Das Opel-Duo, beide seit Jahren Bestseller, hatte nun gar nichts mit einem anderen Modell zu tun, mit dem Eisenach jahrelang für Furore sorgte. Das hatte einen viel lustigeren Namen, war bekannt als „Dixi“ (lateinisch für „ich habe gesprochen“). So benannte die 1896 gegründete Fahrzeugfabrik Eisenach ab 1904 ihre anfangs großen Modelle. Später stieg das kriselnde Unternehmen auf einen Nachbau des britischen Austin 7 um, ein kleiner sportlicher Zweisitzer. Dann griff BMW zu, kaufte die Firma und erbte so den „Dixi“. In Eisenach begann also auch der Autobau der Bayern. In der Ruhmeshalle von BMW stehen Ikonen wie der Sportwagen 328 und viele andere – alle „Made in Thüringen“.
Nach dem Krieg wurde die zu 60 Prozent von Bomben zerstörte Fabrik von den russischen Siegern demontiert. In DDR-Zeiten liefen nach dem Wiederaufbau der Produktion zunächst diverse Modelle unter der Bezeichnung „EMW“ (Eisenacher Motorenwerke) alte BMW-Typen vom Band, bevor 1955 alle Kraft auf die DDR-Entwicklung Wartburg gelegt wurde. Der Zweitakter der unteren Mittelklasse, für den DDR-Bürger bis zu 17 Jahre Lieferfrist in Kauf nahmen, wurde noch bis 1991 gebaut. Da hatte längst der westdeutsche Autobauer Opel unter der Regie des US-Konzerns General Motors seine Fühler nach Eisenach ausgestreckt. Auf der grünen Wiese im Westen der Stadt wurde eine Halle errichtet, in der am 5. Oktober 1990, also zwei Tage nach dem Vollzug der deutschen Einheit, der erste Opel, ein Vectra, vom Band rollte. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl war dabei.
Er war es auch, der zwei Jahre später den Startknopf zum Bau des ersten Opel-Modells drückte, das in der neuen Fabrik am Standort der einstigen Vectra-Produktion gebaut wurden. US-Präsident Bill Clinton war gleichsam als Anwalt des Besitzers General Motors ebenfalls vor Ort. Ein Jahr davor hatte die Treuhand in den Resten der früheren DDR-Firma das Licht ausgeschaltet. Rund 4.500 Arbeitsplätzen waren betroffen. Da das Opel-Werk mit modernsten Technologien arbeitete, wurden weniger Menschen gebraucht, gerade mal 1.900 Mitarbeiter waren es am Anfang, heute sogar noch mal 600 weniger.
Gut 3,7 Millionen Fahrzeuge wurden bisher in Eisenach gebaut. Neben Astra und Corsa auch der Kleinwagen Adam. Inzwischen aber konzentriert sich Opel in Thüringen nur noch auf sein Flaggschiff, das Mittelklasse-SUV Grandland mit Plug-In-Hybrid oder klassischen Verbrennungsmotoren. „Damit ist das Werk ein wichtiger Teil unserer Elektrifizierungsoffensive“, sagt Opel-Chef Huettl. Bis 2024 soll es in jeder Baureihe eine reine Elektro-Variante geben, vier Jahre später will Opel, das inzwischen zum Stellantis-Konzern gehört, komplett auf Strom umsteigen.
Dazu gehört auch eine neue Submarke, für die Opel auf ein altes Kürzel zurückgreift. „GSE“ stand einmal für Power-Versionen des Commodore oder Monza und bedeutete „Grand Sport Einspritzung“. Künftig weist das „E“ auf den elektrischen Antrieb hin. Die Studie eines neu aufgelegten Opel Manta wurde schon gezeigt, andere GSE-Modelle sollen dann jede Baureihe krönen.
Fotos: Opel