Die Entscheidung fiel in den Dhafra-Dünen. Vom ersten Tag an zeigte der 14-malige Dakar-Sieger Stéphane Peterhansel auf dem einzigen gestarteten E-Mobil von Audi, wer der eigentliche „Herr der Dünen“ ist. Im heftigen Gegensatz zur letzten Dakar-Rallye, die gerade mal 8 Wochen passé ist, hatten sich die Außentemperaturen auf um die 40 Grad Celsius empor geschwungen: Stress für Teilnehmer und Fahrzeuge. Dabei war nahezu die gesamte Elite der Wüsten-Experten vor Ort. Yazeed Al-Rajhi (Toyota Overdrive Hilux), Nasser Al-Attiyah (Toyota Gazoo Hilux), Sébastien Loeb (BRX Hunter), Kuba Przygoński (MINI-Buggy), Martin Prokop (Ford F150 Raptor DKR). Der „Yas Marina Circuit“ bot die traditionelle Gelände-Plattform, um diesen zweiten Wertungslauf zur Rallye Raid- WM durchzuführen.
Während Peterhansel ohne jegliche taktische oder faktische Unterstützung durch einen Markenkollegen solo seine Erfahrung mit Dünen-Überquerungen demonstrierte, begannen seine Mitbewerber schon recht früh, sich mehr oder weniger selbst zu zerlegen. Der Favorit Al Attiyah verpasste seinem Arbeitsgerät einen ordentlichen Kick aufs rechte Vorderrad, musste nochmals neu starten, denn im Biwak schraubten er und sein Copilot Mathieu Baumel so lange, bis sie weiterfahren konnten. Das kostete richtig Zeit und reichte schlussendlich nur zum 5. Gesamtrang. Kurz danach fing sich Peterhansel einen Platten ein, die einzige Panne während der ganzen Zeit. Audis Kühlaggregate für Batterien und Generator mussten Hochleistungsqualität beweisen: Der e-tron lief wie ein Uhrwerk. Und so strauchelten sie der Reihe nach und boten dem Meister aus Frankreich die gerne akzeptierte Chance, von Tag zu Tag den Vorsprung weiter auszubauen. Loeb zeitigte Probleme, die ihn, der anfangs gar auf Platz 2 lag, dann auf Rang 4 zurückwarfen. Al-Attiyah, Al-Rajhi und etliche weitere starke Piloten-Teams machten Fehler oder die Technik streikte. So mancher aber hatte auch nur ganz schlicht Pech.
So gelang es Martin Prokop auf dem bärenstarken Ford F 150 Raptor DKR, sich durch kluge Fahrweise und ohne allzu große Technikstörungen, am Schluss auf dem 2. Platz einzulaufen. Nicht einfach war es auch für Kuba Przygoński auf dem MINI Buggy, der wegen seines nur Zweiradantriebs in den tiefsandigen und hohen Dünen schlicht die weniger guten Karten hatte, da waren die 4×4-Renner eindeutig im Vorteil. Umso wertvoller ist sein hart erarbeiteter dritter Platz auf dem Podium. Stephan Schott, der eigentlich mit Filipe Palmeiro unterwegs hätte sein sollen, verlor seinen portugiesischen Co wegen Corona-Infektion. So kam Philipp Beyer aus dem Hause X-raid erneut zu aktiven Rallye-Ehren auf dem heißen Sitz. Doch der MINI JCW zeigte sich technisch ungnädig und ließ Schott/Beyer schnöde im Stich. Es war übrigens Schotts zwölfte Teilnahme an seiner eigentlichen Lieblingsrallye.
Fotos: Audi Communications Motorsport, X-raid