weit ältere Fahrzeuge als die der anwesenden Modelle geht? Ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält. Bei diesem Treffen aber darf man tatsächlich nicht vergessen, dass der erste Mazda erst 1973 offiziell zum Verkauf nach Deutschland kam. Vor genau 50 Jahren also begann es mit der Mittelklasselimousine 616, einem Vorläufer der erfolgreichen Baureihe 626, dem heutigen 6er. Auch auf klassischen Rallyes beginnt sich eine entsprechend verjüngte Szene herauszubilden, die neben den bekannten Oldies besondere Beachtung findet, weiß Joachim Frey. Er berichtet von einer Klassik-Rallye, bei der er jüngst mit einem 1969-er Mazda Cosmo teilgenommen hat. „Und siehe da: Wir waren natürlich exotisch – und viel umringt. Die Menschen erzählen dann von ihren Kindheitserinnerungen, das ist hochemotional.“

Ein paar Schritte weiter steht Martin neben seinem blauen Mazda 121L, Baujahr 1979 – das L steht für das Vinyldach „Landau“. Auch er überrascht mit seinen ersten Aussagen: „Ich hatte früher nie etwas mit alten Autos am Hut. Aber 2005 wollte ich einen Wagen, den nicht jeder hat. Die Bugpartie mit dem typischen Kühler hat mir auf den ersten Blick gefallen.“ In einer Auktion hat er das bezahlbare Objekt seiner Begierde erworben, ist im Nachtzug nach Paris gefahren und hat ihn dort abgeholt. Die Fahrt nach Hause ins Berchtesgadener Land hätte im Prinzip gut funktioniert. „Ein Mazda läuft immer! Nur der Seitenspiegel ist ständig runtergeklappt.“ Da schaltet sich Ralf ein und liefert, sichtlich amüsiert, eine mögliche Erklärung: Dass in den 1970-er Jahren die Mazdas aus Japan in der Regel ohne Außenspiegel hier angekommen seien. Die Händler hätten sich daraufhin darum kümmern müssen, entsprechende Spiegel aufzutreiben und zu montieren.

Beim Gang über den Hof fällt ein leuchtend rotes Mazda 929 Coupé der ersten Generation von 1975 auf – mit Macchi-Plakette, eines einst illustren Schweizer Autohändlers. Madeleine ist seit einem halben Jahr stolze Besitzerin dieses augenscheinlichen Schmuckstücks und bekennt unverblümt: „Ich wusste nicht, dass Mazda so schöne Autos hat.“ Es ist ihr erster Oldtimer, nachdem sie in einer Familie aufgewachsen ist, in der es immer Klassiker gab. Natürlich wird „Macchi“, wie sie ihn mit Vergnügen nennt, gehegt und gepflegt, „aber er soll keineswegs nur rumstehen. Wir wollen mit ihm unterwegs sein.“ Dem setzt Uli noch eins drauf: Der Familienvater hat seinen Mazda 626 GD, Baujahr 1991, seit drei Jahrzehnten oft als Alltagswagen eingesetzt. Freimütig fragt er: „Wollen Sie mal die Lenkung sehen?“ Und ein paar Augenblicke später bewegen sich die Hinterräder erkennbar um fünf Grad. Wow! Ulis seltenes Exemplar hat Vierradlenkung! Er rühmt überzeugend den kleinen Wendekreis und das jahrelange problemlose Rangieren mit einem Wohnwagen. In letzter Zeit achtet das Ehepaar, dessen Kinder längst erwachsen sind, auf gewisse Ruhezeiten ihres vierrädrigen Familienmitglieds. Zur Vorsichtsmaßnahme haben sie im Kofferraum eine Wanne mit Teppichen „falls es unterwegs überraschend gewittern und vor allem hageln sollte“. Die beiden sind sehr vorausschauend, weshalb zuhause auch ein weiterer 626 als Schlachtwagen steht – für alle Fälle. Auf die Frage, für welch ein Fahrzeug sie sich entscheiden werden, wenn der Gute eines Tages nicht mehr zu retten wäre, bleibt Uli ganz gelassen und meint: „Der wird nie aufgeben!“    

Das Mazda-Museum in Augsburg übrigens beherbergt die weltweit größte Sammlung von Mazda-Fahrzeugen. Die Historie sowie neueren technologische Entwicklungen sind im Museum anhand der ausgestellten Automobile sehr gut nachzuvollziehen, nicht nur für Mazda-Fans.

Fotos: Gundel Jacobi

Mazda Classic

Automobil Museum Frey

Wertachstraße 29b

86153 Augsburg

www.mazda-classic-frey.de

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