Dakar 2022: Kampf um Sekunden und heikle Navigation

Am 1. Januar 2022 erfolgte der „Vor-Start“ zur 44. Dakar. Die Arabische Halbinsel ist zum dritten Mal Gastgeberin in Folge. Das Jahr 2022 wird, wie auch immer das Ergebnis ausfällt, in die Dakar-Annalen eingehen, weil zum ersten Mal elektrisch angetriebene Fahrzeuge und Verbrenner mit umweltschonendem Kraftstoff im Gros der Teilnehmer mit von der Partie sind.

Auf dem Weg vom Hafen in Dschiddah zum offiziellen Startort zur 1. Volletappe in Ha’ il wurde ein Rundkurs als „Prolog“ eingelegt, der für den nächsten Tag über die Startreihenfolge entschied. Sicherlich keine Sonderprüfung, um bereits die Entscheidung der folgenden gut 8.000 Kilometer vorwegzunehmen, aber erste Akzente zeichnen sich ab: Nasser Al-Attiyah (Qatar) zeigte gleich auf den ersten Metern mal dezent auf, wie er die Rallye zu gewinnen gewillt ist: Mit vollem und gnadenlosem Boost in jeder Etappe. Er ließ seinen Gazoo-Toyota (Hilux), neu auch mit dem 6-Zylinder-Triebwerk (statt des bisherigen V8), derart durch den Sand fliegen, dass sich die Konkurrenz zwar in Schlagdistanz bewegen konnte, aber, wohl auch taktisch, etwas weniger resolut im Rückspiegel des Qatari blieb. Während der zweiten Halbprüfung, einem Rundkurs um Ha’il, hatten aber bereits einige der Favoriten mit ersten technischen Problemen zu kämpfen. So stand Sainz (Audi RS Q e-tron), ebenso wie Peterhansel auf identischem Modell, unterwegs mehrfach mit ersten kleineren „Drahtwürmern“ in der Elektrik, konnten aber mit Zeitverlust weiterfahren.

Mattias Ekström hingegen kam recht glatt durch den Prolog. Besonders heftig traf es Guerlain Chicherit auf dem Ford des GCK-Teams, das mit speziellem Biosprit unterwegs ist: Auch hier streikte die Elektrik mehrfach und das Team lief mit über zwei (!) Stunden Verspätung in Ha’ Il ein, wurde noch als 87. (!) gezählt, holte dann aber in der Prüfung 1b enorm auf. Das deutsche Team Walcher auf dem Nissan Navara Pickup (V8) ließ es eher ruhiger und sehr überlegt angehen, vermied mit nur knapp fünf Minuten Rückstand keineswegs den Anschluss und reihte sich auf Platz 58 nach dem Prolog ein. X-raid aus Deutschland ist mit einer kleinen Fünfer-Armada von MINIs und MINI Buggys vertreten, zählt zum erweiterten Favoritenkreis vor allem mit dem Polen Jakub Przygoński, der den einachsig angetriebenen MINI Buggy nicht zum ersten Mal mutig durch die Dünen treibt. Doch bereits die erste volle Etappe (333 km gegen die Uhr) droht für einige Favoriten Ungutes bereit zu halten: Bei km 120 verformt Peterhansel das Heck seines Audi so sehr, dass das Team auf den Service-Wagen warten muss. Das kostet richtig Zeit. Carlos Sainz, letzter Sieger hier im Januar 2021, musste seinen Audi RS-Q e-tron ebenfalls mal abkühlen lassen, um auf Hilfe zu warten. Loeb auf dem ferrariroten BRX-Hunter T1+ hat sich an Al-Attiyah gehängt, lässt ihn kaum aus den Augen, lässt den „Brit-Dubai-Racer“ ungestüm durch Sand und Geröll fliegen, verliert zwar auf den Führenden Zeit, scheint aber derzeit der Einzige zu sein, der dem Gazoo-Toyota noch folgen kann. Zumindest hier auf der 1. Volletappe. Nahezu alle Teams hatten ihre Probleme mit der Navigation zu einem bestimmten „Waypoint“. Sand, Steine und Dünen lieferten ein Szenario dazu, welch harte Zeiten noch auf die Teilnehmer zukommen. Im sogenannten „deutsch-deutschen Duell“ zwischen Newcomer Audi und den Altmeistern von X-raid//MINI haben die X-raid-Teams klar die Nase vorn, belegen sie doch die Plätze 7, 9, 14, 16, 17 und 32 während die Ingolstädter von Audi lediglich die Ränge 41 (Ekström), 50 (Sainz) und 61 (Peterhansel) einfahren konnten.

Wahrlich kein Auftakt nach Maß für die „elektrisierenden“ Hybriden von der Donau.

Die Besten der Guten:

  1. Al-Attiyah: Toyota Gazoo Hilux
  2. Loeb: BRX Hunter
  3. Prokop: Ford F150 EVO
  4. Alvarez: Toyota Hilux Overdrive
  5. Vasiliyev: BMW X5
  6. Halpern: MINI Buggy
  7. de Villiers: Toyota Gazoo Hilux
  8. Przygoński: MINI Buggy
  9. Al-Rajhi: Toyota Hilux Overdrive
  10. Despres: GCK Ford

Fotos: BRX, Toyota Gazoo, X-raid

Scroll to Top