Seit 22 Jahren ist Fabian vom Dorff bereits als Schiedsrichter aktiv, doch sein besonderes Spiel liegt trotz der langen Karriere mit zahlreichen prägenden Einsätzen gerade einmal zehn Tage zurück: Am 1. April leitete der 37-Jährige gemeinsam mit seinem Bruder Christian das Halbfinale zwischen der HSG Bensheim/Auerbach und dem VfL Oldenburg beim Haushahn Final4 um den DHB-Pokal der Frauen.
„Als ich nach dem Finalturnier nach Hause gekommen bin, hat meine Frau zu mir gesagt: Du kommst aus dem Grinsen ja gar nicht mehr raus“, berichtet vom Dorff mit einem Schmunzeln. „Und sie hatte recht. Wir sind mit dieser unglaublichen Freude durch das ganze Turnier gegangen, wir waren einfach richtig glücklich, dabei zu sein.“
Denn die erste Nominierung in ihrer Karriere für ein Finalturnier um den DHB-Pokal war für vom Dorff/vom Dorff die (greifbare) Belohnung für die Arbeit in den letzten Jahren. „Eine Schiedsrichter-Karriere“, beschreibt vom Dorff, „besteht aus ganz vielen kleinen Schritten auf dem Weg zu dem großen Ziel, das dich gerade antreibt. Du musst dich Stück für Stück entwickeln und so manchen Stein aus dem Weg räumen, um deine Ziele nach und nach zu erreichen.“
Und dieses Halbfinale, diese Nominierung für das Haushahn Final4, war eines der Ziele von den Brüdern vom Dorff. „Wir sind keine internationalen Schiedsrichter, daher können wir uns keine WM oder EM als Ziel setzen“, sagt er. „Und auf nationaler Ebene sind es eben die Final4-Turniere um den DHB-Pokal, welche die größte Anerkennung für einen Schiedsrichter sind.“
Das REWE Final4 um den DHB-Pokal der Männer haben die beiden Brüder langfristig ebenfalls noch auf ihrer Wunschliste („das ist das größte Ziel“), doch das Haushahn Final4 war tatsächlich ihr aktuelles Saisonziel für dieses Jahr. „Am Anfang einer Spielzeit setzen wir uns immer ein Ziel, dass wir erreichen wollen“, verrät vom Dorff. „Als wir gerade aufgestiegen waren, war es beispielsweise der Klassenerhalt im Elitekader. Diese Saison waren wir an einem Punkt, wo wir uns gesagt haben: Wir trauen uns das zu, wir müssen uns jetzt nicht mehr verstecken, wir können das.“
Mit diesem frischen Selbstbewusstsein gingen die Brüder in die Saison; den Traum vom Haushahn Final4 immer im Hinterkopf. „Wir wollten uns die Nominierung erarbeiten, denn dafür reichen nicht zwei gute Spiele – du musst konstant gute Leistungen zeigen“, beschreibt vom Dorff. Ihr Plan ging auf: Im März klingelte das Telefon und Schiedsrichter-Chefin Jutta Ehrmann-Wolf teilte den Brüdern die Nominierung mit. „Das war ein geiler Moment“, betont vom Dorff. „In diesem Moment ging die Freude auf das Finalturnier los.“
Als es am 1. April endlich soweit war und das Duo das Halbfinale anpfiff, wurde die Freude kurzzeitig von Aufregung verdrängt. „Die ersten zehn Minuten waren wir einfach nervös“, erinnert sich vom Dorff. „Wir hatten zwar schon vor mehr Zuschauern gepfiffen, aber eben noch nie ein echtes Halbfinale im DHB-Pokal. Das ist ein bedeutsames Spiel, da geht es um alles.“
Doch je besser die Brüder ins Spiel kamen, desto schneller schwand die Nervosität. „Irgendwann war da einfach nur noch pure Spielfreude“, sagt vom Dorff. „Wir haben uns auch über Headset gesagt: Es läuft gut, es macht Spaß, wir können das hier genießen, denn wir sind genau da, wo wir hinwollten.“
Wer ist Fabian vom Dorff?
Fabian vom Dorff (37) pfeift gemeinsam mit Bruder Christian vom Dorff. 2008 stieg das Duo in den Nachwuchskader des Deutschen Handballbundes auf, vier Jahre später leiteten die Brüder ihr erstes Spiel in der 1. Männer-Bundesliga. Seit 2018 gehören sie durchgehend dem Elitekader an. Das Haushahn Final4 um den DHB-Pokal der Frauen war ihr erstes großes Finalturnier. Beruflich ist vom Dorff als Gesellschafter und Geschäftsführer eines Sanitätshauses tätig.
Fotocredit: Marco Wolf, privat